Management

Nur schlechte Manager nehmen sich allzu wichtig

22.10.2013
Von Ferdinand Knauß

"Autonome, geistreiche und kreative Mitarbeiter"

Ihr Buch orientiert sich an den vier Fragen, die sich Kant zufolge die Philosophie zu stellen habe: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und daraus folgernd: Was ist der Mensch? Welche dieser Fragen ist für Unternehmen die wichtigste?

Helmut Geiselhart: Die letzte. Ich glaube, dass da in sehr vielen Unternehmen sehr vieles besser gemacht werden könnte. Zum Beispiel die Art und Weise der Personalauswahl und Weiterbildung, die oft auf einem unreflektierten Menschenbild beruht. Was wird da heute ein Aufwand betrieben mit 360-Grad-Beurteilung, Assessment-Center, Gutachten und Coaching!

Aber das alles erlaubt uns nicht zu sehen, wie die Menschen sind - was aber immer behauptet wird. Wir Menschen sind vielfältiger als diese Methoden unterstellen. Die Neurologie als die modernste Wissenschaft vom Menschen beweist, dass kein Gehirn dem anderen gleicht, Basis einer unendlichen Vielfalt. Die Psychoanalyse mit ihrer intimsten Kenntnis von Menschen weiß um Bereiche, die unserem Bewusstsein nicht zugänglich oder verfügbar sind, aber von ungeheurer Energie geladen, die uns gelegentlich zu ungewöhnlichen Leistungen befähigt, die wir dann nutzen aber nicht domestizieren können.

Und was wäre die Alternative?

Helmut Geiselhart: Zum Beispiel sollten bei einem Assessment die Beurteiler selber Gegenstand der Beurteilung werden. Meine Vorstellung ist, dass Vorgesetzte und Mitarbeiter gemeinsam und immer wieder anhand der Unternehmensstrategie und -vision vereinbaren, in welcher Weise sich der Mitarbeiter weiterbilden kann. So dass das persönliche Bemühen des Mitarbeiters im Zusammenhang steht mit dem Unternehmensziel und in Absprache mit dem Vorgesetzten.

Der mündige Mitarbeiter als Ziel.

Helmut Geiselhart: Ja, ein autonomer, nicht in den Griff zu bekommender, geistreicher, kreativer Mitarbeiter.

Quelle: Wirtschaftswoche

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