Strategien


Innovationsmanagement

Warum Unternehmen Angst vor Kunden haben

05.07.2018
Von Ulrich Groothuis

Die hauchdünnen Folien des Chemieriesen, die sich wie künstliche Muskeln verhalten, sorgen für den zusätzlichen, realistischen Kick. Wer zum Beispiel auf seinem Smartphone oder Tablet Bowling spielt, spürt das Tempo der rollenden Kugel in den Fingerkuppen. Im Spielerparadies Las Vegas wurde diese Erfindung als Top-Innovation ausgezeichnet. Sie ist allerdings nur eine der Kreationen, für die die Leverkusener jährlich rund 300 Millionen Euro in die Forschung investieren.

Doch gut gemeinte Innovationen kommen nicht immer bei den Kunden an. Diese Erfahrung musste jüngst die Deutsche Bahn machen. Sie lud im September zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres Fahrgäste in das Zuglabor nach Magdeburg ein. Dort bewerteten mehr als 60 Kunden den Komfort in einem doppelstöckigen Nahverkehrszug.

Innovationen unerwünscht

Natürlich sollten die Fahrgäste auch Probe sitzen. Die Rückenlehnen der neuen Sitze ließen sich allerdings nicht wie bisher per Knopfdruck nach hinten kippen, sondern konnten nur durch Gewichtsverlagerung verstellt werden. Die Reaktion der Fahrgäste, die über die Funktion nicht vorab informiert wurden, überraschte die verantwortlichen Manager. Ein Fahrgast zeigte sich enttäuscht, dass er sich mit den neuen Sitzen offenbar nicht mehr zurücklehnen konnte, da er seinen gewohnten Hebel nicht wiedergefunden hatte. Ein anderer fluchte über einen angeblich defekten Sitz, nachdem er ihn durch seine Bewegungen ungewollt nach hinten gedrückt hatte. Die Folge: Das Unternehmen verzichtet nun auf den Einbau dieser Sitze.

Die Angst vor dem Kundenfeedback

Anders als die Deutsche Bahn reagieren manche Konzerne geradezu allergisch, wenn sich Kunden in ihre internen Belange einmischen. Die Kultmarke Apple zum Beispiel macht deutlich, dass sie sich von Außenstehenden nur ungern Ratschläge erteilen lässt. Weder das Unternehmen noch seine Mitarbeiter, heißt es, würden unaufgefordert eingesandte Ideen akzeptieren oder berücksichtigen, die unter anderem neue Produkte oder Technologien betreffen.

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