Bertram Hilgen
Neue Kraft unter Herkules
Das neue Unternehmen heißt Ekom 21 GmbH. Noch existiert es im Verbund mit KGRZ und KIV; diese erbringen nämlich "hoheitliche Beistandsleistungen" - etwa Berechnung, Druck und Versand von Gebühren- und Bußgeldbescheiden, die nicht der Mehrwertsteuer unterliegen. Das gilt jedoch nur dann, wenn sie von einer öffentlichen Körperschaft in Rechnung gestellt werden. "Ekom müsste dafür Mehrwertsteuer nehmen, aber die Gemeinden könnten diese nicht als Vorsteuer geltend machen", sagt Hilgen. "Im Rahmen der EU-Harmonisierung werden möglicherweise alle Leistungen mehrwertsteuerpflichtig werden. Erst dann gehen auch hoheitliche Leistungen an die Ekom."
Gern verweist der künftige Kasseler Stadtvater auf die finanziellen Eckdaten nach der Neuausrichtung: "Wir haben schon in den ersten drei Jahren keine roten Zahlen geschrieben." 2004 erwirtschaftete man 1,3 Millionen Euro Überschuss, nach 1,9 Millionen im Vorjahr. 2001 mit 500000 Euro Stammkapital gestartet, verfügt Ekom nun über Eigenkapital in Höhe von 5,5 Millionen Euro - das ist eine Quote von 42 Prozent. "Obwohl ein Kontrahierungszwang, also die Verpflichtung der kommunalen Kunden, der Ekom Leistungen abzunehmen, nicht existiert", betont Hilgen. Hans Eichel wäre stolz auf seinen Ex-Mitarbeiter.
Zudem führte der IT-Manager in etwa 400 der 421 hessischen Gemeinden das plattformunabhängige Einwohnermeldewesen "Ewo Pamela" ein - eine Kooperation mit der Stadt München. Damit schuf Hilgen eine wichtige Basis für künftige öffentliche Einnahmen: "Wenn das neue Melderechtsrahmengesetz in Hessen umgesetzt ist, wird es in Hessen und Bayern eine zentrale Online-Melderegisterauskunft samt landesübergreifender Nachverfolgung geben, die auch 'Power-Usern' wie BankenBanken und Versandunternehmen gegen Entgelt zur Verfügung steht." Hessenweit führten die Körperschaften im Ekom-Verbund zudem ein Personalabrechnungssystem für 120 000 öffentlich Beschäftigte ein, des Weiteren ein neues Ordnungswidrigkeitsverfahren. "Wer in Hessen zu schnell fährt, kriegt sein Knöllchen von uns", freut sich Hilgen. Top-Firmen der Branche Banken
Als "ganz große Aufgabe" sieht der Ekom-Chef ein laufendes Projekt für das Finanzwesen der Städte und Gemeinden an, dessen Abschluss der Gesetzgeber bis 2009 vorgeschrieben hat: den Umstieg von der Kameralistik, also der öffentlichen Haushaltswirtschaft, auf die "Doppelte Buchführung in Konten" (Doppik). Hier werde der Unternehmensverbund nicht nur entwickeln, sondern auch viel beraten müssen, so Hilgen, um "Verständnis für die betriebswirtschaftlichen Elemente in öffentlichen Haushalten" zu schaffen.
Ekom setzt auf langfristige Geschäftsbeziehungen. Es gehe im Public Sector nicht um die schnelle Mark, betont Hilgen. "Wenn Sie einen Bürgermeister einmal hinters Licht geführt haben, dann ist die Messe gelesen." Außerdem sehe er seine Kunden zweimal im Jahr auf der Verbandsversammlung - dann als Eigentümer.