Projekt-Management
Prince2 und die Konkurrenten
Projektorganisation
Ein Projekt, bei dem mehrere Personen zusammenarbeiten, erfordert wegen der beschränkten Sicht des Einzelnen auf seine Teilaufgabe eine koordinierende Stelle, die den einzelnen Personen gegenüber weisungsbefugt ist. Vor allem in unterschiedlichen Verantwortungsbereichen müssen die Autoritäten übergreifend geregelt werden. Es empfiehlt sich daher, das Projekt mit einer spezifischen Organisation zu verbinden, also: Jedes Projekt hat einen Projektleiter und einen Lenkungsausschuss. Liegt der Schwerpunkt auf der Steuerung, spielen die Zahl der beteiligten Personen, Abteilungen oder Unternehmen, die Neuartigkeit des Vorhabens, die Menge der zu erzeugenden Ergebnisse etc. eine Rolle.
Projekt versus Linie
Die Bodies of Knowledge empfehlen, dass der Projekt-Manager die nötigen Kompetenzen und Weisungsbefugnisse erhält. Doch wie sieht die Praxis aus? Die meisten Arbeitsverträge geben es gar nicht her, eine Person temporär zum Vorgesetzten eines Projekts zu erklären. In vielen Firmen existiert daher eine Schein-Matrixorganisation, in der die jeweilige Linie über die Ressourcen entscheidet. Der fachliche Vorgesetzte spielt nur eine untergeordnete Rolle, da mit der Aufgabe auch das Know-how nach unten delegiert wird. Eine reine Projektorganisation kommt für viele Firmen aufgrund der damit verbundenen Umstrukturierungen ebenfalls nicht in Frage. Prince2 bietet eine Lösung an, die ohne Unternehmensumbau auskommt und den Konflikt "Projekt versus Linie" zumindest entscheidbar macht. Lösen lässt er sich wegen der unterschiedlichen Ziele von Projekt und Linie selten.
Wird ein Projekt arbeitsteilig erledigt, wobei jeder Spezialist nur seinen Teil bearbeitet, ohne dass die Arbeiten koordiniert werden, liegt die Erfolgswahrscheinlichkeit bei null Prozent. Erfolgt die Koordination durch einen Projekt-Manager, steigt sie auf 50 Prozent, das heißt: Jetzt kann es klappen, muss es aber nicht. Im Sinne eines umfassenden Qualitäts- und Risiko-Managements müssen dagegen alle Maßnahmen - auch die Aktionen des Projekt-Managers - gesichert werden. Nimmt ein Lenkungsausschuss diese Sicherung wahr, steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit auf 99,9 Prozent. Denn anders als Routineoperationen haben Projekte immer einen unsichereren Ausgang. Da die Projektverantwortung letztlich beim Auftraggeber liegt, sollte er eine aktive Rolle im Lenkungsausschuss übernehmen.