Boehringer Ingelheim
Nach dem Umdenken kam das Tool
In wöchentlichen Meetings treffen sich sämtliche an einem Produkt beteiligten Prozess-Manager und bringen sich gegenseitig auf den aktuellen Stand. "Um diesen Überblick über sämtliche Teilprozesse zu verbessern, brauchten wir bei einer Vielzahl der Artikel und Technologien eine technische Lösung“, sagt Klomann. Hierfür holte der Mann aus dem Fachbereich, der sich als Treiber sieht, auch CIO Hans-Gerhard Herrmann mit ins Boot, der mit Klomann zudem im Lenkungsausschuss für dieses Projekt sitzt.
Ziel war es, sämtliche Prozess-Schritte auf einen Bildschirm zu holen. Doch eine Nutzwertanalyse verschaffte Klomann zunächst eine Übersicht über den Status quo. Über die SAP-Systeme war das nur umständlich möglich. "Wir mussten bis zu 16 Bildschirme aufmachen, um eine Gesamtübersicht zu bekommen“, sagt Klomann, der sich unter drei Systemanbietern für den Lieferkettenspezialisten Wassermann entschied.
Umsatzbringer mit neuem IT-Tool
Für vier Prozessketten - unter anderem für Spiriva - ist heute ein IT-Tool im Einsatz, das sich wie eine Aggregationsschicht über die SAP-Systeme legt, die nötige Informationen aus Teilprozessen für Produkte zusammenträgt und übersichtlich darstellt. "Alle Stammdaten zieht sich die Software aus SAPSAP - die Basisinformationen“, so Klomann. 180 Kollegen arbeiten heute mit dem neuen System, planen Kapazitäten, simulieren Szenarien und steuern schließlich die Ressourcen möglichst optimal aus. Knapp zweieinhalb Jahre brauchte Boehringer mit dem Kooperationspartner Wassermann, deren Software auf die Bedürfnisse des Pharmakonzerns abzustimmen. Zwölf Monate für die Erstellung eines Pflichtenheftes, die Anpassung der Software und die Implementierung hatten die Ingelheimer ursprünglich geplant - erst nach 36 Monaten allerdings war die neue Software einsatzbereit und validiert. "Diese Abschlussprüfung ist insbesondere in der Pharmabranche sehr wichtig“, erläutert Klomann, der nun in Echtzeit über den Stand der technologischen Prozesse Bescheid weiß. Die jährliche Kapazitätsplanung, also die strategische Planung, wickelt Boehringer nach wie vor über SAP R/3 ab, während die Grobplanung mit der Fertigungsplanung und Sicherstellung der Materialversorgung sowie die Feinplanung mit der Zuordnung von Maschinen und der Auftragsreihenfolgeplanung in der Matrixstruktur Sache des neuen Tool "wayRTS" ist. Informationen über Abweichungen vom Ausgangswert sendet SAP an das Tool zurück. Alles zu SAP auf CIO.de
Prozess-Denke durch IT-Entwicklung
Dass die Entwicklung in der Boehringer’schen IT-Infrastruktur dreimal so lange gebraucht hat wie geplant, stört den Mann nicht, der seit mehr als 20 Jahren in Ingelheim in verschiedenen Logistikfunktionen tätig ist. Nach jeder Implementierung der inzwischen vier Produkte habe man etwas dazugelernt, meint Klomann.
Dabei war die Technik nicht einmal das einzige Neue: Mit der Produktion einen ganzen Teilbereich zur Prozess-Denke zu bewegen war die eigentliche Herausforderung. „Da kam uns die Zeit, die wir für die Entwicklung der Software länger gebraucht haben, sehr gelegen“, erinnert sich Klomann. Während in der Vergangenheit die Mitarbeiter der Verpackungslinie und die Mitarbeiter in der Produktion ihre eigenen Belastungsprofile für die Maschinen entwarfen und lediglich ihren Teilprozess sahen, ist der Blick über den Tellerrand des eigenen Arbeitsbereichs nicht nur nötig, sondern auch gefordert.