Gefahr durch Cloud
Outsourcing: Fertigungstiefe unter 50 Prozent
Insourcing muss möglich bleiben
Konkrete Zahlen zur IT-Wertschöpfungstiefe lässt sich Günthör leider nicht entlocken. "Ob die bei 20, 30 oder 50 Prozent liegt, spielt für uns keine Rolle. Entscheidend ist ausschließlich der betriebswirtschaftliche Nutzen", stellt der CIO klar. Den Mitarbeitern in der internen IT-Organisation bleibt so mehr Raum für strategische Kernaufgaben. Dazu zählt Günthör Portfolioplanung und -Management sowie die Umsetzung von IT-Innovationen. In den eigenen Händen behält der P&G-CIO zudem die Leitung globaler IT-Initiativen, wie etwa die Einführung eines neuen Finanz- und Controlling-Systems und die Planung der IT-Enterprise-Architektur. Günthör legt Wert auf eine gesunde Balance zwischen Outsourcing und internem Know-how. "Das ist Teil unserer IT-Strategie. Wenn es mit dem Outsourcing einmal nicht klappt, müssen wir jederzeit in der Lage sein, ausgelagerte IT-Bereiche wieder einzugliedern."
Die IT-Fertigungstiefe lässt sich also keineswegs beliebig reduzieren - selbst in solchen Unternehmen nicht, die sich ausdrücklich ihres Outsourcing-Anteils rühmen. "In jedem Fall benötigt man mindestens zehn bis 15 Prozent an internen Mitarbeitern, um die externen Dienstleister zu koordinieren und zu überwachen - oder als Störungsreserve", rechnet Bank-CTO Ritz vor. Bei strategisch wichtigen Plattformen müsse die interne Wertschöpfungstiefe sogar deutlich höher liegen.
Jedoch: Derlei Sicherheitsbedenken plagen den gemeinen IT-Nutzer nicht. Fachanwender nutzen die Cloud ohne Wissen der IT-Abteilung für Projekt-Management, Terminverwaltung oder Speicherung von Daten. Damit liegt die tatsächliche IT-Fertigungstiefe in vielen Fällen unter den offiziell angegebenen Werten. "Diese Schatten-Informatik stellt CIOs vor ganz neue Probleme", warnt Professor Walter Brenner von der Universität St. Gallen: "Da sich die Nutzung von IT-Anwendungen und Serverkapazitäten dem Einfluss der IT-Abteilung entzieht, steigt das Risiko von Datenverlusten."