Larry Ellison setzt auf Fusion

Merger-Maschine Oracle

02.06.2008
Von Eva Müller

Das Beispiel ist symptomatisch für die Vorgehensweise von Catz. Im ersten Schritt analysiert die Finanzerin, ob und wie der anvisierte Neuzugang das Portfolio ergänzt. Sie interessiert sich nur für Unternehmen, die entweder einzelne Branchen mit Spezialangeboten bedienen - wie etwa auch die auf den Einzelhandel fokussierte Retek, die Oracle 2005 SAP vor der Nase wegschnappte. Oder die Firmen offerieren zusätzliche Funktionen für unternehmensinterne Computersysteme - von der Datenbank über die sogenannte Middleware, die unterschiedlichste Programme verknüpft (BEA, Januar 2008), bis hin zu Anwendungen etwa für Personalverwaltung (Peoplesoft, Januar 2005), Kundenbetreuung (Siebel, Januar 2006) oder intelligente Datenauswertung (Hyperion, März 2007).

Software-Hersteller richten Produkte an Oracle aus

Ziel der Übung: Der Konzern soll alle Software-Anforderungen eines Unternehmens bedienen und sich so einen möglichst hohen Anteil an dessen IT-Budget sichern. Oracle bietet deshalb ein viel breiteres Spektrum an als die auf betriebswirtschaftliche Programme spezialisierte SAP .

Als Nächstes checkt Finanzchefin Catz gemeinsam mit den Entwicklern, ob die Produkte der Kaufobjekte mit der Oracle-Technologie harmonieren. "Unsere Produkte bauten von Anfang an auf Oracle auf, deshalb war die technische Integration sehr einfach", schildert Gorti den typischen Fall. Da der Konzern rund 50 Prozent Anteil am Markt für Datenbanken hält - eines der grundlegenden Elemente der IT-Infrastruktur eines Unternehmens -, richten die meisten Software-Hersteller ihre Produkte zumindest teilweise auf die Kalifornier aus.

Jetzt muss der Kandidat nur noch das letzte und alles entscheidende Kriterium erfüllen. Sein Geschäft muss kontinuierlich Gewinne erwirtschaften, damit er als Teil von Oracle sein Scherflein zur Steigerung der Marge beiträgt. Sofort nach Vertragsabschluss setzt die Übernahmestrategin dann ihre Integrationstruppen in Marsch. Nach einem exakten Leitfaden übertragen Experten aus der Zentrale und aus den zuständigen Geschäftsbereichen die Oracle-Methodologie auf das Übernahmeobjekt.

Die berüchtigten HQ-Apps zum Beispiel, die total standardisiert alle Abläufe im Unternehmen regeln. Für jeden Vorgang - von Berichten über Kundenkontakte bis zur Genehmigung von Rabatten - existiert ein Formular im internen System. An diesen Workflow hat sich jeder Mitarbeiter zu halten. Ob Sachbearbeiter oder Top-Manager: Jeder muss die geforderten Informationen in den Computer tippen und auf die zugehörigen Bestätigungs-Mails warten. Das können schon mal 300 Stück am Tag sein, deren Bearbeitung regelmäßig ein bis zwei Stunden Zeit erfordert.

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