Retourkutsche auf Oracle-Attacke
SAP-Chef Bill McDermott teilt gegen Oracle und Salesforce aus
SAP-CEO Bill McDermott präsentierte sich Anfang Februar in einem Bloomberg-TV-Interview angriffslustig und watschte die Konkurrenten OracleOracle und Salesforce kräftig ab. Der Oracle-Führung gelinge es nicht, ihre überarbeitete Software in Gang zu bekommen, sie habe deshalb ihr eigenes Wachstum abgewürgt. McDermott kritisierte auch die Akquisitionsstrategie von Oracle. Der Konkurrent habe in den vergangenen Jahren 85 Unternehmen zugekauft, "keines davon ist gut integriert worden". Das sei auch ein Grund dafür, dass das Oracle-Geschäft um vier Prozent geschrumpft sei, während SAPSAP 20 Prozent Plus vorweisen könne. Alles zu Oracle auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de
Aktionäre würden genau beobachten, ob Unternehmen wüchsen oder nicht. Im Gegensatz zu SAPs neuer Softwaregeneration S/4 HANA habe Oracles Fusion-Software keine guten Zukunftsaussichten. "Sie bekommen es einfach nicht ins Laufen", spottete McDermott. "Garderoben-Geplauder hilft nicht, Wachstum zu generieren, das ist das Problem von Oracle."
Neben Oracle bekamen auch die Cloud-Konkurrenten SAPs ihr Fett weg. Süffisant verwies McDermott darauf, dass die Salesforce-Aktie zuletzt mit sechs Prozent minus auf Talfahrt ging, als das Unternehmen ankündigte, Vice-Chairman Keith Block werde den Posten des Chief Operating Officer übernehmen. Salesforce-Chef Marc Benioff würde mit seiner Strategie, Software zu bauen, die Unternehmen dabei helfe engere Bindungen zu deren Kunden zu entwickeln, nur die Stärken SAPs kopieren. McDermott verwies auch auf die schwache Performance der Aktie des Cloud-Spezialisten Workday. Der Anbieter stehe allein auf einer Insel, ohne eine Standard-Datenbank und ohne einen starken Vertriebskanal, der die eigenen Produkte unterstützen könnte.
Oracle Co-CEO Mark Hurd: SAP hat nichts verkauft
Mit den Seitenhieben auf Oracle konterte McDermott eine Attacke durch Oracles Co-CEO Mark Hurd, der einen Tag zuvor kräftig gegen SAP ausgeteilt hatte. Auf die Frage, wie er die Cloud-Aktivitäten von SAP beurteile, hatte Hurd ebenfalls in einem Bloomberg-TV-Interview geantwortet: "Ich glaube nicht, dass sie hier viel machen." SAP habe einige Cloud-Funktionen zugekauft, die allerdings getrennt von den Kernfunktionen liefen.
Konkret nannte Hurd Concur, Ariba und SuccessFactors. Die Basis für SAP bilde aber nach wie vor das klassische ERPERP. Das sei der Kern, auf dem SAP aufgebaut sei. Der Wettbewerber habe aber bisher nichts dafür getan, diesen ERP-Kern von Grund auf für die Cloud zu überarbeiten. Kurzfristig könne man sicherlich noch Lizenzen verkaufen. Das werde noch für eine Weile funktionieren. Langfristig würden die Anwender diese ERP-Systeme in die Cloud verlagern. Alles zu ERP auf CIO.de
Hurd verwies darauf, dass bis zum Abschluss des laufenden Oracle-Geschäftsjahres Ende Mai 2016 bereits über 2000 Anwenderunternehmen ihre Oracle-ERP-Systeme in der Cloud betreiben würden. Im Vergleich zu praktisch keinem Unternehmen noch vor wenigen Jahren bedeute dies eine beeindruckende Steigerungsrate, verkündete Hurd und trat im gleichen Atemzug gegen SAP nach: "Meines Wissens hat SAP in Bezug auf reine ERP-Software-as-a-Service-Lösungen bisher nichts verkauft."
Gartner: Den Cloud-Zahlen besser nicht leichtgläubig vertrauen
Die Scharmützel zwischen den beiden Softwarekonzernen sind ein Beleg dafür, dass offensichtlich auf beiden Seiten die Nerven blank liegen. Die Hersteller stehen derzeit vor der großen Herausforderung, ihr klassisches auf Lizenz- und Wartungseinnahmen ausgerichtetes On-Premise-Geschäft in Richtung Mieteinnahmen aus der Cloud umzubauen.
In diesem Zusammenhang versuchen Anbieter wie Oracle und SAP, sich auf der großen Softwarebühne als die neuen Cloud-Player zu präsentieren und nutzen dabei jede Gelegenheit, ihre angeblichen Cloud-Erfolge in möglichst gutem Licht erscheinen zu lassen. Dass die Unternehmen dabei sehr kreative Ideen entwickeln, haben jüngst die Marktforscher von Gartner ermittelt. Ihrer Ansicht nach frisieren viele Softwarehersteller ihre Cloud-Zahlen, um sich in diesem Wachstumsmarkt auch im Hinblick auf die Beobachtung durch die Börse möglichst gut und innovativ darzustellen.