Konflikte und Aufgaben
Was der Chief Data Officer vom CIO hält
- Bis 2020 soll es den CDO flächendeckend geben
- CDOs beklagen das Außenvorbleiben bei CIO-Entscheidungen
- Durchschnittlich haben CDOs Zugriff auf 21 Prozent des IT-Budgets
- Die neue Rolle wird zumeist nicht als Krisenantwort implementiert
- Wichtigstes Thema für CDOs ist die Datenqualität
Es läuft ganz gut zwischen CIOs und Chief Data Officers (CDOs). Zumindest dort, wo es diese nicht mit dem ebenfalls CDO abgekürzten Chief Digital Officer zu verwechselnde neue Rolle gibt. Und zumindest auf den ersten Blick. Denn Konfliktpotenzial zwischen den etablierten IT-Chefs und den aufstrebenden Führungskräfte mit Schwerpunkt Datenanalyse gibt es an sich eine Menge. Eine aktuelle Studie von Gartner widmet sich dem Thema CDOs und beleuchtet in der "Survey Analysis: Second Gartner CDO Survey" auch das Verhältnis zum CIO.
62 Prozent der CDOs finden Zusammenarbeit mit CIO gut
Befragt wurden - und das muss man sich in diesem Fall besonders vergegenwärtigen - 180 Datenchefs aus aller Welt, darunter CDOs, aber auch einige Chief Analytics Officers (CAOs). Man erfährt also in dieser Studie nicht, was die CIOs so von den CDOs halten, sondern lediglich die Einschätzung der CDOs. Und diese beschreiben die Zusammenarbeit mit den CIOs zu 62 Prozent als klar positiv.
29 Prozent der Befragten sprechen von einer gemeinsamen FührungFührung als "Alliierte", 33 Prozent von einer Partnerschaft, in der Chancen und Bedrohungen diskutiert werden. Hinzu kommen weitere 23 Prozent, die von einer "transaktionalen" Beziehung sprechen: Man setzt sich miteinander auseinander, wenn es geboten ist. Und das kann ja erst einmal durchaus konstruktiv sein. Alles zu Führung auf CIO.de
2020 haben 80 Prozent der Unternehmen einen CDO
So weit, so gut. Nun gibt es erstens die CDO-Rolle aktuell noch ziemlich selten, auch wenn Gartner eine starke Ausweitung für die kommenden Jahre prognostiziert. So sollen bis 2020 80 Prozent der großen Unternehmen über einen CDO mit voll implementierten Funktionen verfügen - wobei Gartner gleichzeitig unkt, dass die Hälfte dieser Aktivitäten scheitern werden. Zweitens aber, und damit zurück zum Verhältnis CDO und CIO, liegt die Annahme nahe, dass der CIO die Schaffung einer weiteren im Bereich der IT anzusiedelnden Spezialrolle mit dem "Chief"-Etikett nicht jubelstürmend aufnimmt.
- Diskussion um den CDO
Braucht ein Unternehmen einen dezidierten Chief Digital Officer (CDO) oder ist Digitalisierung Aufgabe des CIO - dazu gibt es unterschiedliche Positionen. - Andreas Pfisterer, vormals CIO bei Telefonica
Andreas Pfisterer ist (mittlerweile ehemaliger) CIO der Telefónica Germany GmbH & Co. Er nahm die Digitalisierung seines Unternehmens selbst in die Hand. Pfisterer verstand sich dabei als Enabler und aktiver Gestalter. In dieser Rolle beriet er sowohl den CEO als auch jeden, der das operative Geschäft verantwortet. Seine These: Der klassische CIO, der sich in erster Linie um Rechenzentrum, Server, Netze und Anwendungs-Entwicklung kümmert, ist ein Auslaufmodell. - Frank Ridder, Gartner
Frank Ridder ist Analyst beim Marktforscher Gartner. Seine These: Der CIO kann die Digitalisierung nur dann selbst managen, wenn er sein klassisches Tagesgeschäft abgibt. - Alexander Wink, Korn Ferry
Alexander Wink ist Senior Client Partner und Member of the Global Technology & Industrial Practice beim Headhunter Korn Ferry. Viele seiner Kunden, die einen CDO suchen, haben nur ungenaue Vorstellungen vom Anforderungsprofil. Die Rolle eines CDO ist einfach noch nicht ausgereift. - Harald Linné, Atreus
Harald Linne ist Geschäftsführer beim Interim-Management-Anbieter Atreus. Er beobachtet ein steigendes Interesse der Unternehmen an Interim Managern, die Digitalisierungsprojekte stemmen sollen. Im Gegensatz zu Beratern, die Erkenntnisprobleme lösen sollen, werden Interim Manager wegen Umsetzungsproblemen geholt und typischerweise in der Linie eingesetzt. - Wilfried Lyhs, Interim Manager
Wilfried Lyhs von Hilderts & Partner ist Interim Manager. Seine Erfahrung: "Digitalisierung des Unternehmens ist derzeit ziemlich hype. Ich glaube allerdings, dass viele Unternehmen, vornehmlich mittelständische, Entwicklungsbedarf in ihren Prozessen und ihrer IT haben. Diese sind noch als Vorstufe zur 'Digitalisierung' zu betrachten."
Das konzedieren auch die Analysten. Gartner thematisiert selbst, dass die CIOs die Zusammenarbeit mit den CDOs womöglich weniger positiv beschreiben würden. Und räsoniert dann weiter: Da es CDOs aktuell nur in Firmen gibt, die zu den Pionieren in diesem Bereich gehören, seien die Konflikte in diesem Firmen womöglich schon vor der Implementierung der Rolle gelöst worden. Vielleicht hätten die CIOs ihre Schlachten in diesem Fällen schon geschlagen und kooperierten nun, heißt es in der Studie: "Nicht notwendigerweise werden künftige CDOs die gleiche Art von Beziehung genießen dürfen."
Konflikte bei Macht, Personal und Entscheidungen
Völlig konfliktfrei verläuft die bisherige Zusammenarbeit mit dem CIO jedenfalls nach Darstellung von 44 Prozent der befragten Datenanalyse-Manager. Die 56 Prozent, die von Reibungen zu berichten wissen, nennen vor allem drei Konfliktherde: nicht ausbalancierte Machtstrukturen, die finanzielle und personelle Ausstattung von Projekten, das Außenvorbleiben bei Entscheidungen.