Strategien


Transformation in der Schwerindustrie

Thyssenkrupp Steel digitalisiert sich

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.

"Mit der technischen Modernisierung kam die Erkenntnis, dass DigitalisierungDigitalisierung ihr Potenzial nur dann ausschöpfen kann, wenn unsere 27.000 Mitarbeiter neue Technologien auch annehmen und nutzen," berichtet der CIO. Aus der Digitalisierung des Geschäftsmodells sollte eine digitale Transformation des Unternehmens werden. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Daher habe man 2016 die "Digital Natives-Initiative" gestartet. Change und Kommunikation standen dabei im Mittelpunkt. "Unser Ziel war es, in der Belegschaft eine kritische Schwungmasse aufzubauen, die den Rest des Unternehmens mitreißt," so Kranz. Er suchte dafür digital-affine und besonders motivierte Mitarbeiter aus allen Bereichen des Unternehmens, die die neuen Themen in die Abteilungen tragen können.

Kranz arbeitete dazu eng mit seinem Digitalchef Volker Lang zusammen und holte auch die Kommunikations- und Personalabteilung ins Boot. Nach Langs Erfahrung geht es bei Change-Initiativen stets um zwei Dinge: Erstens müssten die Menschen verstehen, was auf sie zukommt. Auch die Stahlbranche sei direkt von der Digitalisierung betroffen, "Wegducken" führe nicht weiter. Zweitens müsse die Belegschaft in die Lage versetzt werden, in der neuen Arbeitswelt mit digitalen Arbeitsweisen zurechtzukommen.

Vor diesem Hintergrund startete der CIO die "Hidden-Champions"-Initiative. 20 Mitarbeiter bekamen vor dem Rollout Einblicke in neue Systeme und wurden entsprechend geschult. Sobald die Tools unternehmensweit installiert waren, gingen die Hidden Champions in ihre Abteilungen und halfen Kollegen, sich damit vertraut zu machen. Kranz: "Das waren nicht nur Multiplikatoren, die das noch zusätzlich machen mussten, sondern begeisterte Mitarbeiter, die sich auch mit eigenen Ideen einbrachten."

Hidden Champions und Early Birds

Die Kampagne wurde großflächig mit Plakaten beworben und traf auf hohe Resonanz bei der Belegschaft. "Am Ende hatten wir 120 Bewerbungen", so Kranz. "Da wir aber den 100 Mitarbeitern, die nicht in das Programm hineinkamen, keine Absage erteilen wollten, haben wir zusätzlich die Early Bird Community gegründet." Diese Gruppe, die vor dem Rollout auf über 400 Kollegen angewachsen sei, habe ebenfalls Vorabinformationen und "Sneak Previews" erhalten. "Damit ist uns am Stichtag ein Warmstart ohne große Probleme gelungen, und wir konnten einen Großteil der Nutzer emotional mitnehmen", so der CIO weiter. "Sie waren stolz auf das, was wir gemeinsam geleistet hatten."

Agilität aus dem Labor

Nach dem Erfolg der Hidden Champions sollte der Change-Prozess weitergehen. Kranz beschreibt die Ausgangslage so: "Klassische Großkonzerne sind für ihr Kerngeschäft auf Stabilität und Effizienz im großen Maßstab ausgelegt. Durch Agilität darf das nicht verloren gehen." Die IT konzentrierte sich zunächst auf die Bereiche des Geschäftsmodells, die Berührungspunkte mit der digitalen Welt haben.

Das umfasst Kunden-Touchpoints, Logistik, die Supply ChainSupply Chain, Transparenz in den Prozessen, Stammdatenqualität, Produktentwicklungszyklen und neue Geschäftsmodelle rund um das physische Produkt Stahl. Dabei geht es aber nicht zwingend um große Sprünge. Kranz: "Auch kleinere Ideen, die schnell umgesetzt werden, helfen bei der Verbesserung der Kostenposition." Alles zu Supply Chain auf CIO.de

Neue IT-Strategie 2030

Volker Lang, Head of Digital bei Thyssenkrupp Steel: "Wir wollen keine reine Digital-Folklore. Es geht nicht darum, eine Blockchain zu nutzen, sondern um konkreten Wertbeitrag für das Geschäft."
Volker Lang, Head of Digital bei Thyssenkrupp Steel: "Wir wollen keine reine Digital-Folklore. Es geht nicht darum, eine Blockchain zu nutzen, sondern um konkreten Wertbeitrag für das Geschäft."
Foto: Thyssenkrupp

Um erste Projekte anzustoßen, gründete der CIO 2017 gemeinsam mit dem Digitalchef ein Digitallabor. "Natürlich haben wir dort Sitzsäcke und Drohnen, aber wir wollen keine reine Digital-Folklore", erklärt Lang dazu. "Es geht nicht darum, eine Blockchain zu nutzen, sondern um konkreten Wertbeitrag für das Geschäft." Daher stammen die Owner der Labor-Projekte aus den Fachabteilungen, die mit einem echten Problem an die IT herantreten. Anschließend wird ein gemischtes Team aus Fach- und IT-Spezialisten zusammengestellt, das einen Monat lang an einem Prototypen arbeitet.

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