Fachkräftemangel
Warum Jobsuchende und Arbeitgeber nicht zusammenfinden
Weiterbildung ist günstiger als Suche nach Wunschkandidat
Dass der Zeit- und Kostenaufwand dafür zu hoch sei, lässt die Trainerin als Argument nicht gelten: "Es gibt zum Beispiel Wochenend-Weiterbildungskurse, die neben einem Vollzeitjob absolviert werden können und in einem guten halben Jahr auf IHK-Prüfungen vorbereiten. Einen Bewerber einzustellen, ihn einzuarbeiten und zusätzlich eine solche Maßnahme zu ermöglichen, kommt Unternehmen günstiger, als monatelang weiter erfolglos nach dem Wunschkandidaten zu suchen", berichtet Stargardt aus ihrer Erfahrung als Unternehmensberaterin.
Ein Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung unterstützt diese Aussage. Demnach stiegen die Rekrutierungskosten in den befragten Unternehmen von Juni 2010 bis Juni 2022 um durchschnittlich 13,7 Prozent. Was unter anderem auf eine längere Dauer der Personalsuche sowie eine höhere Zahl an Suchkanälen zurückzuführen sei.
Jobsuche offensiver gestalten
Wer schon länger erfolglos eine neue Beschäftigung sucht, dem rät Simone Stargardt, in die Offensive zu gehen: "Wer in einem Unternehmen anruft, statt sich lediglich per E-Mail oder über ein Online-Portal zu bewerben, kann seine noch fehlenden Qualifikationen direkt ansprechen und seine Motivation zur Weiterentwicklung erklären."
Gerade bei Stellen in der IT sei häufig noch ein Studium gefordert, gibt die Beraterin ein Beispiel. Dabei ließe sich das benötigte Wissen oft auch "on the Job" oder mit einem Fortbildungskurs erlernen. Manche Nichtakademiker brächten die benötigten Kenntnisse bereits mit, fielen aber dennoch durchs Raster, weil sie die geforderten Abschlüsse nicht nachweisen können.
"Wer glaubt, das Stellenprofil erfüllen zu können, sollte anbieten, das unter Beweis stellen zu dürfen." Zum Beispiel mit einer Testaufgabe. Stargardt: "In Firmen, die Bewerbern Testaufgaben stellen, statt stur auf Zeugnissen und Abschlüssen zu bestehen, ist die Überraschung oft groß. Denn nicht selten stellt sich heraus, dass ein vermeintlich unzureichend qualifizierter Kandidat den Praxistest mit Bravour besteht."