DB-Cargo-CIO Arlene Bühler

Quo vadis, generative KI?

10.04.2024
Von Arlene Bühler
In fünf Jahren ist der alltägliche Einsatz von generativer KI zur Normalität geworden, wettet Arlene Bühler, CIO und CDO von DB Cargo, im CIO-Jahrbuch 2024.
"Der Einsatz generativer KI sorgt nicht nur für smartere Services, sondern auch für pünktlichere Schienenverkehre, mehr Kundenservice und eine effizientere Instandhaltung bei der DB Cargo", schreibt CIO Arlene Bühler im CIO-Jahrbuch 2024.
"Der Einsatz generativer KI sorgt nicht nur für smartere Services, sondern auch für pünktlichere Schienenverkehre, mehr Kundenservice und eine effizientere Instandhaltung bei der DB Cargo", schreibt CIO Arlene Bühler im CIO-Jahrbuch 2024.
Foto: Jan Waßmuth

Meine Wette mit Blick auf das Jahr 2029: "Generative KIGenerative KI" ist Mainstream geworden. Künstliche IntelligenzKünstliche Intelligenz hat sich als Technologie verstetigt. Neben dem Einzug in das private Umfeld ist der Einsatz von generativer KI auch in vielen Unternehmen etabliert. Alles zu Generative AI auf CIO.de Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Als ständig verfügbare Begleiterin im Arbeits­alltag ist KI zur Normalität geworden. Büromitarbeitende nutzen KI-basierte Chatbots mithilfe ihrer Smartphones und Tablets als Quelle von Informationen. Datenbasierte Analysen werden eigenständig anhand eines lernenden Algorithmus durchgeführt und Entscheidungsoptionen vorbereitet. KI hat sich als gleichwertiger Sparringspartner etabliert.

Generative KI ist ein Teilgebiet der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens. Innerhalb kürzester Zeit können neue Texte, Bilder, Videos, Audios und Codes erstellt werden. Über das gezielte Training von Datensätzen und Datenmodellen können Anwendungsfälle in einem lernenden System angepasst werden. Ein heute schon bekanntes Beispiel ist ChatGPT aus dem Bereich Text und Sprache.

Für die Generierung von Bildern ist eine bekannte Anwendung namens DALL-E in aller Munde. Heutzutage gleicht die Abfrage von Informationen einer menschlichen Konversation mit einer nahezu 70-prozentigen Trefferquote. Dabei ist es kaum möglich, menschliche Antworten von einem ChatbotChatbot wie ChatGPT zu unterscheiden. Wie ein Mensch auch, merkt sich der Chatbot die Konversation und lernt kontinuierlich hinzu; so werden die Inhalte qualitativ immer hochwertiger. In den nächsten Jahren wird die Trefferquote daher auf 100 Prozent ansteigen. Alles zu Chatbot auf CIO.de

Bessere Auslastung im Zugverkehr

Im DB Cargo-Netzbetrieb treffen die Mitarbeitenden täglich eine große Zahl an Dispositionsentscheidungen, beispielsweise zu Gleiswechseln, Routenänderungen, Wartezeiten und Ähnlichem. Die Summe dieser individuellen Entscheidungen ergibt den Verkehrsfluss im Cargo-Schienennetz.

Generative KI kann dabei helfen, über das GesamtnetzGesamtnetz hinweg eine Fülle an unmittelbaren automatisierten Entscheidungen zu treffen. So lässt sich nicht nur die Verkehrskapazität optimieren, sondern auch die Betriebszuverlässigkeit sowie die Energie- und Ressourcennutzung sicherstellen. Ein leistungsstärkeres Streckennetz unterstützt uns dabei, noch weiter CO2-Emissionen zu reduzieren und die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Der Einsatz generativer KI sorgt nicht nur für smartere Services, sondern auch für pünktlichere Schienenverkehre, mehr Kundenservice und eine effizientere Instandhaltung bei der DB Cargo: In operativen Bereichen wie der Produktion führt die neue Technologie und auch DigitalisierungDigitalisierung im Allgemeinen zu Effizienzsteigerungen von bis zu 30 Prozent. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Top-Firmen der Branche Transport

Mitarbeitende in Instandhaltungswerken nutzen KI-Basisanwendungen, die vorausschauend Ersatzteile bestellen können - darüber hinaus werden Ende-zu-Ende Prozesse schneller durchlaufen. Auf Basis von Laufzeiten der Waggons werden mögliche Schäden im Vorfeld identifiziert, das notwendige Ersatzteil bestellt, produziert und gleich in das Werk geliefert.

Generative KI ist bei der DB Cargo keine Zukunftsmusik mehr; sie ist vielmehr schon da, um zu bleiben. Sie macht nicht nur die Bedeutung der Digitalisierung spürbar, sondern bietet auch die Chance, die umweltfreundliche Schiene noch attraktiver zu machen. In den administrativen Bereichen der DB Cargo ist das Wissensmanagement ein wichtiger Einsatzbereich.

Gerade für neue Mitarbeitende ist es zeitaufwendig, sich in die Regeln und Prozesse eines Unternehmens einzuarbeiten. Wie buche ich meinen Urlaub? Wo finde ich die Reisekostenrichtlinie? Ein persönlicher digitaler Assistent ist hier die Lösung. Nicht nur, wenn es darum geht, zu jeder Zeit die gewünschten Informationen bereitzustellen. Er kann auch Folgeprozesse anstoßen und etwa bei der Abfrage der Reise­kostenrichtlinie nachfragen, ob eine Dienstreise ansteht. Wie ein Reiseberater kann der digitale Assistent sofort die günstigste Anreise inklusive der Hotel­buchung vornehmen. Auch hier bin ich überzeugt, dass bis zu 30 Prozent an Effizienzsteigerungen möglich sind.

Wie sieht der Weg zu diesem Zukunftsszenario aus? Welche Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden? Zum einen bedarf es dafür auf politischer Ebene Regularien, die Datenschutz, IT-Sicherheit und vor allem Diskriminierungsfreiheit betreffen. Zum anderen aber auch Aufklärung, dass die KI im Allgemeinen kein Droh­szenario darstellt. Es geht mitnichten darum, dass KI und die generative KI Arbeitsplätze er­setzen. Vielmehr geht es darum, die Mensch-Maschine-Interaktion als Chance zu begreifen. Generative KI ist ähnlich wie das Internet vor über 20 Jahren Bestandteil unserer Welt und bereits heute im Einsatz. Sie wird nicht wieder verschwinden, sondern in allen Lebenslagen, privat wie beruflich, Einzug halten.

Datenmodelle ohne Bias

Nehmen wir das Thema Diskriminierungs­freiheit als Beispiel. Die generative KI wird von Menschen trainiert. Dabei ist es wichtig, nicht nur ein­seitige Perspektiven einzubringen, sondern ein wertebasiertes Verständnis von ethischen Grundsätzen einzuhalten. Wie können die Datenmodelle ohne Bias trainiert werden? Welche Schutzmechanismen und Prüfschleifen müssen dafür implementiert werden? Darauf wird es in den nächs­ten Jahren Antworten geben, sodass die generative KI als wahrhaftige Informationsquelle Anerkennung in der gesamten Gesellschaft findet.

Es ist davon auszugehen, dass offene Techno­logieplattformen wie OpenAI als Betreiber von ChatGPT einen Nachweis erbringen müssen, wie mit den Daten umgegangen wird. Hochentwickelte Länder wie Deutschland werden in den nächsten Jahren Standards für Datenschutz und IT-Sicherheit für generative KI definieren und per Gesetz implementieren. Verstöße werden drakonisch geahndet, um die Privatsphäre von Menschen und Unternehmen zu schützen.

Unternehmen müssen sich die Frage stellen, ob die Chancen die Risiken übertreffen. Ich gehe fest davon aus, dass der Fokus auf die Chancen gelegt wird und dass wir 2029 nicht mehr das Warum und Wie diskutieren, sondern das Was.

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