Anforderungsmanagement
Schwebend zu mehr Effizienz
Neun Wochen brütete der Projektleiter des Vorstandsressorts Magnetschwebebahn, Hartmut Albert, mit Bahnern und Mitarbeitern des Betreibers der Transrapid-Versuchsanlage im Emsland, der Münchener Versuchs- und Planungsgesellschaft (MVP), über einzelnen Word-Dokumenten: Systembeschreibungen der Industrie, mit denen der Auftraggeber Deutsche Bahn allerdings nicht viel anfangen konnte. Die hatten sich während der Konzeption und des Baus von Prototypen für die Emsländer Teststrecke angesammelt. "Viel Prosa", aus der harte Anforderungen kaum noch herausgelesen werden könnten, hätten Fachautoren der MVP damals notiert, obwohl die Dokumente für den Bau einer nah- und fernverkehrstauglichen Schwebebahn unumgänglich sind. "Die meisten Firmen laufen einmal vor die Wand, bevor sie lernen, gezielt Spezifikationen zu formulieren", meint Scharnweber, der die Aufarbeitung zusammen mit der Bahn bewältigte. "Bei genauem Hinsehen tauchen Lösungen für Systeme auf, für die es gar keine Anforderungen gab", so Technikkoordinator Albert. "Andererseits gab es Anforderungen, für die überhaupt keine Lösungen da waren." Das Kondensat, zirka 600 Anforderungen, hält Albert nun in den Händen - und ständig kommen neue hinzu.
Die Anforderungsdokumente, die in die Datenbank Care einfließen, erleichtern die Prüfung neuer Systeme. Scharnweber hilft, indem er Diskussionsrunden mit den sieben Teilprojektleitern moderiert. Ende des Jahres soll die Arbeit in der Hauptsache abgeschlossen sein. "15 Mitarbeiter sind Tag für Tag damit beschäftigt", schätzt Albert - von der Bahn und der Bahn-Tochter MVB.
Datenbank erleichtert Systemprüfungen
Jetzt fehlt der Schwebebahn noch der Startschuss für die Praxis: entweder aus Nordrhein-Westfalen, wo eine 1,75 Milliarden Euro teure Nahverkehrsstrecke Düsseldorf und Dortmund neu verbinden soll, oder aus München. In der bayerischen Landeshauptstadt sollen vor allem Fluggäste von dem fast eine Autostunde entfernt liegenden Flughafen Franz Josef Strauß ins Stadtzentrum sausen; kalkulierte Kosten: 3,2 Milliarden Euro.
Und wenn es nichts wird mit den Magnetzügen? Will jemand später das Projekt wieder aufleben lassen, hilft ebenfalls die Datenbank. Sie soll gewährleisten, dass die Systeme funktionieren und die Magnetschwebebahn für Industrie und Betreiber gleichermaßen zum Erfolg wird. Die Hoffnung von Projektleiter Albert: "Vielleicht verdient ja eines Tages nicht nur die Industrie an ihren technischen Lösungen, sondern auch wir mit unseren gesammelten Anforderungen profitieren noch." Voraussetzung: Die Fischstäbchen liegen tatsächlich niemandem mehr quer im Magen.