Strategie und Pragmatismus
Scrum taugt auch für SAP-Implementierungen
Vor einem Fußballspiel wählt der Trainer die elf Spieler und die taktische Ausrichtung , die angesichts des Gegners, der Platzverhältnisse und anderer Faktoren den größten Erfolg versprechen. Ob seine Strategie aufgeht, zeigt erst das Spiel. Tut sie es nicht, bespricht sich der Coach mit dem Kapitän, verändert Positionen und wechselt aus. Er geht mit einem Plan ins Spiel und passt ihn flexibel den Umständen an, die er unmöglich alle voraussehen kann. Kurz gesagt: Ein guter Trainer vereint Strategie mit Pragmatismus.
Diese einfache und einleuchtende Vorgehensweise lässt sich durchaus auf die prozessorientierte Einführung von SAP-Software übertragen. Die bislang eher für Entwicklungsprojekte genutzte Scrum-Methode kann dabei helfen. Denn Agilität und Business-Prozess-Management (BPM) schließen sich keineswegs aus.
Scrum für SAP - fünf Tipps
Nehmen Sie sich Zeit zur Definition der Geschäftsszenarien, die Sie mit SAP-Produkten unterstützen wollen. Beginnen Sie bei Ihren Geschäftsmodellen und den Strukturen Ihrer Geschäftsabläufe.
Mit professioneller Unterstützung beim Aufbau der Prozesslandkarte und beim Prozessdesign können Sie den Implementierungsaufwand möglicherweise um bis zu 30 Prozent verringern.
Nutzen Sie das volle Potenzial der Scrum-Methode: Jeder Entwicklungszyklus enthält Prozess- und Solution-Design, Umsetzung, Test sowie die Anpassung der Dokumentation.
Haben Sie keine Angst: Agil heißt nicht ungeplant. Projektumfang, Budget, Aufwände und Zeit sollten laufend mit dem Baseline-Plan verglichen und dann strukturiert durch das Projekt-Management angepasst werden.
Geben Sie Ihrer Organisation die Chance, die Methode und mit der Methode zu lernen. Klar definierte und formulierte Ziele im Einklang mit Ihrer Unternehmensstrategie sollten die Leitlinie vorgeben, um den dynamischen Transformationsprozess - und nicht nur eine technische SAP-Einführung - erfolgreich zu durchlaufen.
- Retrospektive und Feedback in Scrum-Projekten
Scrum Manager haben die Möglichkeit, den Projekterfolg durch die Analyse des Sprints zu verbessern. Zielführend sind dabei die Retrospektive und das Feedback der Teammitglieder - ein Vorgang, den der Scrum Manager mit Diplomatie moderieren muss. Folgende Methodik mit Arbeitsblättern hat sich bewährt. - Feedback - Schritt 1
Für die Retrospektive erhält jedes Teammitglied ein vorbereitetes Blatt mit seinem Namen und zwei Fragen: "Was kann man von mir erwarten?" und "Was erwarte ich vom Team?" - Feedback - Schritt 2
Der Feedback-Bogen wird um zwei Bereiche ergänzt: "Was ich an Deiner Arbeit schätze ..." und "Was ich Dir wünsche, das Dir besser gelingt ..." - Feedback -Schritt 3
Der Feedback-Bogen wird an den Tischnachbarn weitergegeben, von diesem ausgefüllt und so lange weitergegeben, bis jeder Teilnehmer wieder sein persönliches Blatt vor sich liegen hat – jetzt mit dem schriftlichen Feedback aller beteiligten Teammitglieder. - Selbstreflexion
Zwei weitere Bereiche kommen hinzu – sie dienen der eigenen Reflexion des erhaltenen Feedbacks: "Darauf bin ich stolz ..." und "Das nehme ich mit ..." - Vorgehensmuster
Nach diesem Grundmuster lassen sich Retrospektiven zu einem späteren Zeitpunkt erneut wiederholen.
Komplexer als das Ideal
Werfen wir zunächst einen Blick auf SAP-Implementierungen nach klassischem Muster: Da sich Prozesse in unterschiedlichen Unternehmen zumindest ähneln, sind die SAP-Produkte weitgehend standardisiert. Das schließt auch die Anleitungen zur Einführung sowie die Schulung der Mitarbeiter ein. Diese vorgegebenen Strukturen bieten dem Management Vorteile: Neue Prozesse sind hinsichtlich Konzeption und Design schon fix und fertig, sie lassen sich im Voraus sowie en détail planen. Die Leitungsebene weiß also genau, wofür sie das Geld ausgibt. Zudem behält sie von Anfang bis Ende den Überblick sowie die Kontrolle über Zeiträume und Ressourcen.
Einem solchen Ideal folgen Entscheider gern. Tatsächlich erweisen sich SAP-Einführungen dann aber oft als weitaus komplexer: Auf der einen Seite steht der Wunsch nach klaren und stabilen Vorgaben für die Software-Implementierung und nach weitgehender Standardisierung aller Prozesse, welche die Komplexität mindert. Auf der anderen Seite gibt es den Anspruch auf Agilität - die Fähigkeit, Prozesse rasch und flexibel an Rahmenbedingungen und sich ändernde Kundenwünsche anzupassen.