Cloud Computing


Cloud-Giganten

Microsoft Azure - mit der deutschen Cloud zu neuen Geldquellen

Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Fazit zu Microsoft Azure

Für Microsoft spricht, dass viele Unternehmen, vor allem Mittelständler, bereits Lösungen von Microsoft Azure einsetzen. Laut Crisp Research nutzen bereits 53 Prozent der mittelständischen Unternehmen Microsoft Azure oder prüfen zumindest den Einsatz der Cloud-Plattform. "Es ist wahrscheinlich, dass die Integration von Microsoft Azure in die bestehenden IT-Architekturen der Mittelständler tendenziell leichter fallen sollte als die Integration anderer Cloud-Lösungen", stellt daher René Büst von Crisp Research fest. Weitere Pluspunkte sind die große Partnerlandschaft und das Know-how beim Aufbau von Enterprise-IT-Umgebungen.

Dem stehen einige Schwachpunkte gegenüber, etwa die im Vergleich zu AWS niedrige "Taktzahl" bei der Integration neuer Applikationen und Funktionen in Azure. Das galt bislang auch für Open-Source-Lösungen. Abzuwarten bleibt, inwieweit sich das Treuhänder-Modell in Deutschland bewährt. Viel wird davon abhängen, welchen Preis Anwender dafür zahlen müssen, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in Bezug auf die Funktionen und das Handling der "deutschen" Azure-Umgebung.

In jedem Fall hat Microsoft das Zeug dazu, dem großen Konkurrenten Amazon Web Services Paroli zu bieten. Doch sollte das Unternehmen nicht nur den Blick auf AWS richten. Denn in jüngster Zeit haben auch Google und Oracle angekündigt, ihre bislang zögerliche Haltung in puncto Public Cloud aufzugeben und sich stärker zu engagieren. Eine ernsthafte Bedrohung für AWS und Microsoft stellen sie allerdings noch nicht dar. (wh)

Microsoft Azure Pro & Contra

Pro

Umfangreiches Cloud-Angebot, vor allem im Bereich PaaS

Enge Verzahnung von Private- und Public-Cloud-Angeboten

Ergänzung von Azure durch Cloud-Dienste wie Office 365 und Microsoft Dynamics CRM Online

Starkes Kunden- und Partner-Ökosystem, bedingt durch die Verbreitung von Windows, Office und weiteren Microsoft-Lösungen in Unternehmen

Rechenzentren in Deutschland mit einem speziellen Modell für den Datenschutz (Treuhänder)

Contra

Längere Innovationszyklen und geringere Agilität als Amazon Web Services

Bisher zögerliche Einbindung von Open-Source-Lösungen

Immer noch starke Fokussierung auf Windows und andere Microsoft-eigene Produkte

Treuhänder-Modell in Deutschland muss seine Tragfähigkeit noch belegen

Mobile First mit Schwächen

Die Abhängigkeit Microsofts vom Cloud-Business dürfte sich noch verstärken. Denn die zweite Hälfte von Satya Nadellas Doppelstrategie "Cloud First - Mobile First" weist Schwächen auf. So wurden nach Angaben der Markforschungsfirma Gartner im vierten Quartal 2015 weltweit nur rund 4,4 Millionen Smartphones mit Windows Phone verkauft. Im selben Quartal des Vorjahres waren es noch 10,4 Millionen Mobiltelefone. Analog dazu fiel der Windows-Markanteil von 2,8 auf 1,1 Prozent.

Besser ist es um Windows 10 auf Tablets und "Convertibles" (2-in-1-Systemen) bestellt: Die Markforscher von Strategy Analytics gehen davon aus, dass der weltweite Marktanteil von Windows auf Tablets von 10 Prozent im Jahr 2015 bis 2019 auf 18 Prozent steigt. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass sich im Tablet- und im Smartphone-Segment eine Marktsättigung abzeichnet.

Die "Deutschland-Cloud" von Microsoft

Im November 2015 kündigte Microsoft an, ab der zweiten Jahreshälfte 2016 seine Cloud-Dienste in Deutschland über Rechenzentren in Frankfurt am Main und Magdeburg anzubieten. Der Datenaustausch zwischen den zwei Datacentern erfolgt über ein privates Netzwerk. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Daten deutscher Cloud-Kunden auch in Deutschland verbleiben.

Ein Datentreuhänder mit Hauptsitz in Deutschland kontrolliert den Zugang zu Kundendaten. Er stellt sicher, dass Kundendaten nicht an Dritte weitergegeben werden. Microsoft hat mit dieser Aufgabe T-Systems betraut, eine Tochter der Telekom. T-Systems unterliegt nicht US-Recht wie Microsoft, sondern ist an die strengeren Datenschutzregelungen in der EU und Deutschland gebunden.

Ohne Zustimmung des Datentreuhänders oder des Kunden hat Microsoft nach eigenen Angaben keinen Zugang zu Kundendaten. Nur wenn ein Zugriff auf Kundendaten durch Microsoft notwendig und durch den Treuhänder genehmigt wird, etwa wegen Wartungsarbeiten in den Cloud-Rechenzentren, erfolgt ein zeitlich begrenzter Zugriff auf Kundeninformationen. Dies geschieht unter Aufsicht des Treuhänders.

Auch Unternehmen und öffentliche Auftraggeber aus anderen EU-Mitgliedsstaaten zählen zur Zielgruppe, die Microsoft über die Datacenter in Deutschland anspricht. Adressaten sind vor allem Anwender, die besonders hohe Anforderungen in Bezug auf den Datenschutz haben oder unkontrollierte Zugriff auf Informationen durch Dritte ausschließen möchten.

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