Mängel werden zwar erkannt, aber unzureichend bekämpft
Projekte scheitern am Anforderungs-Management
Bei der Prüfung von Anforderungen kommt es in mehr als drei von vier Firmen immer oder häufig zu sprachlichen Fehlern: Es treten Un- oder Missverständnisse auf. Widersprüche und Redundanzen machen 75 Prozent der Firmen beim Anforderungsmanagement zu schaffen. Zu inhaltlichen Fehlern kommt es fast genau so oft. Devamani Ott macht dafür unter anderem das Naturell vieler Mitarbeiter in der IT verantwortlich: Sie sähen die Beschäftigung mit Sprache häufig nur als "Zeit- und Geldverschwendung an und geraten schon beim Schreiben von Urlaubspostkarten in akuten Formulierungsnotstand", wettert die Studienautorin.
Wenige arbeiten mit UML
Möglicherweise entstehen manche Fehler auch, weil das Kommunikationsmedium falsch gewählt wird. Die natürlichsprachliche Beschreibung von Anforderungen ist in 94 Prozent der Betriebe immer oder oft das Mittel der Wahl. Auch Tabellen werden häufig eingesetzt. Methodische Darstellungsformen, etwa auf Grundlage der Modellierungssprache UML (Unified Modeling Language) sind zwar vielen bekannt, werden aber derzeit nicht von vielen regelmäßig eingesetzt.
Die Prüfung von Anforderungen wird in vielen Unternehmen erschwert durch knappe Zeitvorgaben. Um die 80 Prozent leiden darunter immer oder häufig. Fast ebenso viele geraten bei der Prüfung in Schwierigkeiten, weil der Umfang der IT-Systeme so groß ist.
Das "Requirements Engineering Barometer" basiert auf einer Online-Umfrage des Instituts Instituts für Informations- und Prozessmanagement der FHS St. Gallen. 80 Firmen aus dem deutschen Sprachraum nahmen teil; gut die Hälfte ist in der Informatik- und der Finanzdienstleistungsbranche tätig. Bei 43 Prozent der Teilnehmer arbeiten mehr als 1.000 Angestellte. Beantwortet haben die Umfrage zum großen Teil IT-Projektleiter, Requirements Engineers und fachliche Projektleiter oder Führungskräfte.