Noch nicht überm Berg
Schweizer CIOs stemmen sich gegen SAP
Das Nachsehen haben die Schweizer (und Anwender im Rest der Welt). Bei ihnen ist SAPs Vorgehen rein rechtlich eine klare Sache. Mit Zusendung des neuen Vertrags gilt dieser als akzeptiert. Doch für viele Eid-genossen ist das nicht hinnehmbar. Ähnlich wie in Deutschland, wo sich innerhalb des CIO-Circle die Initiative "Kein ES" gründet, entsteht die "IG Wartung".
CIOs aus über 20 Unternehmen schreiben an den SAP-Vorstand. Nicht allein die erhöhten Preise bringt sie auf die Barrikaden. "Wir fordern ein optionales Wartungsmodell und Wahlfreiheit zwischen Enterprise- und Standard-Support", sagt Hartmann. Und Services sollten künftig vor Inkrafttreten der Verträge in Form von SLAs definiert werden. Für den Ausgleich soll ein Bonus-Malus-System sorgen, das die Kunden und SAP gleichwertig behandelt. Nicht zuletzt fordert die IG die internationale Gleichbehandlung.
Wettbewerbshüter eingeschaltet
Nicht nur in der Schweiz können die IT-Verantwortlichen nicht erkennen, dass ihnen Enterprise-Support einen Vorteil bringt. Sie fürchten, in Zukunft mehr Geld für weniger Leistung bezahlen zu müssen. "Jahrelang hieß es, die Unternehmen sollen interne SAP-Compentence-Center aufbauen", erklärt Hartmann, der sich seit 22 Jahren im SAP-Umfeld bewegt, davon zuletzt 14 Jahre als CIO. "Ich halte es für unmöglich, dass die firmenspezifischen Geschäftsprozesse in Zukunft von SAP-eigenen Leuten geliefert und supportet werden und diese bei Problemen sofort abrufbar sind."
Da weder der Brief an den SAP-Vorstand in Walldorf noch Gespräche mit dem Schweizer SAP-Management etwas in Bewegung setzen, wenden sich die Schweizer im Oktober 2008 an ihre Wettbewerbshüter. Mit einem ersten Erfolg: Das Ersuchen wird als untersuchungswürdig anerkannt. Das Sekretariat der Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) leitet eine Voruntersuchung ein. Es geht darum, Indizien zu finden, ob SAP in der Schweiz eine marktbeherrschende Stellung innehat beziehungsweise diese gesetzeswidrig ausnutzt.
Ende Januar erhalten SAP, die Kunden sowie andere ERP-Anbieter einen ausführlichen Fragebogen. Sie werden zum Einsatz der Software in Unternehmen befragt, zur Einschätzung der Marktverhältnisse und zur Struktur der Wartungsverträge. Etwa, ob diese mit dem Lizenzverkauf verknüpft ist. Sind die Informationen ausgewertet, wird sich herausstellen, ob die Wettbewerbskommission ein Verfahren gegen SAP einleitet.