Supermarktkette

Plan für Zerschlagung von Kaiser's Tengelmann steht

19.09.2016
90 Millionen Euro Verlust macht Kaiser's Tengelmann in diesem Jahr. Die Übernahme durch Edeka liegt - vom Gericht gestoppt - auf Eis. Nun steht der Plan für die Zerschlagung der Supermarktkette. Tausende werden dann ihre Jobs verlieren. Bringt ein Krisengipfel die Rettung?

Der Plan für die Zerschlagung von Kaiser's Tengelmann steht. Dutzende Filialen stehen zur Schließung an, Tausende werden ihre Jobs verlieren, schreibt die "Bild am Sonntag". Vor allem werde es Nordrhein-Westfalen hart treffen: 3000 der 4000 Mitarbeiter dort müssten wohl gehen, sagte eine mit der Sache vertraute Person am Sonntag auch der Deutschen Presse-Agentur. Beraten wird der Plan am kommenden Freitag vom Aufsichtsrat.

Die Hoffnungen ruhen nun auf einem Krisengipfel mit allen Beteiligten des Übernahme-Dramas um die traditionsreiche HandelsketteHandelskette. Neben den Vertretern Tengelmanns sollen EdekaEdeka, der Konkurrent ReweRewe und die Gewerkschaft Verdi mit am Tisch sitzen. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, Rewe-Chef Alain Caparros habe per Brief an die Tengelmann-Eigentümer seine Gesprächsbereitschaft betont. Der genaue Termin und der Ort des Spitzentreffens sind noch unbekannt. Top-500-Firmenprofil für Edeka Top-500-Firmenprofil für Rewe Top-Firmen der Branche Handel

Grund für die Misere ist die festgefahrene Fusion von Kaiser's Tengelmann mit dem Marktführer Edeka. Der Zusammenschluss liegt derzeit auf Eis und wird vor Gericht geklärt. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte mit einer Ministererlaubnis den Weg für die vom Kartellamt untersagte Fusion zwar wieder frei gemacht. Doch das Oberlandesgericht Düsseldorf kassierte diese Erlaubnis wieder ein, nachdem Wettbewerber wie Rewe dagegen vorgegangen waren. Edeka und Gabriel sind anschließend vor den Bundesgerichtshof (BGH) gezogen. Der will am 15. November eine erste Entscheidung treffen.

Ob Tengelmann so lange warten kann, ist offen. Die Lage der Kette spitzte sich nach Informationen der dpa zuletzt weiter zu. Die Geschäftsführer der angeschlagenen Gruppe rechnen allein in diesem Jahr mit Verlusten von rund 90 Millionen Euro, wie aus einem Brief des Managements an Eigentümer Karl-Erivan Haub vom 6. September hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. " ... es bedarf keiner dezidierten Planung, dass sich dieses Ergebnis im kommenden Geschäftsjahr weiter deutlich verschlechtern wird", heißt es unter anderem in dem Schreiben.

Aus Sicht des früheren Chefs der Monopolkommission, Daniel Zimmer, hat Haub die dramatische Lage selbst verschuldet. "Er hat sich von Anfang an auf Edeka versteift und hält stur daran fest", sagte Zimmer dem Berliner "Tagesspiegel" (Montag). Zimmer kritisiert, die Tengelmann-Führung habe seit dem Übernahmeverbot durch das Kartellamt im März 2015 Zeit gehabt, Alternativen zu suchen. "Es kann sein, dass jetzt mehr Mitarbeiter ihre Jobs verlieren als das bei einer früheren Lösung nötig gewesen wäre", sagte Zimmer, der als Kommissionschef nach Gabriels Entscheidung aus Protest zurückgetreten war.

In dem Brief der Geschäftsführung heißt es, dass es im Oktober 2014 noch 475 Filialen gegeben habe. Die Zahl werde Ende 2016 auf 405 gesunken sein. "Besonders kritisch ist die Situation in unserer Region Nordrhein", heißt es in dem Brief. Zudem verliere man weiter Mitarbeiter. Noch sei die Lage unter Kontrolle, aber sollte sich die Hängepartie über "weitere viele Monate" hinziehen, wäre das anders: "Für einen solchen Fall können wir aus heutiger Sicht eine ordnungsgemäße Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes nicht mehr garantieren", schreiben die Manager.

Monatelang dürfte sich das Drama aber ohnehin nicht mehr hinziehen. Am kommenden Freitag tagt der Tengelmann-Aufsichtsrat, um über den Zerschlagungsplan zu reden. Eigentümer Karl-Erivan Haub werde dem Aufsichtsrat demnach vorschlagen, Dutzende unrentable Filialen zu schließen. Demnach sollen in Nordrhein-Westfalen zusätzlich zu 16 bereits geschlossenen Filialen 18 weitere aufgegeben werden, weil sie wirtschaftlich schon jetzt nicht mehr zu retten seien. Die meisten sollen zum Jahresende schließen. Auch für 46 Filialen, die eigentlich Edeka übernehmen wollte, gebe es ohne den Verkauf keine Zukunft. Insgesamt beschäftigt die Kette mehr als 15000 Menschen. (dpa/rs)

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