Alltag eines Klinik-CIOs

"So kann man doch nicht arbeiten"

28.02.2007
Von Name der Redaktion bekannt 

Die zweite Mail eines Mitarbeiters entpuppt sich als äußerst fragwürdig: Auf einer Messe hat ein Softwarelieferant ihm gesteckt, dass die Probleme im Klinikum ja hausgemacht seien. Es liege am fehlenden Willen der DV, zielgerichtet zu investieren. Mit dem Hintergrund dieser Informationen enthält die Mail mit Kopie an „Gott und die Welt“ den Hinweis, dass die DV doch nun endlich aktiver werden müsse.

Dunkel erinnert sich der IT-Leiter, dass er sich ja von der Firma eine Zusage holen wollte, dass diese Investition auch zum Erfolg führen werde. Darauf hatte allerdings der Geschäftsführer des Lieferanten geantwortet, dass er für diese besondere Installation nun doch keine signifikante Verbesserung des Antwortzeitverhaltens versprechen könne. Eine Kopie dieser Auskunft hatte damals auch der Schreiber der Beschwerde-Mail erhalten. An fehlendes Verständnis, Ignoranz, Vergesslichkeit oder an Bosheit und Dummheit bei ihm mag der IT-Leiter nicht denken. Er stellt sich die Frage, ob es nicht vielleicht an IT-Grundkenntnissen fehlt.

Noch während des Lesens der Mails betritt ein Mitarbeiter das Büro und beginnt einen ellenlangen Klagemonolog über ein Problem, das ihn behindere, seine Aufgabe effektiv zu erfüllen. Er habe ein Ticket aus dem Service-Desk erhalten, in dem die Identifikationsdaten der Örtlichkeit eines Items nicht mit denen in seiner Datenbank übereinstimmen würden. „So kann man doch nicht arbeiten“, klagt er. Auf die Frage des IT-Leiters, ob er denn schon mit dem Kollegen gesprochen habe, der diese Daten verantwortet, kam ein selbstverständliches „Nein“. Ungläubig und knapp vor einem Wutausbruch bringt der IT-Leiter diesen Vollakademiker dazu, den betreffenden Kollegen mit Doktortitel doch mal persönlich zu fragen, ob hier ein Grundsatzproblem vorliege. Wie sich herausstellt, handelt es sich um kein Grundsatzproblem.

10 Uhr: Ein Controller kommt schnell zum Punkt. Man habe ein neues, tolles Auswert-Werkzeug gesehen. Damit könne man den Kliniken in farbigen Grafiken deren Probleme verständlich vor Augen führen. Das sei zwar für das Wirtschaftsjahr n icht geplant. Weil aber die Leitung davon äußerst angetan ist, sei es doch sicher kein Problem, diese Software kurzfristig zu lizenzieren. Auf die Frage des IT-Leiters, ob es dafür vielleicht eine schriftliche Entscheidung der Leitung gibt, zuckt der Controller mit den Schultern. Nun erdreistet sich der IT-Leiter zu fragen, warum man denn dies nicht mit den in den Vorjahren investierten Tools abwickeln könne. Verärgert antwortet der Bedarfsübermittler: Wenn die IT glaubt, dem Wunsch nicht nachkommen zu können, dann müsse eben der Vorstand Prioritäten setzen. Schon war das Gespräch zu Ende.

Wenn die Chefarztsekretärin anruft

In der Hauspost findet der IT-Leiter zu seiner Freude mal wieder einen interessanten anonymisierten Verbesserungsvorschlag. Man möge doch einen Bildschirmschoner freigeben, der den Kollegen Gesundheitsratschlägen gebe. Ohne diese Tipps sehe sich der Vorschlagende gibt nicht in der Lage, gymnastische Übungen zu absolvieren und effektiv vor dem Bildschirm zu arbeiten. Das alles überfällt den IT-Leiter, noch bevor ihn ein erster Kaffee aufmuntern kann.

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