Erfahrungen von EnBW, Postbank und Winterthur
Scheinriese SOA
Das Ergebnis: Die Durchlaufzeiten in der Schadenabwicklung verkürzten sich um 80 Prozent, das System läuft stabiler als früher und das Management betrachte das Projekt als Erfolg - und auch der Stolz der IT-Mannschaft und das Ansehen der IT stieg im Unternehmen. Seitdem setzt Winterthur im Top-Down-Ansatz und mit einem systematischen IT-Business-Alignment weitere Projekte um - statt früher Bottom-up und ad hoc.
Tausende von Services wird es nie geben
Zurzeit bereibt Winterthur rund 200 Services. Die Deutsche Post Brief bringt es nach sieben Jahren auf 180 Services, und Fiducia IT kommt auf 33 Services. Dagegen kommt die EnBW Trading GmbH bislang auf zwei Services. Vor zwei Jahren hat sie mit einem Pilotprojekt begonnen, um sich mit SOA zu beschäftigen. Innerhalb des vergangenen dreiviertel Jahres schuf EnBW im ersten Umsetzungsprojekt die ersten beiden Services.
Die in der Theorie angestrebten Tausende von Services stehen bei niemandem auf der Agenda und sie wird auch wohl kein Unternehmen realisieren. "Eine komplette SOA wird es nie geben", sagte Markus Simon, IT-Strategie und Prozesse bei der EnBW Trading GmbH. Dagegen stünden viele Anwendungen, die für SOA nicht geeignet seien. Auch werde es nie gelingen, alle Excel- und Acces-Programme aus den Abteilungen endgültig zu verbannen. Und nicht an allen Stellen steigert SOA den Ertrag von Unternehmen.
Erstes SOA-Projekt muss ernstes Business-Problem lösen
Governance und kultureller Wechsel sind große Hürden, die CIOs bislang noch ungern auf dem Weg zu einer SOA überwinden. Je mehr man sich jedoch mit dem Thema beschäftigt, es in kleine Teile zerlegt und mit einem ersten Projekt beginnt, umso schneller erweist sich die Mammutaufgabe als Scheinriese. Einig waren sich fast alle Redner darin, dass man zwar mit nur einem kleinen Projekt starten solle - aber auch nicht zu klein. 20 bis 30 Mitarbeiter sollten daran beteiligt sein. Damit sollte ein Business-Problem gelöst werden, bei dem es im Unternehmen schon einen erheblichen Leidensdruck gäbe. Nur wenn man Pain-Points angeht, bekommt man die Akzeptanz des Managements. Dieses erste Projekt sollte zudem in absehbarer Zeit abgeschlossen werden, um relativ schnell den Nutzen von SOA zu demonstrieren.
Die beruhigende Nachricht: Mit diesen Problemen kämpfen fast alle CIOs. "Bei SOA stehen wir erst am Anfang", sagte Post-CIO Helbig.