Starthilfe für De-Mail und E-Postbrief
User steuern private Daten selbst
CIO.de: Das Interesse der Firmen auf Auskunft per Knopfdruck ist sicher begrenzt?
Schumann: Bei den Unternehmen mag es zunächst so ankommen, als sähen wir sie im ersten Schritt nicht als unsere Mitstreiter. Wenn die Verbraucher anfangen zu fragen, was über sie gespeichert ist, macht ihnen das zunächst eher Aufwand. Die Firmen sind nach dem Bundesdatenschutzgesetz aber dazu verpflichtet zu antworten. Bisher weiß aber kaum jemand, wie man an die Daten herankommt. Hier setzen wir an. Wir machen Hinweise und Vorschläge, an wen sich die Bürger wenden sollten. Die Nachfrage erfolgt per Klick. Dann muss die Firma antworten. Das kann sie auf Papier tun, sie kann das aber auf Verbraucherwunsch auch digital bei uns machen.
CIO.de: Was hat das mit der E-Post und De-Mail zu tun?
Schumann: Wir erzeugen hier das Interesse über das Selbstbestimmungsrecht an den Daten. Ich kann Firmen ja auch verbieten, mit meinen Daten zu arbeiten. Idealerweise kommunizieren die Unternehmen dann über unsere Plattform mit dem Verbraucher. Sofern diese es wünschen, können dazu aber auch DE-Mail oder der E-Postbrief zum Einsatz kommen. Für die Verbraucher ist das Ganze kostenlos. Die Unternehmen müssen das Internetporto bezahlen. Parallel zu den Auskunftsanfragen, kann der Verbraucher den Unternehmen aber auch per Option mitteilen, dass er bereit ist, Rechnungen oder Informationen zukünftig digital zu bekommen.
CIO.de: Was machen Sie mit den Daten?
Schumann: Auch bei uns entstehen sehr viele wertvolle Nutzerprofile, die sich aus Adresse, eventuell dem Geburtsdatum und den geäußerten Interessen zusammensetzen. Diese Nutzerprofile lagern wir aber in eine Nutzergenossenschaft aus. Wir wollen kein Unternehmen schaffen, das Technik und Nutzerdaten in einer Einheit hat. Wir sehen ja bei Facebook und Google, wohin das führt. An die Genossenschaft wird ein Teil der Gewinne abgeführt. Die Genossenschaft verwaltet die Profile und stellt sicher, dass Gewinne, die daraus entstehen, auch wieder an die Mitglieder zurückfließen. Damit kann man etwa Lobbyarbeit für Verbraucher finanzieren. Der Verbraucher kann Mitglied der Genossenschaft werden, er muss es aber nicht.
"Wir sehen Datenschutz nicht als Angriff auf Unternehmen"
CIO.de: Und die Unternehmen machen mit und bezahlen Sie dafür?
Schumann: Wir werden die Unternehmen nicht vor vollendete Tatsachen stellen. Vier bis sechs Wochen vorher werden die Firmen informiert. Wir bieten ihnen die komplette Datenintegration an. Sie können ihren Eintrag auf der Plattform selber gestalten, wie bei einem Bewerbungsportal.
Wenn Sie sich auf unsere Anfrage nicht positionieren, werden Sie trotzdem freigeschaltet. Sie werden dann aber nicht die Möglichkeit haben, dass die Verbraucher ihnen per Opt-in die Zusendung von Informationen erlauben. Und die Unternehmen müssen sich, wenn Sie dem Verbraucherwillen nach Auskunft nicht nachkommen, fragen lassen, wie sie mit den Daten der Verbraucher umgehen.
Das ist eine starke Motivation, dem Thema aufgeschlossen gegenüberzustehen. Wir sehen den Datenschutz aber nicht als Angriff. Wir wollen das nicht mit Negativenergie aufladen. Für die Unternehmen ist es ja sinnvoll, digital zu kommunizieren. Die Firmen haben etwas davon, wenn der Kunde sagt, ich will jetzt meine Telefonrechnung oder die Briefe meiner Krankenkasse an meine digitale Adresse haben. Uns ist es dabei egal, über welchen Kanal die Information übermittelt wird. Der Verbraucher muss das in Zukunft nicht an zwanzig verschiedenen Stellen erledigen, sondern kann das ganz bequem bei uns an einer Stelle tun.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.