Den CDO braucht's nicht
So wählt ein Headhunter einen CIO aus
Sitzen CIOs - im Vergleich zu anderen Managementpositionen - eher auf einem Schleudersitz?
Kaan Bludau: Da es nur wenige gute CIOs gibt, ist das Risiko hoch, dass es mittel- und langfristig nicht funktioniert. Eine CIO-Besetzung ist kein Spaziergang für Unternehmen. Vor allem die weichen Faktoren abzuprüfen, ist nicht einfach. Wenn jemand ein paar Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen soll und die CIO-Besetzung ist schlecht, dann ist das ein verheerendes Signal in die Organisation hinein.
Wenn CIOs ihre Softskills betonen, wird ihnen das fachliche Know-how nicht zugetraut. Reden sie nur über Bits und Bytes, fehlt das Vertrauen in Kommunikations- und Führungsfähigkeiten. Ist diese Widersprüchlichkeit ein Problem?
Kaan Bludau: Das ist tatsächlich so. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass man an der Persönlichkeit merkt, ob es jemand schafft, die eigene IT-Mannschaft genauso wie die Schnittstelle zu den Fachbereichen gut zu managen und auch noch glaubwürdig das Board zu vertreten. Mit welchem Tempo geht jemand an die Aufgabe ran, welchen Antrieb hat er zu gestalten? Kennt er sich mit den neuen Themen aus, die für ein Unternehmen interessant sind, kann er führen und folgen ihm die Menschen? All das findet man schnell raus. Das spüren erfahrene Personalberater anhand von Aussagen in Bewerbungsgesprächen.
CEO und CIO nähern sich an
Wenn sich ein CIO bei den Hamburger Strategietagen auf die Bühne stellt und erzählt, was sein Team für geile Sachen macht, dann hat das eine enorme Strahlkraft. Man hört ihm gerne zu. Er hat etwas zu sagen und kann etwas auslösen. Es wird einfach immer wichtiger, dass sich CIOs gut verkaufen können. Hier nähern sich CEO und CIO an: Auch ein CEO muss das ganze Unternehmen hinter sich versammeln und begeistern, er muss breit aufgestellt sein. Das gilt auch für den CIO: Es reicht nicht mehr aus, gut IT zu machen.
Kommen wir zum Thema Vergütung: Welche Entwicklungen sehen Sie hier?
Kaan Bludau: Die Gehälter steigen deutlich an, weil die Besetzung einer CIO-Position einfach immer wichtiger und gleichzeitig schwieriger wird.
Was zahlt ein DAX-Konzern einem CIO?
Kaan Bludau: Das geht bei gut einer Million Euro im Jahr los, nach oben ist kein Limit gesetzt. Im Mittelstand liegt man bei guten CIOs, die es ins Board geschafft haben, bei 500.000 bis 1,2 Millionen Euro. Es gibt natürlich auch welche, die 300.000 oder 400.000 Euro bekommen, die sind dann oft in der Hierarchie nicht ganz oben aufgehängt.
Das sind stolze Zahlen …
Kaan Bludau: ... die aber zu Recht bezahlt werden. Die IT ist eine mehrwertstiftende Institution, die Prozesse optimiert, Kosten senkt und hilft, Umsätze zu steigern. Gelingt das, ist das Geld, dass man dem CIO bezahlt, in kürzester Zeit amortisiert. Die Gehälter werden deshalb weiter steigen.
CIOs haben zudem eine optimale Position, um mit ihren Vorständen und Geschäftsführern immer wieder Gehaltserhöhungen auszuhandeln. Man möchte diese Leistungsträger ja keinesfalls verlieren. Und es ist immer sehr mühselig, einen neuen CIO zu finden. Es kostet eine Menge Geld und Nerven, wenn der CIO kündigt. Gerade wenn große Projekte laufen, die sich nicht mal eben auf Eis legen lassen, sind CIOs in einer guten Verhandlungsposition.
In den vergangenen Jahren war zu beobachten, dass Unternehmen viele IT-Führungspositionen eingerichtet haben, die nicht immer ganz trennscharf sind. Vom CEO und CDO haben wir schon gesprochen, ich denke aber auch etwa an den Chief Data Officer, den - ein ganz neues Thema - Chief AI Officer und natürlich den Chief Information Security Officer (CISO). Können Sie mal einsortieren, was da passiert?
Kaan Bludau: Ich finde diese Diversifizierung prinzipiell gut, denn sie bedeutet, dass das Digitalisierungsteam insgesamt breit aufgestellt und stark ist. Für mich ist das ein Grund, den CIO an die Spitze zu stellen und in den Vorstand zu berufen, wo er an den CEO berichtet. Er muss in die Entwicklung der Unternehmensstrategie eingebunden sein. Darunter können dann auf einer zweiten Managementebene diese Zuständigkeiten geschaffen werden. Andererseits sollte man das auch nicht zu weit aufblähen, sonst droht den Verantwortlichen das Schicksal des CDO, der weitgehend wieder verschwunden ist.
Fassen wir noch einmal zusammen: Was muss ein Unternehmen dem CIO bieten, damit er dort arbeiten will?
Kaan Bludau: Ein moderner CIO will nicht verwalten, sondern etwas bewegen. Er wird die Strategie des potenziellen Arbeitgebers und die Positionierung der IT im Unternehmen genauestens prüfen. Es ist keine schlechte Idee, den CIO ins Management-Board aufzunehmen und ihn die Strategie mitdefinieren zu lassen. Er braucht direkten Zugriff auf den CEO und Einfluss auf Entscheidungen. Berichtet er an den CFO, ohne dass es Schnittstellen zum CEO gibt, wird ihn das hemmen.
Der moderne CIO schaut sich zudem genau die Kultur des Unternehmens an und versucht dessen Haltung zu technischen Innovationen herauszufinden. Die Cloud-Hyperscaler und auch Softwareunternehmen wie Salesforce oder ServiceNow sind hier beliebte Vorbilder. Die machen Dinge anders als konventionelle Unternehmen. Wichtig sind auch die Positionierung von Unternehmen und Marken sowie eine junge und dynamische, durchaus anspruchsvolle Geschäftsleitung. Will sie etwas bewegen und verändern?
Wichtig sind darüber hinaus Internationalität, soziale Verantwortung und Nachhaltigkeitskonzepte, Diversifikation der Lieferketten, das Einhalten von ESG-Richtlinien, Kostentransparenz, die Mitsprache bei Recruiting-Themen und vieles mehr. Am Ende gilt aber immer noch die alte Regel: Menschen kommen für Menschen. Die Frage "Wer ist mein Chef?" ist wichtiger als alles andere.
- INTER Versicherungsgruppe
Roberto Svenda ist seit 1. Juli 2023 Vorstandssprecher der INTER Versicherungsgruppe und zuständig für das IT-Ressort. - AachenMünchener
Seit Juni 2014 verantwortet Helmut Gaul die Ressorts Betrieb und IT im Vorstand der AachenMünchener. Er kennt das Haus: schon 1984, kurz nach Abschluss des Betriebswirtschaftsstudiums an der Fachhochschule Köln, kam er zu der Aachener Versicherung. Dazwischen lag lediglich ein Jahr im Außendienst der Colonia Versicherung. - Talanx
Jens Warkentin ist seit Januar 2023 Talanx-CIO. Der Talanx-Finanzvorstand übernahm die Aufgaben von Christopher Lohmann. - ERGO Deutschland
Mario Krause ist seit Anfang 2019 CIO der deutschen IT-Einheiten von ERGO und Vorsitzender der Geschäftsführung der ERGO-IT-Tochter Itergo. Er war zuvor im Vorstand des Versicherungskonzerns Talanx AG in Hannover für IT zuständig und zugleich Vorstandsvorsitzender des IT-Dienstleisters Talanx Systeme. - Helvetia Deutschland
Seit August 2020 ist Andrea Sturmfels als CIO für das Ressort Informatik von Helvetia Deutschland verantwortlich. - ERGO Global
Tomasz Smaczny ist seit Anfang 2019 Vorstandsvorsitzender der Ergo Technology & Services Management und Global CIO für die gesamte IT bei Ergo. Smaczny ist zudem Vorsitzender des Aufsichtsrats der IT-Tochter Itergo. - Allianz SE
Seit 1. November 2023 hat der Versicherungskonzern Allianz mit Olav Spiegel einen neuen Group Chief Information Officer an Bord. Er folgt auf Ralf Schneider. - AXA Deutschland
Der neue IT-Chef der AXA Deutschland kommt aus den eigenen Reihen. Achim Dahlbokum agiert ab September 2023 als CIO des Versicherers. Der bisherige CIO der AXA Versicherung in Deutschland, Stefan Lemke, verlässt das Unternehmen zum 31. August 2023. - Wüstenrot & Württembergische
Seit Juli 2012 ist Jens Wieland IT-Vorstand der Wüstenrot & Württembergische AG. Gleichzeitig gehört er der Geschäftsführung der W&W Informatik GmbH an, der IT-Tochter der Versicherungsgruppe. Zuvor war Wieland fünf Jahre lang im Vorstand der AXA für das IT-Ressort zuständig. - Zurich Gruppe Deutschland
Seit Januar 2021 ist Jens Becker Head of IT der Zurich Gruppe Deutschland. Er folgte auf Dorothée Appel. - Signal Iduna
Stefan Lemke, CIO von Axa Deutschland, wechselt zum 1. Januar 2024 als IT-Vorstand zur Signal Iduna Gruppe - Debeka
Die Debeka hat eine neue IT-Vorständin. Laura Müller steigt intern auf und folgt auf Roland Weber, der das Unternehmen verlässt. - Alte Leipziger
Seit Januar 2018 ist Udo Wilcsek stellvertretendes Vorstandsmitglied im Alte Leipziger – Hallesche Konzern und für die IT zuständig. Davor war er – seit 2014 – Leiter des konzernweiten Zentralbereichs Betriebsorganisation. - VHV Versicherung
Seit Januar 2022 ist Arndt Bickhoff Generalbevollmächtigter für den Bereich IT bei der VHV Holding. - Sparkassen Versicherung
Der promovierte Mathematiker Thorsten Wittmann übernahm im Januar 2016 die Leitung des Ressorts Leben und IT der SV Sparkassen Versicherung (SV). Dazu gehört auch die IT-Tochter SV Informatik. - Hannover Rück
Jürgen Stoffel ist seit Januar 2013 Managing Director IT/ Group CIO der Hannover Rück SE. Der Diplom-Mathematiker Stoffel war vor seinem Wechsel zur Hannover Rück fünf Monate lang Associate Partner bei IBM IT Management Consulting, arbeitete zwei Jahre lang als Head of Consulting & Projects bei ITERGO und war 13 Jahre beim IT-Beratungsunternehmen Comma Soft AG unter anderem Mitglied der Geschäftsleitung. - Generali Deutschland
Rainer Sommer übernahm im Mai 2015 als Vorstand der Generali Deutschland Holding die Aufgaben als COO und CIO. Außerdem wurde er Vorsitzender der Geschäftsführung der IT-Tochter Generali Deutschland Informatik Services GmbH. - HUK-Coburg
Daniel Thomas hat seit 2016 die Aufgaben Betriebsorganisation und IT von Jörn Sandig übernommen, der Ende 2015 nach Auslaufen seines Vertrages in den Ruhestand ging. - Swiss Life Deutschland
Beim Versicherungsunternehmen Swiss Life Deutschland hat Tobias Herwig zum 1. März 2023 die Position des Chief Technology Officer übernommen. - VPV Versicherungen
Jürgen Reinsch ist seit Juli 2010 CIO der VPV Versicherungen in Stuttgart. Seit Januar 2018 ist er CDO und CIO. Vor seinem Wechsel zu VPV war Reinsch zwölf Jahre lang in verschiedenen Führungspositionen in der W&W Gruppe. Davor arbeitete er in zwei Systemhäusern und als freiberuflicher Berater. - Gothaer
Seit Juni 2016 ist Burkhard Oppenberg Geschäftsführer der Gothaer Systems GmbH, dem IT-Dienstleister im Gothaer Konzern, und CIO des Gothaer Konzerns. Er trat die Nachfolge von Volkmar Weckesser an. - R+V Holding
Mitte Juni 2018 ist Tillmann Lukosch in den R+V-Holdingvorstand berufen worden. Er übernahm die Verantwortung für das Zentralressort Informationssysteme sowie für die digitale Transformation. Lukosch ist Nachfolger von Peter Weiler, der in den Ruhestand ging. - Munich Re
Robin Johnson übernahm im April 2017 in Nachfolge von Rainer Janßen die Leitung des Zentralbereichs Information Technology bei der Munich Re. Johnson war vor seinem Wechsel zu Maersk von 2008 bis 2012 Global CIO beim US-Computerhersteller Dell. - LVM
Marcus Loskant ist seit dem 1. Juli 2019 Mitglied des Vorstands der LVM Versicherung und verantwortlich für das IT Ressort. Dieses beinhaltet die Vorstandsmandate der LVM a.G., LVM Kranken, LVM Leben und LVM Pension - also aller LVM Versicherungen. Zuvor war er Generalbevollmächtiger für das IT-Ressort der LVM Versicherung. - Baloise Group
Der promovierte Umweltwissenschaftler Alexander Bockelmann ist seit Februar 2019 Chief IT Officer (CTO) der Schweizer Baloise Group in Basel. Bockelmann kam von der österreichischen Versicherung Uniqua. Nach beruflichen Stationen bei der Boston Consulting Group und bei Versicherungsunternehmen in Deutschland und den USA wurde er 2013 Head of Group IT bei Uniqua. Seit Mitte 2016 war er dort Chief Digital Officer. - Provinzial Rheinland
Patric Fedlmeier ist seit Januar 2018 Vorstandsvorsitzender des Konzerns Provinzial Rheinland. Er ist seit 2009 im Vorstand, zuletzt als stellvertretender Vorstandsvorsitzender für die Ressorts Vertrieb und IT zuständig. Diese Aufgaben behält er. - Mobiliar
Thomas Kühne ist seit Januar 2019 Leiter IT und Mitglied der Geschäftsleitung beim Allversicherer Mobiliar in Bern in der Schweiz. Er war davor IT-Leiter bei Zurich Deutschland. Der Informatiker hatte diese Aufgabe im Dezember 2017 übernommen. Zuvor verantwortete er seit 2016 als Bereichsleiter Enterprise Transformation and Services bei der Zurich Gruppe Deutschland alle Shared Services sowie Betriebsorganisation, Real Estate, Einkauf und das Druckzentrum. Seit 2017 war er zugleich auch COO des Direktversicherers der Gruppe DA Direkt. - Viridium
Martin Setzer ist seit April 2018 CIO und Mitglied des Vorstands der Viridium Gruppe. Setzer war davor bis Mitte 2017 Mitglied des Vorstands und COO der Landesbank Baden-Württemberg. Im Anschluss beriet er Unternehmen im Bereich der Digitalen Transformation und übernahm Mandate in Start-ups der Finanzindustrie (Fintechs). - HDI Global SE
Die IT und den Bereich Operations im Vorstand der HDI Global SE führt seit Juli 2018 Thomas Kuhnt. Kuhnt kam von der Unternehmensberatung McKinsey & Company. - HDI Lebensversicherungs AG
Zum 1. März 2021 wechselte Dirk Böhme vom IT-Beratungshaus Silbury in den Vorstand der HDI Lebensversicherungs AG. Zugleich wird er Vorstandsmitglied der HDI Systeme AG, dem IT-Dienstleister der Talanx-Gruppe. - Zurich
Seit Frühjahr 2012 verantwortet Claudia Dill als COO (Chief Operation Officer) die IT der Sparte General Insurance beim Schweizer Konzern Zurich. Sie berichtet an Kristof Terryn, den obersten IT-Entscheider des Konzerns. - BayDit AG
Die Versicherungsgruppe die Bayerische bündelt seit Januar 2019 in der "die Bayerische Digital AG" (BayDit AG) ihre digitalen Aktivitäten. Das Unternehmen wird von einer Doppelspitze geführt: Der Vorstand besteht aus Michael Brand (l.) und Thomas Wolf. Michael Brand ist Diplom-Informatiker mit Schwerpunkt Software-Engineering und seit 1990 in der Versicherungs-IT tätig. Seit 2007 ist er Geschäftsführer der Bayerischen IT GmbH. Thomas Wolf, Diplom-Ingenieur Elektrotechnik, war von 2002 bis Oktober 2018 Vorstand der iS2 Intelligent Solution Services AG. - Süddeutsche Krankenversicherung (SDK)
Ralf Oestereich wurde im April 2019 IT-Vorstand der Süddeutsche Krankenversicherung a. G (SDK). Er ist als Vorstand für Informationstechnik für die Bereiche IT-Anwendungsentwicklung und IT-Betrieb sowie die Betriebsorganisation zuständig.
Kaan Bludau ist Gründer und Geschäftsführer von BludauPartners Executive Consultants GmbH. Er betreut nationale und internationale Großunternehmen bei der Besetzung von Positionen für das Topmanagement und die Rolle des CIO. Bludau studierte Betriebswirtschaft blickt auf mehr als 25 Jahre Beratungserfahrung zurück. Bevor er sich mit BludauPartners selbständig machte, war er im erweiterten Geschäftsführungskreis eines internationalen Executive Search Unternehmens tätig, wo er die Geschäftsbereiche Retail, E-Commerce sowie Travel, Transport & Logistics als auch die IT etablierte und verantwortete.