Elektroflugzeuge

Münchner Elektrojet in der Gunst von Investoren

05.09.2017
Bei der Entwicklung kleiner elektrischer Flugmaschinen zeichnet sich ein Wettlauf vieler Anbieter ab. Das Unternehmen Lilium aus München rüstet sich nun mit einer kräftigen Geldspritze für den Bau eines Elektrojets, der länger und schneller fliegt als die Konkurrenz.
Kleine elektrische Flugzeuge der Münchner Firma Lilium, die senkrecht starten und landen können, könnten in Zukunft zum Beispiel als Lufttaxis eingesetzt werden.
Kleine elektrische Flugzeuge der Münchner Firma Lilium, die senkrecht starten und landen können, könnten in Zukunft zum Beispiel als Lufttaxis eingesetzt werden.
Foto: Lilium GmbH

Der deutsche Entwickler von Elektroflugzeugen Lilium hat sich 90 Millionen Dollar frisches Geld bei Investoren besorgt. Das Unternehmen aus München entwickele ein fünfsitziges Flugzeug, das in Serie gehen solle, sagte Mitgründer und Chef Daniel Wiegand der Deutschen Presse-Agentur zur Vorstellung des Deals am Dienstag. Unter den Geldgebern sind der chinesische Internet-Konzern Tencent, der Start-up-Finanzierer Atomico und die Investment-Firma Obvious Ventures von Twitter-Mitgründer Ev Williams.

Mit der ersten Geldspritze von gut zehn Millionen Dollar hatte Lilium einen Prototypen entwickelt und getestet, der senkrecht starten und landen kann. Zugleich fliegt die Maschine im Gegensatz zu Konkurrenzmodellen wie ein klassisches Flugzeug und nicht wie eine große Drohne. Dadurch soll der Lilium Jet in einer Stunde Flug bis zu 300 Kilometer zurücklegen können und schneller und weiter fliegen als andere elektrische Maschinen. Die Maschine wird von 36 Elektromotoren in den Flügeln angetrieben.

"Wir haben einen Prototypen gebaut, der demonstriert, dass die Technologie an sich funktioniert - aber der größere Weg ist der vom Prototypen zum zugelassenen Serienflugzeug", sagte Wiegand. Deshalb seien nun der Umfang an Tests für die Zulassung, aber auch der Detailaufwand in der Entwicklung um ein Vielfaches höher. "Wir werden sicherlich noch eine Finanzierungsrunde machen, bevor wir in Serie auf dem Markt sind. Aber man kann mit 90 Millionen schon sehr viel schaffen, auch in der Flugzeugentwicklung." Die Arbeit werde mehrere Jahre dauern - "es sind ähnliche Zeithorizonte wie in anderen Flugprojekten auch". Für die nächsten fünf bis zehn Jahre plant Lilium einen Piloten ein - "langfristig sehen wir aber den autonomen Betrieb", sagte Wiegand.

Airbus arbeitet ebenfalls an Elektroflugzeugen

Kleine elektrische Flugzeuge, die senkrecht starten und landen können, sollen in Zukunft zum Beispiel als Lufttaxis eingesetzt werden. Neben Start-ups arbeitet auch der Flugzeugbauer Airbus daran. Erst im Sommer investierte Daimler in den ebenfalls deutschen Fluggeräte-Entwickler Volocopter, der seine drohnenähnlichen Maschinen unter anderem in Dubai testen will.

Lilium stellt sich den Betrieb so vor: "In einer Stadt mit einer Million Einwohnern gibt es zunächst 10 bis 20 Ports, die mit dem Auto angefahren werden - und dann fliegt man 10 bis 20 Kilometer und hat eine riesige Zeitersparnis." In Berlin dauere es zum Beispiel mit dem Auto eine Stunde, um von einem Ende der Stadt ans andere zu kommen - mit dem Lilium-Jet bräuchte man fünf Minuten, nennt Wiegand ein Beispiel.

Außerdem könne man mit solchen kleinen FluggerätenFluggeräten erstmals eine Hochgeschwindigkeitsanbindung jedem Ort zur Verfügung stellen. "ICE oder Autobahn sind extrem teure Infrastrukturen, die normalerweise Großstädten vorbehalten bleiben." Für die Flugzeuge müsse eine Gemeinde hingegen nur 100.000 Euro in einen Start- und Landeplatz investieren. "Das kann man allein aufgrund der Infrastruktur-Kosten mit keinem anderen Verkehrsmittel machen." (dpa/rs) Top-Firmen der Branche Transport

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