Interview mit Benjamin Krebs
Vorbild IT: Wenn aus Kunden ein Partner wird
Der weltweite Shutdown und die Folgen für Industrie und Handel haben den Druck auf die Unternehmen bei Themen wie Digitalisierung und Cloud Services verschärft. Welche Auswirkungen hat Corona auf Sie, Ihre Kunden und Partner sowie die Branche?
Benjamin Krebs: Diese aktuelle Pandemie hat unzählige Konsequenzen für die IT-Branche - in erster Linie müssen wir aber nun beweisen, dass wir die Digitalisierung wirklich beherrschen, um wiederum anderen Branchen dabei zu helfen, kontaktlos zu kommunizieren. Ich war vor der Corona-Krise selbst viel unterwegs und vor Ort bei unseren Kunden. Das geht jetzt nicht mehr, und ich verbringe heute in einer Woche mehr Zeit in virtuellen Meetings als früher in einem ganzen Jahr.
Letztlich sind wir allerdings Profis, die die technischen Möglichkeiten kennen und lieben. Für viele Menschen in anderen Branchen ist das dagegen Neuland. Diesen müssen wir nun helfen - letztlich auch, um damit den Fortbestand ihrer Unternehmen zu sichern.
Haben Sie in der IT jetzt also eine Vorbildfunktion für andere?
Benjamin Krebs: Ja, das liegt in der Natur der Sache. Unternehmen, Krankenhäuser oder Schulen suchen derzeit nach neuen, digitalen Kommunikations- und Vertriebswegen, die ihnen helfen, diese Krise zu meistern. Als erstes schauen sie natürlich auf die IT-Branche.
Wir müssen nicht nur zeigen, wie man digital kommuniziert und wie man als Unternehmen die derzeitige Situation mit Hilfe von IT-Lösungen am besten meistert, sondern wir müssen es auch vorleben. Und zwar allen: den großen Unternehmen, aber auch allen mittelständischen und kleinen Betrieben sowie gemeinnützigen und gesellschaftlichen Organisationen. Diesen müssen wir als Partner helfen.
Was bedeutet es für Sie konkret, Partner zu sein?
Benjamin Krebs: Partner zu sein bedeutet für mich, dass man nicht nur auf die eigenen Interessen schaut, sondern auch bedenkt, ob die Geschäftsbeziehung für den anderen tatsächlich einen Gewinn bedeutet. Als echter Partner begegnet man sich auf Augenhöhe, verfolgt man gemeinsame Ziele, und versucht, immer eine Win-Win-Situation herbeizuführen.
Wie funktioniert Augenhöhe mit Dell Technologies, wenn man als Maschinenbauer 100 Mitarbeiter hat und einen vergleichsweise niedrigen Umsatz erzielt?
Benjamin Krebs: Augenhöhe hat nichts mit Umsatz zu tun. Wir sind Marktführer in unserem Segment, aber viele andere Unternehmen leisten - unabhängig von ihrer Größe - ebenfalls hervorragende Arbeit und sind nicht selten Marktführer in ihrem Bereich. Wenn wir eine Partnerschaft eingehen, dann fühlen wir uns gebunden, und gerade in der aktuellen Situation muss man seine Prinzipien dann auch mit Leben füllen.
Unabhängig von der Größe des Partners und der Art der Kooperation helfen wir Unternehmen, ihre Arbeitsprozesse zu digitalisieren sowie ihre Lieferketten zu stabilisieren und umzustrukturieren. Im Vertrieb gilt es, intelligente Zahlungsmodalitäten zu etablieren und neue, digitale Vertriebswege zu entwickeln. Ansonsten würden viele dieser Unternehmen diese Krise nicht überstehen.
Welche Unternehmen sind am härtesten betroffen?
Benjamin Krebs: Fast alle Unternehmen stehen vor Herausforderungen, aber für Hersteller, Zulieferer und Maschinenbauer ist es besonders schwierig, in der jetzigen Situation eine effiziente digitale Wertschöpfung aufrechtzuerhalten bzw. neu zu entwickeln. Teil des Problems ist, dass bisher vielerorts nur Waren, die man anfassen kann, als echte Ware galten.
Noch längst nicht alle Unternehmen haben verstanden, wie wertvoll digitale Daten sind. Es gibt aber auch positive Beispiele: Unter anderem haben Hersteller von Sensoren oder Nischenprodukten die Herausforderungen angenommen und gehen jetzt neue Wege.
Wie helfen Sie Ihren Partnern ganz konkret, die Krise zu meistern?
Benjamin Krebs: Für viele Unternehmen geht es derzeit darum, die eigene Liquidität zu erhalten. Wenn sich die äußeren Umstände und damit auch die Vertriebswege von heute auf morgen derart stark verändern, dann sorgen sich die Unternehmen natürlich, ob sie ihre Mitarbeiter und die Rechnungen ihrer Lieferanten weiterbezahlen können. Hier muss man als echter Partner flexibel reagieren und Projekte weiter voranbringen, selbst wenn es Zahlungsengpässe gibt.
Die meisten Unternehmen benötigen allerdings keine finanzielle Unterstützung, sondern unser technisches Know-how, um neue Lösungen zu entwickeln. Für unsere Partner, die sich im Augenblick sehr schwertun, liefern wir hier die passende "Entwicklungs-Power" in Form von hochqualifizierten Mitarbeitern sowie Ressourcen.
Das hört sich fast nach einem Beratungsunternehmen an. Dabei kennen viele Dell Technologies in erster Linie als Hardware-Lieferanten.
Benjamin Krebs: Das stimmt, dabei bieten wir unseren Kunden nicht nur Hardware und skalierbare Lösungen an, sondern stellen auch große Entwickler-Ressourcen zur Verfügung. Natürlich sind wir sind kein Beratungsunternehmen, aber wir nutzen unser Know-how, um unseren Partnern zu helfen.
Beispielsweise beraten wir, was unserer Meinung nach im jeweiligen Fall ins eigene Rechenzentrum gehört und was in die Cloud. Cloud-Lösungen sind wichtig und richtig, aber ohne die richtige Infrastruktur vor Ort sinnlos. Flexibilität und Agilität sind gefragt. Es kommt darauf an, den Workload dort zu platzieren, wo er am günstigen ist. Jetzt blind auf Cloud-Services zu setzen, spart keine Kosten. Mit Aktionismus bekommt man garantiert noch mehr Probleme. Als IT-Experten liegt es in unserer Verantwortung, dass diesbezüglich keiner unserer Kunden eine falsche Entscheidung trifft.
Wird soziales Handeln in der Business-Welt mit der Corona-Krise nun wichtiger?
Benjamin Krebs: Auf jeden Fall. Natürlich sind Umsatz und Gewinn wichtig, denn anders kann ein Unternehmen nicht überleben und seinen Mitarbeitern keine fairen Löhne und Gehälter zahlen. Aber die Corona-Krise hat dazu geführt, dass Solidarität, zwischenmenschliche Aspekte und verantwortungsbewusstes Handeln deutlich an Bedeutung gewonnen haben und dies wohl auch langfristig so bleiben wird. Das ist ein positiver Aspekt der Pandemie.
Allerdings war uns bei Dell Technologies ein respektvolles Miteinander mit Kunden und Partnern sowie soziales Engagement schon immer wichtig. Beispielsweise unterstützen wir schon seit vielen Jahren die Deutsche Krebsforschung und Bildungseinrichtungen wie die RWU Ravensburg oder die RWTH Aachen. Wir wollen unser Know-how rund um die Digitalisierung nicht nur für uns und unsere Partner nutzen, sondern auch im Rahmen der digitalen Bildung anderen weitervermitteln.
Bei allen Sorgen und Problemen mit denen Unternehmen heute kämpfen: Was raten sie Ihren Kollegen in der IT-Abteilung?
Benjamin Krebs: Oh, da habe ich eine klare Antwort. Bitte: Nutzt den aktuellen Anlass, um die Digitalisierung mit voller Kraft voranzutreiben. Wer jetzt nicht die Weichen stellt, der hat sehr schnell keine Chance mehr im Wettbewerb.
Mit Digitalisierung meine ich nicht nur die Vertriebswege, sondern selbstverständlich auch die Herstellung. Denn mit künstlicher Intelligenz oder maschinellem Lernen kann der Ausschuss so stark minimiert werden, dass die Fertigungskosten massiv sinken und sich die Investition in neue ML- und KI-Systeme schnell rentiert. Bei einem unserer Kunden hat sich eine große Investition bereits nach 26 Wochen bezahlt gemacht.