Opel und Groupe PSA
Opel-CIO Külpp macht Tempo bei der IT-Migration
Doch es sind nicht nur technische Hürden, die Opel nach der Ausgliederung von GM nehmen musste. "Wir haben sämtliche Softwarelizenzen neu beschafft", berichtet der CIO. Das Problem: Die zum Teil hohen Mengenrabatte, die General Motors als globaler Großkonzern erzielte, mochte so mancher Softwarehersteller der deutlich kleineren Opel Automobile GmbH nicht einräumen. Külpp: "Eine Lösung lag darin, Lizenzen mit der Groupe PSA gemeinsam zu nutzen." Auf diese Weise sei es gelungen, die Softwarekosten unterm Strich deutlich zu optimieren.
Nachschärfen im laufenden Betrieb
Wie wichtig das Thema Geschwindigkeit im Migrationsprozess ist, zeigte sich nach einigen Monaten. "Irgendwann haben wir gemerkt: Wir können und wollen noch schneller sein", blickt der IT-Chef zurück. "Also wurde der Plan nachgeschärft und enthält jetzt noch ehrgeizigere Ziele." Dazu gehört die Vorgabe, alle 1.350 Altsysteme schon bis Ende 2019 in die Opel-IT zu überführen. Das Ziel, Opel-Anwendungen und -Plattformen in die PSA-Welt zu integrieren, habe man um "mehrere Jahre" vorverlegt, so Külpp. Die PSA-IT und die von Opel arbeiteten seit Beginn der Übernahme erfolgreich zusammen, daher laufe alles nach Plan. Opel habe die Vorgaben des PACE!-Programms sogar übererfüllt.
Dabei sorgen auch die externen Rahmenbedingungen für viel Arbeit. Themen wie die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (EU-DGVO), das neue WLTP-Verfahren (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) für Verbrauchs- und Abgastests und nicht zuletzt der Brexit halten die IT-Abteilung von Opel/Vauxhall angesichts der starken Präsenz in Großbritannien zusätzlich auf Trab.
Opel macht wieder Gewinne
Gemessen werden die Migrationsvorhaben insbesondere an den erzielten Synergie-Effekten. Ein großer Hebel für die Kostensituation bei Opel war die Entscheidung, statt neun verschiedener Plattformen in der Fahrzeugfertigung zukünftig nur noch die beiden Konzernplattformen von PSA zu nutzen.
Im vergangenen Jahr sei es gelungen, die Fixkosten um 27 Prozent zu senken, betont Külpp: "Die IT hat ihren Teil dazu beigetragen und konsequent Synergien ausgeschöpft." Neben niedrigeren Kosten für Softwarelizenzen spart Opel auch beim Betrieb von Großrechnern. So wurde etwa der Mainframe in den USA nicht nach Rüsselsheim, sondern nach Frankreich umgezogen und mit dem vorhandenen konsolidiert. Hier richtete Opel zusammen mit den französischen IT-Kollegen auch sein Disaster Recovery Center ein, das den Betrieb im Rüsselsheimer Rechenzentrum absichert.
Die Auswirkungen wurden sichtbar, als Opel die Geschäftsergebnisse für 2018 präsentierte, dem ersten vollen Jahr der Zugehörigkeit zur Groupe PSA. Erstmals seit zwei Jahrzehnten verdiente der Autobauer wieder Geld und wies einen Betriebsgewinn von 859 Millionen Euro aus, mehr als jemals zuvor.