Retail IT


Unternehmen müssen mehr an ihre Kunden denken

„Nirgends wird mehr Geld verschenkt als im E-Commerce“

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Jost: Gefunden werden ist ja eine wesentliche Voraussetzung für einen erfolgreichen Web-Auftritt, Ist es sinnvoll, sich auf eine optimierte Platzierung bei den dominanten Suchmaschinen in zu konzentrieren?

Fischer: Nach unserer Erfahrung unbedingt! Auf das erste Ergebnis bei Google klicken etwa 46 Prozent aller Suchenden. Auf Platz sechs noch durchschnittlich 4,5 Prozent. Das macht eine Besuchersteigerung von 1000 Prozent, wenn man es von Platz sechs auf eins schaffen sollte. Hat man einen funktionierenden Shop dahinter und alle Randbedingungen bleiben gleich, steigt auch der Umsatz um diese Dimension. Wer kaufmännisch ausgebildet ist, wird gleich erkennen, dass der Gewinn hier überproportional zum Umsatz steigern muss. Mit anderen Worten: Einige wenige, gute Platzierungen ganz vorne bringen deutlich mehr, als hunderte von Begriffen auf den Folgeseiten der Suchergebnisseiten von Suchmaschinen. Im deutschsprachigen Raum ist wohl derzeit eine Konzentration auf Google anzuraten. Hier tummeln sich mit allen Partnersites etwa 90 bis 95 Prozent des gesamten Suchvolumens.

Jost: Wodurch versäumen Unternehmen denn typischerweise TOP-Platzierungen bei Suchmaschinen?

Fischer: Oft lassen sie sich von Agenturen Technologien einsetzen, die Suchmaschinen den Weg zur Inhaltserkennung der Seiten verwehren. Das ist ein großes Problem, denn woher soll ein Unternehmen, das Bremsklötze herstellt, wissen, welche Techniken Suchmaschinen nicht schmecken? Webagenturen verdienen aber mit sogenannten Flash-Animationen viel mehr Geld als mit einfachen Webseiten. Dazu kommt, dass selbst auf das Web spezialisierte Agenturen oft noch immer nicht wissen, wie eine Seite optimal für Suchmaschinen gestaltet werden muss. Oft ist es gar kein böser Wille oder die Maxime, möglichst viel Umsatz aus einem Auftrag zu generieren. Es ist schlicht Unkenntnis.

Jost: Der potentielle Kunde hat mich gefunden, wie bekomme ich ihn jetzt dazu, etwas bei mir kaufen?

Fischer: Sie haben eine Sekunde Zeit! Gerade wenn Besucher über Suchmaschinen kommen, geben sie einer Webseite wenig Zeit. Tatsächlich hat man etwa eine Sekunde, um zu visualisieren, worum es hier geht. Tippt jemand einen Domainnamen von einer Visitenkarte ein, verhält er sich dagegen völlig anders – und toleranter. Beim unserem „First-Impression“ Test stellen wir fest, dass man auf vielen Webseiten beim besten Willen nicht auf den ersten Blick erkennen kann, was der Betreiber anbietet. Man darf das Umfeld eines Suchmaschinennutzers nicht vergessen: Er kommt von einer Seite mit zehn Alternativen, d. h. er hat nach dem Klick auf den Zurück-Button noch weitere, vielversprechende Möglichkeiten. Warum soll er sich mit einer kompliziert wirkenden Seite rumschlagen? Warum soll er den „Unternehmensvisions-Film“ mit „Skip intro“ überspringen, wenn er nicht mal weiß, was das bedeutet? Das Design bestimmt zum großen Teil mit, ob es den Besuchern Spaß macht. Wir sehen zum Beispiel gerne andere Menschen auf Webseiten – eine Augenpartie kann schon reichen, um eine Webseite sympathischer zu machen. Oder: Wir klicken gerne auf dreidimensionale Buttons. Viel lieber als auf flache Rechtecke mit „kaufen.

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