Gipfelgespräch
Was SAP und Munich RE sich zu sagen haben
Spannende Ko-Innovation: SAP spricht mit Fintechs
Wie beurteilen Sie bei SAP diese Startups, die mit neuen Services letztlich auch SAP Konkurrenz machen?
Holz: Wenn diese direkt auf unsere Kernsoftware zielen, dann ist es für uns Ansporn, dort zu reagieren, und mit eigenen Entwicklungen zu kontern. Es gibt aber auch interessante Möglichkeiten, wenn es um spezifische Teilbereiche geht. Dann passieren an dieser Stelle spannende Ko-Innovationen. Gerade im Bereich der Fintechs in Deutschland führen wir einige interessante Gespräche. Die etablierten Unternehmen beobachten die Entwicklungen und möchten darauf reagieren. Und sie sind daran interessiert, das gemeinsam mit SAP zu tun.
- Element Insurance
Als rein digitale Versicherungsplattform - inzwischen mit BaFin-Lizenz ausgestattet - ist Element im März 2017 angetreten, um sich im Segment der Sach-, Unfall- und Haftpflichversicherungen auszubreiten. Das Unternehmen, das vom Berliner Fintech-Company-Builder Fin Leap gegründet wurde, will Unternehmen verschiedener Branchen - vom E-Commerce bis zur klassischen Versicherung - unterstützen, individuelle und passgenaue Versicherungsprodukte für ihre Kunden zu schaffen. - Optisure
Eine Haftpflichtversicherung ausschließlich für IT-Freelancer bietet der Versicherungsmakler Optisure ab 29 Euro monatlich an. Das Unternehmen argumentiert damit, dass Freiberufler ihre hohen Risiken im Zusammenhang mit Rahmen- und Projektverträgen gesondert absichern sollten. - SmartInsurtech
SmartInsurtech schiebt sich als Plattform zwischen Versicherungskonzerne und deren Vertriebsorganisationen. Letzteren will die Hypoport-Tochter mit Web-basierten zentralen Standardlösungen helfen, ihre Hardware- und Lizenzkosten zu senken. Auch Provisionsabrechnungen und die Geschäftspost übernimmt SmartInsurtech. - Ottonova
Als erste vollständig digitale private Krankenversicherung ist Ottonova im Juli 2017 angetreten, Marktanteile zu erwerben. Das Unternehmen, das sich an dem US-Startup Oscar Health orientiert, hat eine Zulassung bei der Bafin bekommen und kann damit Verträge mit Kunden abschließen. Ins Beuteschema passen jüngere Akademiker, die keine Berührungsängste mit digitalen Technologien haben und gut verdienen. - PicSure
PicSure offeriert Versicherungskonzernen KI-Lösungen, mit denen diese einfach Sachverhalte verifizieren können. Mit einem Smartphone-Photo können beispielsweise Gegenstände wie ein Fahrrad aufgenommen und binnen Sekunden bewertet werden. Ebenso werden Bilder von Schadensfällen automatisiert beurteilt. - Wefox
Wefox bezeichnet sich als unabhängige Serviceplattform, auf der Versicherte ihre Verträge verwalten, Tarife vergleichen und sich beraten lassen können. Das Startup agiert anbieterneutral und bietet kostenfreie Services an, darunter Vertragsimport und Serviceleistungen. Es finanziert sich, indem es den Versicherungsgesellschaften Teile der Services abnimmt und dafür von ihnen kassiert. Auch hier geben Kunden eine Vertretungsvollmacht, die Wefox ermöglicht, die Vertragsdaten bei den Versicherungen abzufragen und in der App anzuzeigen. - ControlExpert
Das Unternehmen überprüft mithilfe intelligenter Algorithmen Schadensgutachten und Werkstattrechnungen auf Fehler. Damit hilft es Versicherern, Kosten zu senken. ControlExpert greift dabei auf eine Datenbank zurück, die jeden Tag um Tausende von Aufträgen aufgefüllt wird. Mit EasyClaim hat ControlExpert eine App herausgebracht, mit der Autofahrer einen Schaden direkt am Unfallort melden können.Anhand hochgeladener Fotos bekommen die Fahrer nach rund zwei Stunden eine Info, wie teuer die Reparatur wird und wo sich die nächste Werkstatt befindet - Kasko
Als digitale Versicherungsplattform für On-demand-Versicherungsprodukte bezeichnet sich Kasko. Das Unternehmen wendet sich als Vermittler mit den Angeboten großer Versicherer an digitale Marktplätze oder Reiseportale, wo entsprechende Angebote via Plugin oder API eingebunden werden können. Die Kunden haben den Vorteil kurzer Wege, außerdem müssen sie sich nicht um regulatorische Details oder technische Integration kümmern. - AppSichern
Kurzzeit-Versicherungen für besondere Situationen bietet AppSichern. Der Reiz liegt im schnellen und unkomplizierten Abschluss, der auf der Website oder über eine App getätigt werden kann. Das Startup bietet beispielsweise einen „24-Stunden-Drittfahrschutz“ für den Fall, dass ein Kunde sein Auto an einen Freund verleihen möchte. Kündigung ist nicht nötig, soll sie verlängert werden, wird der Vertrag nochmal unterzeichnet. Einen ähnlichen Dienst bietet Cuvva an. - Virado
Auf kleinteilige Produktversicherungen etwa für Smartphones, Tablets, Brillen, Gadgets, Fahrräder oder Haushaltswaren hat sich Virado spezialisiert. Das Startup richtet sich an Versicherungsmakler, die solche Produkte an Betreiber entsprechender E-Commerce-Seiten verkaufen. Virado bindet diese Angebote in die Homepages, Apps und Facebook-Seiten der B2B-Kunden aus dem Handel ein. - Wert14
Wert14 von der Rostocker SkenData GmbH ist eine Plattform für die Immobilienbewertung, die sich neuester Big-Data- und Machine-Learning-Technologien bedient, um zu einem schnellen und genauen Urteil zu kommen. Das Unternehmen erhielt 2017 den Insurance IT-Innovation Award der Uni St. Gallen. - Feelix
Ein breites Angebot rund um die digitale Finanzplanung bietet Feelix. Das Unternehmen will das Papierchaos in den Finanz- und Versicherungsordnern der Kunden beseitigen und bietet dafür eine App an. Verbraucher können damit ihre bestehenden Versicherungs-, Geldanlage-, Kredit- und Altersvorsorgeverträge managen. Hinzu kommen Vertrags- und Kreditcheck, mit denen Anwender herausfinden können, ob ihre Verträge noch aktuell und kostengerecht sind. - Fairr
Auf die Nische der Altersvorsorge-Lösungen rund um Riester- und Rürup-Rente hat sich fairr.de spezialisiert. Das Startup hilft Kunden, Zulagen und Steuervorteile in Anspruch zu nehmen. Das Unternehmen verzichtet auf Anschlussprovisionen und hält die Gebühren niedrig. Mit (Fonds-)Sparplänen für Riester- und Rürup-Rente verdient fairr.de Geld. - Friendsurance
Friendsurance ist zum einen ein klassischer Versicherungsmakler, der von den zirka 70 vertretenen Versicherungen bei Erfolg einen marktüblichen Bonus erhält. Zum anderen betreibt das Unternehmen ein Peer-to-Peer-Versicherungsmodell, in dem sich Versicherte zu kleinen Gruppen bis zu zehn Personen zusammenschließen und gegenseitig finanziell unterstützen. Kleinere Schäden werden aus diesem Topf bezahlt, bei größeren springt das Versicherungsunternehmen ein. Tritt bei den Versicherten kein Schaden ein, sinken die Versicherungskosten. - Haftpflicht Helden
Wer in wenigen Minuten online eine private Haftpflichtversicherung für 72 Euro jährlich abschließen will, ist bei den Haftpflicht Helden richtig. Als BaFin-zugelassener Partner im Hintergrund agiert die NV-Versicherungen VVaG. Haftpflicht Helden beschreibt transparent, was mit den Gebühren der Versicherten passiert. Wer Freunde überzeugt, sich ebenfalls dort zu versichern, senkt je nach Anzahl der Mitversicherten seine Kosten und die der Freunde. - Community Life
Als Community rund um Versicherungen präsentiert sich Community Life. Das Unternehmen bietet eine Berufsunfähigkeits- und eine Lebensversicherung und stützt sich dabei auf Angebote der internationalen Versicherungsgruppe iptiQ. Größter Vorteil ist die Anbindung an eine Community, in der über Versicherungen diskutiert wird, die neue Produkte mitentwickelt und die durch den Zusammenschluss Versicherter Lobby-Vorteile schafft.
Man braucht aber auch hier einen digitalen Kern, die solide Basis der Back-Office-Systeme, und das jeweilige innovative Geschäftsmodell, das man bei dem Fintech oder Insurtech beobachtet. Das sind für uns die Ansatzpunkte, um mit unseren Kunden in Ko-Innovationsprojekte zu gehen. Es sind also nicht nur wir, die aus dem Wettbewerb die Impulse bekommen, sondern auch unsere Kunden. Wir nutzen dann unsere langjährige Partnerschaft, um gemeinsam neue Entwicklungen anzustoßen. Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Partnerschaften mit den Kunden.
Welche Rolle spielen denn Techniken wie Blockchain und Künstliche Intelligenz? Themen, wie SAP anhand der Auswertung von Satellitenbildern auf kommende Naturkatastrophen schließen kann, betreffen Sie ja im Kerngeschäft.
Frank: Absolut. In Sachen Blockchain haben wir eine Brancheninitiative mit einer Reihe anderer Versicherer gegründet. Wir halten diese neuen Techniken für sehr relevant und versuchen auch, uns entsprechend stark zu engagieren. Auf der Seite Data Analysis und KI ebenso. Wir investieren, wir bauen Expertise auf. Wir schauen, wo gibt es Potenziale und Partner, mit denen man zusammenarbeiten könnte. Wir sind da guter Dinge. Ich glaube wir haben uns an dieser Stelle schon eine ganz gute Position erarbeitet.
Nur, am Ende des Tages entscheidet sich der Erfolg dieser Initiativen mit dem ökonomischen Erfolg. Daher haben wir jetzt auch den Fokus stärker darauf gelegt, wie wir diese Trends monetarisieren können. Das ist für uns ein Stück weit Neuland, aber wir glauben fest, dass es die Branche verändern wird, genauso wie wahrscheinlich den Rest der Welt. Wir sind guter Dinge und auch optimistisch, dass wir die Potenziale für unser Geschäft heben können.
Holz: Und wir unterstützen Sie dabei wiederum durch unsere eigenen Initiativen, mit unserem eigenen ML und KI. Der Unterschied zu den Initiativen anderer Anbieter liegt darin, dass die Techniken Einzug halten in das bestehende Programm und dort direkt in die Lösungen integriert werden. Wir haben zum Beispiel in diesem Jahr Cash Application herausgebracht. Im Zuge der Rechnungseingangsprüfung werden die eingehenden Rechnungen automatisch abgeglichen. Das ist ein Beispiel dafür, dass die Innovation in die bestehende Anwendungslandschaft mit einzieht, um unsere Kunden dabei zu unterstützen, die Vorteile neuer Technologien zu nutzen.