Technik- und Serviceberatung

Standards setzen

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
Wer sparen muss, hat jetzt die besten Chancen zu standardisieren – und die Meta-Management-Berater los zu werden. Beweisen kann sich, wer jetzt auf die richtigen Themen fokussiert.
Ralph Jahnke, Verkaufsdirektor, Bereich Technologies Accenture.
Ralph Jahnke, Verkaufsdirektor, Bereich Technologies Accenture.

Die Erklärung, warum auch die Beraterbranche kämpfen muss, ist so simpel wie folgenreich: vielen Kunden fehlt schlichtweg das Geld für ProjekteProjekte. Ähnlich wie beim Platzen der Dotcom-Blase vor acht Jahren ist daher in den vergangenen Monaten ein Investitionsstau entstanden. Viele Projekte fallen aus Geldmangel ganz weg oder werden ohne Consultants gestemmt. Die Marktforscher von PAC schätzen, dass für 2008/2009 das Umsatzvolumen für IT-Projekte um 3,5 Prozent gegenüber dem Vergleichzeitraum des Vorjahres schrumpfen wird (s. Grafik "Wachstumsquoten im Vergleich"). Alles zu Projekte auf CIO.de

»Das beherrschende Thema des vergangenen Jahres war kurzfristiges Kostensenken.«

Grafik: Wachstumsquoten im Vergleich.
Grafik: Wachstumsquoten im Vergleich.

Auch in beratungsnahen Bereichen wie der Einführung neuer Software hat die Krise zugeschlagen. SAP-Implementierer beispielsweise haben einen drastischen Einbruch beim Softwareverkauf zu verkraften: Bilanziert nach US-Gaap setzten die Walldorfer im ersten Halbjahr 2009 weltweit mehr als ein Drittel weniger mit Lizenzen um als ein Jahr zuvor. Für die Berater in diesem Markt sind damit zwei Schläge zu verkraften: Wer keine Lizenzen kauft, der braucht auch keine Unterstützung, um die neuen Systeme anzupassen.

Soviel Standard wie möglich

Hinzu kommt, dass die Unternehmen weiter auf der Standardisierungswelle reiten. Wenn schon neue Software, dann bitte mit geringst möglichem Aufwand, wie Thomas Jürgens, Geschäftsführer des Systemhaus-Beratungsgeschäfts bei TDS, einem der größten SAP-Dienstleister, bemerkt: "Die Kunden verlangen, dass wir die Aufwandtreiber so weit wie möglich rausnehmen. Alle wollen, dass wir die Systeme so nah wie möglich am Standard installieren." Also sinkt der Aufwand, und bei weniger Aufwand braucht man auch weniger Berater. Statt 70 bis 80 Prozent wie zu guten Zeiten hat TDS nach eigenen Angaben in manchem Bereich nur noch eine Auslastung von 50 Prozent. "Der eine oder andere Berater hat auch mal einen Tag gar nichts zu tun", räumt Thomas Jürgens ein.

Es bewegt sich was

Dennoch: nicht überall stehen die Zeichen auf Stillstand. "In der IT hat es keine Schockstarre gegeben", sagt beispielsweise Wolfgang Huhn, Deutschlandchef des Business Technology Office von McKinsey. Im Gegenteil, es bewegt sich einiges. Denn trotz der schrumpfenden Konjunktur steht neben Kostensenkungen auch die Investition in neue Plattformen und Funktionalität wieder vermehrt auf der Agenda. "Das hängt natürlich von der Branche ab", sagt Huhn. In der Automobilindustrie etwa wird intensiv darüber nachgedacht, welche Kosten sich streichen lassen. "Da wird vieles auf den Prüfstand gestellt, was nicht zum Stillstand der Fabrik führt."

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