Den CDO braucht's nicht
So wählt ein Headhunter einen CIO aus
Der berufliche Werdegang ist wichtig, die individuellen Skills sind es vermutlich nicht weniger. Worauf legen Unternehmen bei einem CIO besonderen Wert?
Kaan Bludau: Fachlich interessiert erst einmal, welche Schwerpunkte die Person bislang in der IT gesetzt hat …
… ist da Branchenwissen so wichtig?
Kaan Bludau: Nein, der Mangel an guten CIOs ist zu groß, als dass Unternehmen hierauf ein besonderes Augenmerk legen könnten. Es ist nahezu unmöglich, einen CIO mit einem breiten technischen Verständnis zu bekommen, der dann auch noch die Branche im Detail versteht. Es ist aber nicht schlecht, wenn der Kandidat aus einer ähnlichen Branche kommt. Handel, Logistik, Industrie, das passt ganz gut zusammen. Banken und Versicherungen auch.
Dann ist es wichtig, wo CIOs Projekterfahrung haben: Infrastruktur zum Beispiel, SAP-Migration, Microsoft-Welt etc. Wenn das passt, wird sich der CIO schnell im neuen Unternehmen einfinden können. Zunehmend wird aber auch erwartet, dass CIOs Erfahrung mit Themen haben, die zukünftig wichtiger werden: KI, Cybersicherheit, Daten, Automatisierung etc. Darauf sollte der angehende IT-Chef Lust haben und gut darüber informiert sein. Dann sollte er, gerade im Konzernumfeld, internationale Erfahrung mitbringen. Und er muss sich mit Matrixorganisationen auskennen. Dezentrale oder zentrale Aufstellung, fachliche, aber nicht disziplinarische Verantwortung - damit sollte er zu tun gehabt haben.
Es ist auch nicht sinnvoll, jemand aus einem kleineren Unternehmen in einen Konzern zu stecken oder umgekehrt. Die Person wird dann kulturell nicht zu Recht kommen - etwa, wenn Entscheidungen nicht sofort getroffen werden können. Inhabergeführte Mittelständler haben kurze Entscheidungswege, in internationalen Konzernen dauert das länger.
S/4HANA-Erfahrung ist gefragt
Kommt es vor, dass Unternehmen ein spezifisches Projekt wie eine SAP- oder ServiceNow-Einführung planen und gezielt einen CIO suchen, der genau das schon einmal erfolgreich geleistet hat?
Kaan Bludau: Ja, vor allem S/4HANA-Erfahrung ist gerade gefragt. Wer das einmal durchgezogen hat, wird es beim zweiten Mal schneller und reibungsloser umsetzen. Solche fachlichen Schwerpunkte fragen wir genau ab.
Wie verhält es sich mit den vielzitierten Softskills?
Kaan Bludau: Die sind tatsächlich noch viel wichtiger, zum Beispiel Leadership-Fähigkeiten. Wir prüfen genau, wie der Führungsstil eines Kandidaten ist.
Wie machen Sie das?
Kaan Bludau: Dadurch, dass ich seit 30 Jahren im Geschäft der Personalberatung bin und mich dort auf CIOs spezialisiert habe, kann ich die Landschaft schon mal ganz gut einordnen. Wir machen ja ein Briefing mit dem einstellenden Unternehmen und finden heraus, wie es tickt, welche Vorhaben anstehen und was für eine Kultur dort vorherrscht. Das hilft schon sehr viel.
Wir haben aber auch noch einen Geschäftsbereich, der systematisch und fundiert Management-Audits durchführt. Zwei Psychologen machen sich ein Bild vom Kandidaten und prüfen ihn anhand vieler Kriterien und mit einem breiten Set an Methoden und Maßnahmen. Die erkennen, ob jemand von den weichen Faktoren her geeignet ist. Einem solchen Management-Audit muss ein Kandidat aber natürlich immer erst einmal zustimmen.
Wir sollten dabei auch nicht vergessen, dass sich die Unternehmen auch um die CIOs bewerben. Die Kandidaten wollen ein Gefühl dafür bekommen, wie das Management ihres potenziellen Arbeitgebers tickt und was das für Typen sind. Sind das junge Leute? Haben sie das nötige Bewusstsein für Technologie? Hat die IT einen hohen Stellenwert? Oder sind dort eher konventionelle Manager am Ruder, die immer noch top-down führen und die Folgen der Digitalisierung unterschätzen?
Auf der einen Seite sollen die knappen CIOs gelockt und begeistert werden, auf der anderen Seite wollen Sie ihnen auf den Zahn fühlen. Wie bekommen Sie diesen Spagat hin?
Kaan Bludau: So schwer ist das gar nicht, viele CIOs sitzen sowieso auf einem Schleudersitz. Die sind dann offen für eine neue Position. Es gibt nicht so viele junge CIOs, die gestalten und Verantwortung für die Neuausrichtung übernehmen wollen. Auf der anderen Seite gibt es auch nicht unendlich viele offene CIO-Positionen, die attraktiv erscheinen.
Eine unserer Aufgaben und auch Chancen besteht darin, branchenübergreifend zu vermitteln. Das schafft nochmal ganz neue Möglichkeiten. CIOs müssen das Kerngeschäft zu Beginn nicht zwingend verstehen. Sie müssen IT, Führung und Kommunikation können und fähig sein, eine Brücke zu den Fachbereichen zu schlagen. Alles weitere kommt dann mit der Zeit.
Wenden sich CIOs aktiv an Sie, weil sie wechseln wollen?
Kaan Bludau: Sogar sehr häufig. In schwierigen Zeiten, wenn die Unternehmen nervöser werden, wächst der Druck auf die CIOs. Viele nehmen dann prophylaktisch Kontakt zu mir auf.
- Holger Witzemann, AOK Systems
Holger Witzemann ist seit Mai 2016 Geschäftsführer der AOK Systems. Der Diplom-Ingenieur für Technische Informatik war vorher Geschäftsführer im Bitmarck-Konzern in Essen, einem IT-Anbieter für Betriebs-, Innungs- und Ersatzkassen sowie die DAK-Gesundheit und weitere Ersatzkassen. Witzemann verantwortet nun die Softwareentwicklung für die gesamte AOK-Gemeinschaft, die BARMER, die BKK Mobil Oil, die VIACTIV Krankenasse und die Hanseatische Krankenkasse. - Stefan Henkel, Siemens Healthineers
Stefan Henkel ist CIO von Siemens Healthineers. Stefan Henkel absolvierte sein Studium in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bamberg, wo er ebenfalls seine Promotion abschloss. Nach Stationen als Lehrbeauftragter und selbstständiger IT-Berater, startete er im Jahr 1996 seine berufliche Laufbahn bei Siemens Management Consulting in München. Bereits 1997 übernahm er die Leitung der Supply Chain Beratung im Bereich Corporate Procurement and Logistics. Nach weiteren leitenden Positionen in verschiedenen Abteilungen wechselte er 2006 in den Bereich Customer Services der Healthcare-Sparte. Dort verantwortete er weltweit "Product Support" und den "Siemens Remote Service". Nachdem er ein unternehmensweites Transformationsprojekt erfolgreich leitete, übernahm Stefan Henkel 2011 die Position des Leiters für Customer Relationship Management Operations. Daraufhin übernahm er die Verantwortung als Leiter der IT und seit 2018 besetzt Stefan Henkel die Position des CIO von Siemens Healthineers. - Hans-Ulrich Prokosch, Uniklinikum Erlangen
Hans-Ulrich Prokosch ist CIO am Uniklinikum Erlangen und Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Informatik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Bis 2003 war er Professor für Medizinische Informatik an der Universität Münster. Prokosch hat Mathematik studiert, dann einen Doktor in Humanbiologie gemacht und sich anschließend im Fach Medizinische Informatik habilitiert. - Markus Balser, Rhön Klinikum AG
Markus Balser ist seit Februar 2018 Konzernbereichsleiter IT/Konzern-EDV an der Rhön-Klinikum AG. Zuvor war er seit 2008 bei der Accenture GmbH als Managing Director im Bereich Technology Strategy verantwortlich für Enterprise Architecture & Application Strategy im deutschsprachigen Raum. - Andreas Strausfeld, Bitmarck Holding
Im Juli 2014 ist Andreas Strausfeld zum Geschäftsführer der Bitmarck Holding GmbH aufgestiegen. Damit steht er dem IT-Dienstleister für Krankenkassen vor. Andreas Strausfeld ist seit 2008 als Geschäftsführer bei der Bitmarck Holding GmbH und seit 2010 bei der Bitmarck Vertriebs- und Projekt GmbH aktiv. In gleicher Funktion war er in Personalunion auch von 2012 bis 2013 bei der Bitmarck Software GmbH tätig. 2018 wurde sein Vertrag bei Bitmarck vorzeitig um vier Jahre bis 2024 verlängert. - Stefan Domsch, Synlab
Im Juli 2024 wechselte Stefan Domsch die Branche und stieg als IT-Chef bei Synlab ein. Bisher war er Group CIO vom TÜV Süd. - Ingo Elfering, Fresenius
Seit Juli 2020 besetzt Ingo Elfering den neu geschaffenen CIO-Posten bei der Fresenius Gruppe. Der gelernte Wirtschaftsinformatiker soll die globalen IT-Aktivitäten des Konzerns koordinieren und weiterentwickeln. Zudem übernimmt er die Leitung der IT-Dienstleistungs-Tochter Fresenius Netcare, die mittlerweile in Fresenius Digital Technology umbenannt wurde. Elfering berichtet an den Finanzvorstand. - Jens Schulze, Universitätsklinikum Frankfurt am Main
Jens Schulze ist seit September 2019 CIO und Leiter des Dezernats für Informations- und Kommunikationstechnologie (DICT) im Universitätsklinikum Frankfurt. Sein Vorgänger Martin Overath ist jetzt Geschäftsleiter Medizinischer Arbeitsplatz beim Softwarehersteller Knowledgepark. In seiner Rolle verantwortet Schultz alle Bereiche der administrativen und klinischen IT inklusive der Telekommunikation. Er berichtet an den kaufmännischen Direktor als Mitglied des Vorstands. Für seine Leistungen als CIO der Uniklinik Leverkusen (2013-2019) wurde Jens Schulze beim CIO des Jahres 2019 in der Kategorie Public Sektor ausgezeichnet. - Michael Kraus, Universitätsklinikum Freiburg
Michael Kraus ist seit August 2014 für die IT am Universitätsklinikum Freiburg verantwortlich. Bereits seit 2009 war er stellvertretender Leiter des Klinikrechenzentrums. Nach seinem Physik-Studium und einer Promotion im Bereich der Systembiologie war Kraus wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg. 1996 wechselte er als IT-Leiter in die Universitätsverwaltung und verantwortete dort ab 1999 als Dezernatsleiter neben der IT für das Campus Management die Bereiche Controlling, Organisation und Neue Medien. - Rudolf Dück, UKSH
IT-Chef am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) ist seit Januar 2019 Rudolf Dück. Er übernahm die Leitung der Stabsstelle Informationstechnologie. Zugleich ist er Geschäftsführer der UKSH Gesellschaft für IT Services mbH (ITSG) sowie der Gesellschaft für Informationstechnologie (GfIT). Davor war Dück als Leiter des Bielefelder IT-Servicezentrums (BITS) an der Universität Bielefeld tätig. - Manfred Criegee-Rieck, Klinikum Nürnberg
Manfred Criegee-Rieck leitet seit Juni 2017 die IT des Klinikums Nürnberg. Der neue IT-Leiter ist Nachfolger des langjährigen CIOs Helmut Schlegel. Er kommt von den Franziskanerbrüdern vom Heiligen Kreuz, wo er Gesamtleiter IT war. - Heiko Reinhard, Ottobock
Heiko Reinhard ist seit Mai 2018 neuer CIO beim Duderstädter Medizintechnik-Hersteller Ottobock. Er war bislang als CEO des IT-Dienstleisters Sycor, der IT-Tochter von Ottobock, in Amerika und als IT Director North America für Ottobock tätig. - Patrick Wenz, Universitätsmedizin Mainz
Patrick Wenz leitet die IT der Universitätsmedizin Mainz bis Ende 2023 im Interim. - Jan Vitt, Universitätsmedizin Mainz
Ab Januar 2024 soll Jan Vitt die IT der Universitätsmedizin Mainz leiten. - Aude Vik, Techniker Krankenkasse
Seit Anfang 2024 ist Aude Vik Geschäftsbereichsleiterin Informationstechnologie bei der Techniker Krankenkasse. - Gunther Nolte, Vivantes-Klinik
Gunther Nolte ist schon seit 2001 IT- und TK-Direktor beim Gesundheitsnetzwerk Vivantes. Der Diplom-Informatiker arbeitete nach seinem Studium zunächst als Softwareentwickler in einem Systemhaus. Zwischen 1986 und 2001 war er unter anderem als Projektleiter für den Aufbau eines Tumorregisters am onkologischen Schwerpunkt Klinikum Kassel verantwortlich. - Dirk Herzberger, Helios Kliniken
Seit 1998 leitet Dirk Herzberger die IT der Klinikkette Helios, die seit 2005 zu Fresenius gehört. Mit seiner Abteilung "Zentraler Dienst IT" stellt er dem gesamten Unternehmen die PC-gestützte Infrastruktur zur Verfügung - das reicht von medizinischen Dokumentationssystemen über die IT für Abrechnungen bis zu Telemedizin-Lösungen. Diplom-Ingenieur Herzberger war zuvor sechs Jahre Leiter EDV der Asklepios Neurologischen Klinik Bad Salzhausen und ab 1993 am Aufbau der Zentrale Dienste EDV der Asklepios Gruppe beteiligt. Zwischen 1988 und 1992 arbeitete Herzberger als Entwicklungsingenieur in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie in der Abteilung Technische EDV der Firma Weiss Umwelttechnik. - Franz-Helmut Gerhards, DAK
Franz-Helmut Gerhards ist seit Oktober 2016 CDO und Mitglied der Geschäftsleitung der DAK-Gesundheit in Hamburg. Er ist für die unternehmensweite digitale Transformation der Krankenkasse verantwortlich. Dazu gehört neben der strategischen Ausrichtung der DAK den Aufbau eines digitalen Ökosystems sowie die digitale Transformation aller relevanten Kundenprozesse mit dem Fokus auf die Kundenorientierung. Zudem verantwortet Gerhards den mit der Digitalisierung verbundenen kulturellen Wandel und leitet die Digitale Fabrik, die als interner Inkubator die digitale Transformation der Kasse operativ gestaltet. - Henning Schneider, Asklepios Konzern
Henning Schneider hat im Oktober 2016 die Leitung des Konzernbereichs IT im Asklepios Konzern übernommen. Er folgt auf Martin Stein, der das Unternehmen verlassen hat, um als Kaufmännischer Geschäftsführer des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein tätig zu sein. Schneider wechselte vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zu Asklepios. Am UKE leitete er seit 2012 als CIO den Geschäftsbereich Informationstechnologie. Bereits seit 2008 trug er dort Verantwortung für die medizinischen IT-Systeme und die Umsetzung der elektronischen Patientenakte. - Kurt Kruber, Klinikum der Universität München
Seit Dezember 2012 verantwortet Kurt Kruber am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität Medizintechnik und Informationstechnik. Beide Ressorts sollen unter der Führung des 49-Jährigen näher zusammenrücken, wie sich auch an der Agenda des IT-Chefs zeigt: Eines seiner Projekte ist das Zusammenführen der Mitarbeiter aus diesen Bereichen. - Bernd Christoph Meisheit, Sana Kliniken
Bernd Christoph Meisheit ist seit August 2009 Geschäftsführer bei der IT-Tochter der Sana Kliniken. Meisheit stieß damals zu Gerald Götz, der die Sana IT Services bereits zwölf Jahre lang leitete, und formte mit ihm eine Doppelspitze. Seit Götz Sana im Herbst 2010 verlassen hat, leitet Meisheit die IT des Klinikbetreibers allein. Meisheit war zuvor IT-Verantwortlicher des Klinikverbandes St. Antonius und Geschäftsführer der Gesellschaft für Information und Technologie im Gesundheitswesen in Wuppertal. In den Jahren 2000 bis 2008 war er CIO der MTG Malteser Trägergesellschaft und Mitglied des Kooperationsrates der Deutsche Malteser GmbH. In dieser Funktion wurde er 2007 von unserer Schwesterpublikation Computerwoche für ein Rechenzentrumsprojekt zum Anwender des Jahres in der Kategorie IT-Performance gekürt. Von 1992 bis 1997 war er Leiter der Abteilung IT und Organisation und ab 1998 stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Finanzen, Unternehmensrechnung und Informationssysteme der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Meisheit hat in Köln die Fächer Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung studiert.