Renitente Infrastruktur
Nicht alle Server kommen in die Cloud
Rund 45 Millionen Server sind heute weltweit in Betrieb - mit leicht steigender Tendenz, schätzt Joseph Reger, Chief Technology Officer bei Fujitsu Technology Solutions. Der Physiker und Informatiker könnte sich sogar mit der Wette anfreunden, selbst wenn er sie "tendenziell für zu plakativ" hält: "Wir sind im Cloud ComputingCloud Computing noch in der Phase, in der die Veränderungsgeschwindigkeit überschätzt wird, auch wenn die Richtung unbestritten ist." Alles zu Cloud Computing auf CIO.de
Allerdings seien zehn Jahre seiner Meinung nach ein vertretbarer Zeitrahmen, in dem viele große Umwälzungen stattfinden werden, und überdies die alten Anschaffungsmodelle - "Mein Geld steht im Keller" - nicht mehr zeitgemäß. Auch werde es künftig für kleine und mittlere Unternehmen keine guten Argumente dafür geben, eigene Server zu betreiben. Dass die Entwicklung in Richtung Cloud zielt, sei laut Reger programmiert: "Wenn aber in der Wette suggeriert wird, dass die gesamte IT auf dieses Modell hinausläuft, ist mir das zu optimistisch."
Alle wettbewerbsrelevanten Applikationen in die Cloud
Selbst der langjährige IT-Vorstand Lamberti geht davon aus, dass es auch künftig Server geben wird, die nicht in einer Cloud stehen: "Wer lange in der Branche unterwegs ist, weiß, dass Infrastrukturen einen hohen Renitenzgrad haben", sagt der Manager, der heute als eigenständiger Unternehmer im Bereich Cloud-Software aktiv ist. Die eigenen Server hätten weniger mit Sicherheitsbedenken zu tun, zumal er glaube, dass die Cloud genauso sicher sein wird wie das persönliche RechenzentrumRechenzentrum. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de
"An einigen Stellen im Unternehmen sind jedoch nachlaufende Anwendungen so eng miteinander und mit der Hardware verzahnt, dass sie nicht einfach in die Cloud überführt werden können." Diese würden als typische Legacy-Anwendungen weiterhin im firmeneigenen Rechenzentrum unterhalten, prognostiziert Lamberti: "Alle modernen und wettbewerbsrelevanten Applikationen hingegen werden in der Cloud bereitgestellt."
Dass dadurch die technische Komponente der IT in den Hintergrund gedrängt wird, befürchtet er nicht. "Die Durchdringung mit Technik und die IT-Fokussierung der Unternehmen werden eher zunehmen." Allerdings werde die Technik maskiert sein wie unter der Motorhaube eines modernen Autos, sagt Lamberti. Zwar sei die Technik wesentlich komplexer als vor 40 Jahren, aber es würde auch kaum noch Bedarf geben, die Haube persönlich zu öffnen: "Wenn das Auto mit seinem Hersteller über die Cloud kommuniziert, weiß dieser ohnehin sofort, welche Aufgaben rund um den Motor erledigt werden müssen." Die Integration der allgegenwärtigen IT sei jedoch weiterhin eine technische Herausforderung, "und auch das gehört zur Rolle des CIOs".