Die globale IT-Factory
SAP setzt auf die Industrialisierung seiner IT
Als börsennotiertes Unternehmen muss auch SAP Quartalszahlen liefern. Wenn nun das Mittelstandsgeschäft an Fahrt gewinnt, dann muss die IT künftig jeweils zum Quartalsende Tausende Verträge im Volume Business Center abwickeln. Für diese Massenabwicklung automatisiert die IT die internen Geschäftsprozesse und baut ein globales System mit einheitlichen Prozessdefinitionen.
Für solche Aufgaben hatte SAP im Oktober 2006 gezielt einen IT-Chef aus der Automobilbranche eingestellt. Denn Autoindustrie ist Volume-Business. Herold arbeitete zuvor als CIO beim Automobilzulieferer Brose Fahrzeugtechnik. "Unternehmen in der Autoindustrie sind über vier bis fünf Tiers automatisiert", erläutert Herold. "Sobald es zum Massengeschäft kommt, ist ein automatisiertes mehrstufiges Tier-Modell umso wichtiger."
Das Volume Business Center und die Integration von Business Objects sind exemplarisch für Herolds wichtigstes Anliegen: Er will IT und Business enger zusammenbringen. Ein CIO soll für ihn Brücken zwischen IT und Business schlagen. Deswegen hält er nicht viel davon, IT mit Informationstechnologie zu übersetzen. Für ihn steht IT für Integrations-Team. Neben dem CEO sei die IT die einzige Einheit in einem Unternehmen, die aus ureigenem Interesse den Gesamtblick hat. "Je globaler und cross-funktionaler ein CIO sein Unternehmen betrachtet, desto erfolgreicher wird er sein", stellt Herold fest.
Umbau der IT-Organisation
Um IT und Business näher aneinanderzurücken, baut Herold die bisherige Organisation um. Die SAP-IT arbeitet bisher in einem Drei-Tier-Modell. Es besteht aus ITlern, Business-Kunden und Übersetzern zwischen Business und IT. Oft sind die Übersetzer vom Business beauftragte Berater. Diese Vermittlerschicht der Übersetzer will Herold abschaffen und auf ein Zwei-Tier-Modell wechseln. Denn Übersetzer verhindern den direkten Kontakt der IT zum Business.
Übersetzer besprechen gemeinsam mit dem Business die Prozessdefinition und geben anschließend Spezifikation sowie Anforderungen schriftlich an die IT weiter. Die IT konfiguriert und implementiert dann nach diesen Vorgaben die Lösung. Bei Übersetzungen kommt es aber immer auch zu Übersetzungsfehlern, was ganz normal ist. Auch können sich Fehler ergeben, wenn sich die Anforderungen während der Entwicklung wieder geändert haben.