Testbericht ERP-Systeme

Sieben ERP-Produkte im Vergleich

01.10.2012
Von Werner Schmid

Produktion mit verlängerter Werkbank: M3 weiß alles, SAP überrascht

Wie kommen die Systeme mit einer spontane Änderung eines begonnenen und teil-rückgemeldeten Fertigungsauftrags zurecht? Welchen Einfluss hat das auf die Steuerung des Warenfluss zur und von der verlängerten Werkbank? Wie gestalten sich die Synchronisation des ursprünglichen Fertigungsauftrags mit der Bestellung an den Lieferanten und dem Wareneingang der fertigen Produkte?

APplus

Die Projektplantafel bei APplus.
Die Projektplantafel bei APplus.
Foto: Desiree Mogck

Spontane Änderungen im Prozessablauf, hier die Auslagerung der Fertigung, werden mit konventionellen Mitteln durchgeführt: neuer Arbeitsgang für die externe Montage, separate Bestellung, retrograde Abbuchung des Materials nach Fertigmeldung. Das ging schon immer.

Canias ERP

Die Kombination eines Fertigungsauftrags mit einer Bestellung bei einer verlängerten Werkbank erfordert für die Rückmeldung des Fertigungsauftrags und die Buchung des Wareneingangs getrennte Verarbeitungsschritte. Nicht unbedingt Stand der Technik.

Epicor 9

Die Produktion unter Einbindung einer verlängerten Werkbank steuert Epicor souverän und verlangt nicht mehr Aufwand als unbedingt erforderlich. Auch die synchrone Buchung des Wareneingangs und der Fertigmeldung lief mit der integrierten BDE mühelos. Die Wertebuchung der Warenbewegungen (es handelt sich hier um "Work in progress" WIP) läuft im Hintergrund mit.

M3

M3 zählt zu den ganz wenigen Multi-Site-ERP-Systemen, deren Systemarchitektur die unmittelbare Steuerung aller zu einer Gruppe zusammen geschlossenen, aber rechtlich selbständigen Gesellschaften erlaubt. Das System weiß immer alles und wartet nicht erst auf eine Replikation der Daten von anderen Gesellschaften. Besonders vorteilhaft bei so genannten Intercompany-Geschäften, weil die Steuerung der Prozesse sozusagen synoptisch alle Ressourcen (Lagerbestände, Kapazitäten) gleichzeitig berücksichtigt.

Sehr eindrucksvoll sind die Auftragsnetze im APS-Modul, mit dem Ressourcen, Material, Maschinen, Personal und Werkzeuge simultan geplant werden. Die Einbindung einer verlängerten Werkbank wurde über einen Auftragssplit gelöst.

Microsoft Dynamics AX

Zur Einbindung einer verlängerten Werkbank in die Produktion verwendet AX eine eigene Stückliste für die Wertschöpfung der Fremdleistung, eine Lösung, die etwas mühsam und aufwändig erscheint. Der Wareneingang (der fremd gefertigten Teile) löst auch die Buchung der Fertigmeldung aus, so, wie es sein sollte.

SAP ERP

Bei diesem, zugegeben nicht sehr häufigen, Geschäftsvorfall (Vollendung eines angefangenen Fertigungsauftrags extern bei einem Dienstleister) die Übersicht sowohl über den Warenfluss als auch über die Kosten zu behalten, erfordert höchste Buchhaltungskünste und Managementqualitäten. SAP ERP überraschte hier mit einer unerwarteten Flexibilität, Geschäftsabläufe auch spontan zu ändern und übernahm die Steuerung komplett und sicher.

Semiramis Comarch ERP Enterprise

Sehr konventionell steuert das System die Produktion unter Einbindung einer verlängerten Werkbank. Die Beistellung, also das Material, das beim Lieferanten nicht vorhanden ist, wird zunächst umgelagert. Nach der Rücklieferung der fertigen Teile wird der (extern ausgeführte) Arbeitsgang zurück gemeldet und die erbrachte Dienstleistung als Wareneingang gebucht. Etwas zu aufwändig.

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