Thermomix, Kobold - und IT
Vorwerk geht neue Wege
Putsch glaubt, dass sich die Infrastruktur weiter dynamisch verändern wird. "Wir haben uns bisher zum Beispiel überwiegend für klassische Verkabelung entschieden, aber in ein paar Jahren werden andere Themen hochkommen. Ich weiß nicht, ob wir auf Dauer noch ein Campus-Netzwerk brauchen oder Niederlassungen physikalisch angebunden werden sollten. Und wenn wir die Cloud weiterdenken, dann ist klar, dass auch unser Rechenzentrum über kurz oder lang nicht mehr benötigt werden könnte." Vorwerk werde sich auch überlegen, die vorhandenen SAP-Systeme in die Cloud zu bringen. Das Angebot RISE with SAP könne hier interessant werden.
Für Vorwerk ist es wichtig, auch die Produkte zu digitalisieren. Dabei spielt die IT-Organisation eher eine Nebenrolle. "Wir haben die dafür notwendige IT aufgebaut, im Oktober letzten Jahres haben wir sie aber an in die Forschungs- und Entwicklungs-Abteilung in unserer Produktion übergeben", sagt CIO Scarponi. Dennoch sei man auch dort weiter im Boot, denn Vorwerk habe sich in vielen digitalen Bereichen in Communities organisiert, die sich disziplinübergreifend mit Themen wie Cloud, Data AnalyticsAnalytics oder IT-Security auseinandersetzten. Alles zu Analytics auf CIO.de
Siemens-Software für smarte Produktion
Das Augenmerk der IT-Organisation liegt auf Software-Entwicklung und Infrastruktur. "Wir hatten letztes Jahr über 30 Go-Lives von allen möglichen Applikationen. Wir hatten uns stark auf Projekte fokussiert, deshalb musste jetzt erstmal der Betrieb wieder in den Vordergrund rücken", so Scarponi. Vor allem auf die Produktionsstätten sieht er Veränderungen zukommen. "Wir sind dabei, unsere Produktionsstandorte zu digitalisieren."
Wir führen dazu das MES-System Opcenter von Siemens ein, um die Produktionssteuerung verbessern und unseren Maschinenpark digital steuern und überwachen zu können." Damit bekomme auch die IT-Sicherheit noch einmal eine größere Bedeutung, ebenso das Service-Management, wo Vorwerk mit ServiceNow zusammenarbeitet. "Früher haben wir unsere Angestellten an unsere Serviceprozesse angebunden, jetzt öffnen wir uns auch für unsere Endkunden und unsere Berater. Das bedeutet ein ganz anderes Supportmodell."
Profis für das Change-Management
Zum Schluss die Frage nach dem Change Management: Laut Scarponi vollzieht sich der Wandel auf drei Ebenen. Mit der Umsetzung der IT-Strategie sei man recht weit fortgeschritten, ein übergreifendes Operating Model sei definiert und überwiegend im Einsatz. "Strategie, Demand und Incident Management, Financial Management - wir haben für alles Prozesse definiert und - darauf aufsetzend - Rollen. Es gibt 24 Rollen, die alle Jobs in der IT definieren: lokal und zentral."
Mit der Technologie sei man also gut unterwegs, zieht Scarponi Bilanz. Eine größere Herausforderung liege darin, in einer über 137 Jahre gewachsenen dezentralen Struktur und Kultur die Landesgesellschaften für den neuen Weg zu gewinnen. "Es sind ja immer alle überzeugt, das Richtige zu tun", sagt Scarponi. Das Aufgabenspektrum reiche von der IT-Sicherheit über die richtige Besetzung von IT-Positionen bis hin zur Erfassung der IT-Kosten. Hier habe man erst 30 bis 40 Prozent des Weges zurückgelegt - "aber wir sehen nun eine Beschleunigung".
Der dritte und wichtigste Change liege darin, sich bei Vorwerk generell neu auszurichten und IT in den Mittelpunkt der Business-Strategie zu stellen. "Es geht darum, dass wir alle gemeinsam agieren und an einem Strang ziehen", so der CIO, und das funktioniere immer besser. "Heute können wir Benefits sehr schnell aufzeigen, das hilft uns immens." Nach Jahren des Um- und Aufbaus sei die IT nun voll lieferfähig, viele erfolgreiche Go-Lives hätten das bestätigt. "Das überzeugt!"
Vorwerk hat auch personell etwas getan, um den Wandel voranzutreiben. Eine ehemalige Accenture-Mitarbeiterin hat das Change Management und auch das Marketing in der IT mit Erfolg in die Hand genommen. Zudem wurden in den Fachbereichen Rollen etabliert, Product Owner oder Process Owner genannt und zusätzlich die Demand IT mit Key Accounts für den jeweiligen Fachbereich als Hauptansprechpartner für Demands, Changes und Projekte bestückt. Sie vertreten Fachabteilungen wie HR, Logistik und Finanzen und helfen bei der Formulierung von deren Anforderungen und sonstigen Detailfragen innerhalb der IT.
"Oft sind das ehemalige Berater, die tiefes Know-how in ihrem Thema haben, aber auch wissen, wie sie Leute mitnehmen können. Die haben bereits viel Erfahrung gesammelt und kennen die Prozesse", so der CIO. Für die IT sei es einfacher geworden, über diese Funktionen nicht nur die funktionalen, sondern auch die nicht-funktionalen Anforderungen herauszubekommen. "Das ist sicher noch nicht ideal, aber der eingeschlagene Weg ist in jedem Fall der richtige."