Gipfelgespräch
Was SAP und Munich RE sich zu sagen haben
SAP öffnet sich für Kooperationen
Nun - in der Vergangenheit hat SAP aus meiner Sicht immer sehr SAP-zentrisch agiert, auch beim Cloud-Ansatz. Im Zuge der jüngsten Kooperationen unter anderem mit Google und AWS scheint sich an dieser Stelle der Wind tatsächlich etwas zu drehen.
Holz: Sie sagen es, das ist tatsächlich so. Es gibt Dinge im Markt, die können wir nicht ignorieren. Das adressieren wir durch diese Offenheit. Die SAP-Cloud-Plattform läuft auch auf Google und AWS. Hier haben wir Partnerschaften aufgebaut. Damit gibt es dort in der Cloud einige Dinge, die man mit einer SAP-Cloud-Plattform sehr viel schneller entwickeln und realisieren kann. Wenn ein Kunde zum Beispiel eine App bauen möchte, die auf SAP-Daten zugreift, die aber auch Vorteile von Google oder AWS nutzt, dann bieten wir das an.
- 2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte." - 2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet. - 2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück. - 2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System. - 2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten. - 2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro. - 2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind. - 2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar. - 2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand. - 2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern. - 2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt. - 2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert. - 2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000. - 2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen. - 1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen. - 1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“. - 1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE). - 1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch. - 1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz. - 1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig. - 1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf. - 1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab. - 1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie. - 1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf. - 1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert. - 1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus. - 1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld. - 1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.
Wir haben außerdem die Möglichkeit, mit SAP Vora große Hadoop-Landschaften mit anzubinden. Damit verfolgen wir, was das Thema Big Data angeht, immer mehr eine Strategie, die signalisiert: Wir geben den Kunden die Möglichkeit, die Vielfalt des Marktes zu nutzen und sich ihre Lösung nach ihren individuellen Bedürfnissen zurechtzuschneiden. Das ist die Richtung, in die wir die SAP-Cloud-Plattform weiterentwickeln. Und das Feedback der Kunden bestätigt uns in dieser Strategie.
Denken Sie denn bei Munich Re schon konkret darüber nach, ihre Infrastruktur in einer Google- oder Amazon-Cloud zu betreiben?
Frank: Unabhängig vom Anbieter - ich denke schon, dass wir mittelfristig einen immer größeren Teil unserer Infrastrukturleistung - und vielleicht auch Softwareleistung - aus der Cloud beziehen werden. Sie haben es ja angesprochen: Immer wenn es ein entsprechendes Angebot aus der Cloud gibt, oder einen Software as a Service, der für uns passt, dann stellt sich natürlich die Frage, warum wir das selbst betreiben sollten. Das ist ja doch meistens aufwendiger.
Ich glaube, die Reise geht Richtung Cloud. Irgendwann wird es eine Option sein, die sowohl vom Risiko- wie auch vom Kostenstandpunkt vernünftig funktioniert. Momentan muss man allerdings sagen, dass der finanzielle Vorteil auf der Cloud-Seite oft nicht da ist. Gleichwohl stellen wir unsere Rechenzentren auf Cloud-Betrieb beziehungswiese mehr Automatisierung um, so dass wir quasi von den Prinzipien einer Cloud profitieren können. Aber wir sehen natürlich, dass sich die Lösungslandschaft Richtung Public Cloud verschieben wird.
Der Trend geht Richtung Public Cloud
Gibt es denn einen konkreten Zeitplan?
Frank: Einen Zeitrahmen haben wir an dieser Stelle nicht konkret festgelegt. Aber es wird aus meiner Sicht über die nächsten fünf bis zehn Jahre sicher die Ausnahme bleiben, sich noch eine eigene Infrastruktur aufzubauen. Wenn man eine solche bereits hat und noch weiter betreibt, ist das sicher eine etwas andere Kostenfrage - was abgeschrieben ist, muss ich schließlich nicht noch einmal bezahlen. Der Trend geht aber in Richtung Public Cloud und darauf bereiten wir uns auch vor.
SAP forciert seine eigene Cloud-Strategie. Angesichts der Kooperationen mit Google und AWS - wird sich SAP als eigener Cloud-Betreiber eher aus dem Markt zurückziehen?
Holz: Unser eigenes Cloud-Angebot wird weiter bestehen bleiben. Wir haben viele Kunden, die Wert darauf legen, dass ihre SAP-Systeme bei uns und auf Wunsch auch in deutschen Rechenzentren betrieben werden. Weil die SAP-Anwendungen so entscheidend sind für einen stabilen Betrieb der Back-Office-Systeme, sagen eine erhebliche Zahl an Kunden, sie möchten das Ganze eben gerne in einer privaten oder der public Cloud von SAP laufen lassen.
Ich möchte noch einmal auf das Thema Innovation zurückkommen: Mit Digital Partners hat Munich Re einen eigenen Innovations-Ableger gegründet. Inwieweit ist der denn mit dem klassischen Applikationsbetrieb verzahnt?
Frank: Ich würde das mal so formulieren: Wir arbeiten momentan an der richtigen Balance: Wie viel Freiheit braucht eine Startup-ähnliche Geschäftseinheit, um nicht durch die Prozesse, Vorgehensweisen und bestehenden Lösungen eingeengt und eingeschränkt zu werden? Als Digital Partners die ersten Schritte machte und versuchte, sich am Markt zu etablieren, da waren wir sehr zurückhaltend, würde ich sagen. Es war auch vereinbart, dass Digital Partners an dieser Stelle eine große Eigenständigkeit behält. Was wir haben, ist im Prinzip eine Art Aufsichtsfunktion.
Mittlerweile gibt es auch schon einige interessante Kooperationen, die wir im Zuge der Innovationsinitiativen eingegangen sind. Ein Teil des Offerings beinhaltet im Prinzip auch Back-Office und Betreuung des Prozesses. Da kommen Sie natürlich automatisch an die Stelle, wo es darum geht, Lösungen zu betreiben - im eigenen RechenzentrumRechenzentrum oder ausgelagert. Von daher gibt es natürlich schon Überschneidungsthemen, die hier auftreten. Wir versuchen aber grundsätzlich, relativ viel Freiheit zu lassen und uns selten einzumischen. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de
Innovation braucht den richtigen Mix aus Freiheit und solider Basis
Ist das so eine Art Grundprinzip, wie Sie mit dem Thema Innovation umgehen?
Frank: Wir haben mehrere Innovationsinitiativen am Laufen, die alle ein Stück weit nach diesem Schema aufgesetzt sind. Das Problem, in das man früher oder später läuft, ist: Fängt man zu viele von diesen Sachen an, dann muss man irgendwann auch wieder zusehen, wie man das Ganze konsolidiert. Sonst rechnet es sich nämlich nicht und wir fangen an, einen ganzen Zoo an verschiedenen Lösungen zu verwalten.
Wir diskutieren momentan, wie das richtige Setup aussehen könnte, der richtige Mix aus Freiheit und einer soliden Basis aus Standardausrüstung. Mein Eindruck ist: Je stärker die Initiativen Fuß fassen, umso mehr realisieren diese auch, dass man das Rad nicht immer wieder neu erfinden muss. Als Innovationstreiber muss man sich darauf konzentrieren, das differenzierende Merkmal zu kultivieren und sich nicht unbedingt um das langweilige Payment im Backend kümmern. Von daher vertreten wir an dieser Stelle momentan die IT-Auffassung, dass wir an verschiedenen Stellen Mehrwert leisten können - sicher mit einer etwas anderen Geisteshaltung und auch einem anderen Baukasten, als wir es auf der reinen Backend-Seite tun.
Und letztlich geht es aber doch auch darum, das Ganze in Mehrwert für das eigene Business umzumünzen?
Frank: Ja absolut - Gunter Dueck hat es einmal so beschrieben: Es reicht nicht, dass ich nachmache, was andere machen, nur um zum gleichen Ergebnis zu kommen. Beim Design Thinking, InnoLabs und dem Ausprobieren neuer Technologien muss man sich genau überlegen: Warum tue ich das? Tue ich das, um Einsichten zu gewinnen und Geld damit zu verdienen. Oder tue ich das, weil es sich irgendwie gut anfühlt, in Jeans ins InnoLab zu gehen. Das ist die Balance, die Unternehmen finden müssen - sicher nicht ganz trivial.
Und wie kann das funktionieren?
Frank: Man kann sicher nicht schon an Tag eins mit einem fixen Business Case kommen. Es dreht sich in gewisser Weise auch um kulturelle Fragen: Kann sich hier etwas entwickeln? Können Sie kreativ werden? Können Sie die Leute motivieren, sich aus ihrem Daily Business herauszuwagen und neue Sachen auszuprobieren? Von daher brauchen Sie eine gewisse Freiheit, aber Sie brauchen genauso auf der anderen Seite einen Mechanismus, wie aus einer Idee über einen endlichen Zeitraum entweder etwas Erfolgreiches oder eben nichts wird. Bei Venture Capitalists funktioniert das recht gut. Die haben dafür recht rigide Maßstäbe entwickelt.
Das ist auch so ein Punkt, wo wir momentan noch unseren Weg finden müssen. Wie viel Freiheit lassen wir am Anfang und wann muss man eigentlich in einen relativ eng getakteten Review-Prozess kommen, in dem irgendwo auch eine gewisse Erwartung an einen Return ihren Platz haben muss? Das ist aus meiner Sicht sicher ein schwieriges Thema.
Inwieweit fühlen Sie sich dabei durch die Insurtechs getrieben, die sich mit einzelnen Services in die Wertschöpfungskette der Versicherungen einklinken wollen?
Frank: Wir nehmen das Phänomen sehr ernst und versuchen, uns selbst ein Stück weit daran zu beteiligen. Wenn es gute Ideen gibt, wollen wir daran natürlich teilhaben. Letztlich ist Digital Partners auch so eine Art an Insurtechs angelehnte Initiative. Wir versuchen also, die Trends aufzunehmen, aber auf der anderen Seite auch, nicht jedem Hype hinterherzulaufen. Es geht darum, möglichst klar zu verstehen, welche Themen gewisse Geschäftspotenziale beinhalten und welche nicht.
Zweifellos gibt es Veränderungen im Markt. Die Frage ist nicht, ob sondern in welcher Geschwindigkeit und mit welcher Vehemenz sich die Geschäftsmodelle verändern. Ich glaube, das ist die entscheidende Frage. Wir haben Programme im Unternehmen, mit denen wir versuchen, uns diesen Herausforderungen gesamtheitlich zu stellen und uns für die Zukunft fit zu machen. Also: Wir nehmen das sehr ernst, aber ohne in Panik zu geraten.