TUI-CDO Elke Reichart
Mit der Cloud durch die Krise
Die Entwickler bedienen sich aus der sogenannten Landing Zone, in der Entwicklungs-Tools und vorkonfigurierte Komponenten standardisiert zur Verfügung stehen. Damit will TUI sicherstellen, dass alle neuen Anwendung einheitlich sind, weltweit eingesetzt werden können und denselben Anforderungen, etwa an die Sicherheit, entsprechen. Zudem beschleunige diese Methode den Development-Prozess und damit die Time-to-market.
Im März 2020 war etwa ein Drittel der IT-Landschaft in die CloudCloud migriert, mehr als die Hälfte der IT-Organisation operierte im Domain-Modell. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de
50 Prozent weniger Kosten
Als der Lockdown kam, setzte Reichart einen Reaktionsplan in drei Phasen in Gang. Zuerst kam die Response-Phase, in der auf die wegbrechenden Umsätze reagiert werden musste. "Unsere erste Reaktion war, massiv auf die Kostenbremse zu treten," erinnert sich die IT-Leiterin. Die TUI stellte Investitionsprogramme zurück, startete Kurzarbeit und legte Verträge mit externen Dienstleistern und Beratern auf Eis.
"Bereits vor Corona haben wir die Vorteile der variablen Kosten in der Cloud bemerkt. Als beispielsweise Thomas Cook 2019 insolvent ging, konnten wir sofort die Kapazitäten hochfahren, um die zusätzliche Nachfrage abzubilden," so Reichart. "Nun können wir ebenso schnell einsparen." Binnen weniger Tage habe TUI seine Cloud-Kosten um etwa 50 Prozent reduzieren können, indem beispielsweise Test- und Entwicklungsumgebungen nicht mehr genutzt wurden. Einsparungen dieser Größenordnung seien bei den verbleibenden On-premises-Teilen der Infrastruktur nicht möglich gewesen. Hier habe die Konzern-IT weiterhin dieselben Kosten wie vor der Krise.
Auch auf personeller Ebene helfe die Cloud, die Krise zu stemmen. "Da wir standardisiert auf der AWS-Plattform entwickeln, konnten wir Aufgaben, die bisher von externen Partnern erledigt wurden, nahtlos an eigene Mitarbeiter vergeben," sagt Reichart. Die Kombination aus Cloud und Domain-Modell gebe einen Rahmen vor, in dem alle IT-Kollegen gleichermaßen arbeiten, einspringen und sich gegenseitig helfen könnten.
Neustart und Wandel
Auf die Sofortmaßnahmen folgte die Restart-Phase, in der sich TUI gegenwärtig befinde. Im Zuge der schrittweisen Wiedereröffnung der Grenzen nimmt der Konzern einige gestoppte Programme wieder auf. "Allerdings wird es so schnell wie es runter gegangen ist, in der Touristik nicht wieder nach oben gehen," sagt Reichart. "Wir gehen eher von einem graduellen langsameren Hochfahren aus."