Mängel werden zwar erkannt, aber unzureichend bekämpft
Projekte scheitern am Anforderungs-Management
Mit dem Requirements Management in seinem Unternehmen ist nur jeder vierte Teilnehmer einer Umfrage der Fachhochschule St. Gallen zufrieden. Dennoch packen die meisten das Übel nicht an der Wurzel an. Spezielle Fachleute bilden nur drei von vier Unternehmen aus, etwas weniger noch stellen Requirements Engineers gezielt ein. Eine eigene Fachlaufbahn für dieses Gebiet gibt es der Studie zufolge nur in jedem zehnten Betrieb.
- Workshops sind der Standard bei der Ermittlung von Anforderungen an eine IT-Lösung. Andere Kreativtechniken kommen seltener zum Einsatz.
- Wie stellt sich Ihr Unternehmen zum Thema Requirements Engineering? fragten die St. Gallener Wissenschaftler. Nur ein Drittel der Firmen befasst sich eingehend damit.
- Frauen hält Studienautorin Ott für besonders geeignet fürs Anforderungsmanagement. Ihr Anteil in diesem Bereich ist allerdings gering.
- In mehr als der Hälfte der Firmen ist das Anforderungsmanagement rein auf der IT-Seite angesiedelt.
- Mangelnde Kommunikation ist eine häufige Fehlerquelle beim Requirements Engineering.
- Studienleiterin Devamani Ott wünscht sich ein professionelleres Anforderungsmanagement. Die Untersuchung hat gezeigt, dass es in vielen Firmen allerdings keine gezielte Förderung entsprechender Fachleute gibt.
Unter Requirements Engineering verstehen die Forscher um Projektleiterin Devamani Ott das Erheben, Dokumentieren, Prüfen und Verwalten der Anforderungen an IT-Lösungen. Mancherorts scheint dieser Begriff noch überhaupt nicht angekommen zu sein. So berichtet Ott von Rückfragen sogar von Projektleitern, die mit dem Terminus nichts anzufangen wussten.
Fast ein Drittel der Befragten verwendet auf das Anforderungsmanagement - so die halbdeutsche Übersetzung - höchstens zehn Prozent des Volumens an einem IT-Projekt. Gleichzeitig sehen 77 Prozent der Umfrageteilnehmer einen der Hauptgründe dafür, dass sich in laufenden Vorhaben die Anforderungen verändern, in missglückter Verständigung zwischen den Beteiligten.
Auch die Frage, welche Anspruchsträger in die Vorbereitung eines Projekts einbezogen werden sollen, wird offenbar vielerorts stiefmütterlich gehandhabt. In mehr als einem Drittel der Firmen gibt es eine überlegte Auswahl und Analyse von Stakeholdern nicht. In weiteren 30 Prozent der Fälle entfällt auf diesen Schritt nur ein Personentag.