Wichtige Zusatzleistungen
Was Unternehmen Mitarbeitern bieten müssen
Sabine Schnorr ist Senior Director Europe bei Rosetta Stone. Seit Sommer 2018 ist sie damit für den gesamten europäischen Markt des Unternehmens verantwortlich. Zuvor war die 48-Jährige bei dem französischen Sprachlernsoftware-Anbieter Auralog beschäftigt. Schnorr verfügt über ein abgeschlossenes Studium der Informatik mit den Schwerpunkten Software Engineering und IT-Sicherheit.
Qualifizierte Fachkräfte sind begehrt – und das ist den jungen Talenten bewusst. Denn die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot. Im ersten Halbjahr 2018 wurden laut einer StepStone-Studie 46 Prozent mehr Stellen ausgeschrieben als noch vor sechs Jahren. Allein in 2017 lag die Wachstumsrate bei neun Prozent. Im Kampf um die besten Talente müssen Agenturen, Firmen und Unternehmen daher zeigen, was sie haben.
Dabei sind neben GehaltGehalt und Karriere-Möglichkeiten vor allem betriebliche Zusatzleistungen im Personalmarketing echte Motivationstreiber. Viele Unternehmen beschäftigen mittlerweile sogar Compensation- und Benefits-Manager. Nun sind die wenigsten Arbeitgeber von rein philanthropischen Motiven getrieben. Eine professionelle Compensation-Strategie dient zuallererst der Umsetzung von internen Leistungszielen; ganz nebenbei polieren kreative Zusatzleistungen das eigene Unternehmensimage auf Hochglanz. Alles zu Gehalt auf CIO.de
Manch Arbeitgeber zeigt sich bei der Wahl seiner Benefits besonders originell und ideenreich. Allerdings sollten die angebotenen Zusatzleistungen auch dem Unternehmen entsprechen und noch viel wichtiger: sich an den Bedürfnissen der Arbeitnehmer orientieren.
Selbstbestimmtes Arbeiten, unabhängig von Ort und Zeit, ist für Mitarbeiter und Arbeitnehmer das vielleicht emotionalste Benefit. Kommen und Gehen der eigenen Komfortzone angepasst, eventuell auch einfach mal zuhause Home-Office machen, das ist es, was sich viele Arbeitnehmer wünschen. Oder die Möglichkeit auf ein Sabbatical.
Ganz nebenbei bietet "Remote-Work" auch für Unternehmen einige interessante Optionen: Potenzielle Bewerber können auch dann eventuell überzeugt beziehungsweise für ein Unternehmen gewonnen werden, selbst wenn diese nicht unbedingt umziehen wollen oder können. Gleichzeitig sparen sich Arbeitgeber mögliche Fixkosten für den Arbeitsplatz. Laut einer Studie von Stanford-Professor Nicholas Bloom zum Thema Home-Office – mehr oder weniger die Vorstufe von Remote-Work – sind Angestellte im Home-Office zudem produktiver.
Wichtige Fort- und Weiterbildung
Überzeugende Argumente in Karrierefragen waren Fort- und Weiterbildungen schon immer. Besonders jetzt, wo Globalisierung und eine zunehmend digitalisierte Gesellschaft immer mehr und neue Expertisen auf den Markt werfen. Wer rastet der rostet – und wer rostet zählt nun mal zum "alten Eisen".
In der beruflichen Fort- und Weiterbildung steckt viel, bislang kaum genutztes, "digitales" Potenzial. Denn der klassische Frontalunterricht sowie das analoge Lernen in Klassenräumen, Auditorien oder Konferenzsälen sind in einer Phase der digitalen Transformation nun mal sehr alte Konzepte für das Erlernen von Skills, Wissen und Fähigkeiten. Der digitale Gegenentwurf dazu ist das E-Learning oder auch "New Learning".
Das Studienkonzept trennt im Ansatz Lehrer und Lernende von einheitlichen, kollektiven (Aus-)Bildungsprozessen und geht auf die individuellen Bedürfnisse, Wünsche, Ziele und letztlich auch auf das vorhandene Niveau jedes Einzelnen ein. Im Idealfall steht jedem Lernenden als Äquivalent zum Frontalunterricht ein sachkundiger Tutor gegenüber. Er hilft, ermutigt und erklärt, er schubst an und bietet in regelmäßigen Abständen Inhaltsüberprüfungen oder Lernkontrollen an. Wobei das New Learning das immersive Lernen nicht ersetzen wird, sondern lediglich um einige digitalisierte Optionen ergänzt.
Das "New Learning" moduliert und aktualisiert die Lehrmaterialien in ihrer Struktur und Aufbereitung der Informationen ständig neu. Dadurch wechseln sich Vorlesungen, Videos, Audiobeiträge und interaktive Elemente immer wieder ab. Materialien können auf diese Weise beliebig oft wiederholt und verinnerlicht werden. Und natürlich kann selbstgesteuertes Lernen stets mit analogen Präsenzphasen kombiniert werden.
Arbeit geht durch den Magen
Frühstücksbuffets, kostenlose Obst- und Gemüse-Körbchen, freie Getränkewahl oder die gute alte Kaffee-Flatrate funktionieren immer – und macht auch fast jeder. Mittagstisch und Dinner im hauseigenen Bistro sind da schon andere Hausnummern. Für KMUs oder Agenturen sind derart Benefits jedoch kaum zu realisieren. Digitale Essenmarken oder -schecks können heute allerdings in vielen Restaurants und Supermärkten eingelöst werden und sind eventuell sogar lukrativer.
Firmenfahrrad stark im Kommen
Was die Work-Life-Balance und die Verschmelzung von Job und Freizeit betrifft, sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Smartphones, Laptops und Notebooks, auch zur privaten Nutzung, sind bekannte und beliebte Benefits. Doch gerade bei Firmenhandys lässt sich die moralische Verpflichtung, mehr oder weniger immer erreichbar zu sein, kaum ausblenden. In Sachen Mobilität wird neben Job- und Bahntickets das Business-Bike immer populärer. Radeln hält nicht nur fit, sondern animiert ganz nebenbei (bewusst oder unbewusst) nachhaltig das eigene Umweltbewusstsein.
Und ob nun Mitarbeiter- und Teamevents, gemeinsame Urlaube (unabhängig vom eigenen Jahresurlaub), Wohlfühloasen und Event-Zonen (Kicker, Tischtennis, Spielkonsolen), Buddy- und Mentorenprogramme, der Mitarbeitervorteilsshop (reduzierte Markenartikel und exklusive Rabatte auf Reisen), Sonderurlaub für eigene Projekte und Ehrenämter, Kinderbetreuung und Zuschussprogramme, Familienbüros oder Napping-Rooms … alles ist erlaubt.
Mitarbeiter achten auf Gesundheit
In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. So profitieren Mitarbeiter beispielsweise von In-House-Fitnessstudios, Firmenmitgliedschaft in Studios, internen sowie externen Fitnessprogrammen, Förderung von (Leistungs-)Sportarten jenseits der Sportfördergruppen des Bundes, "Betriebssport" oder Zuschüsse für Präventiv- und Rehasport. Weniger schweiß-intensive Benefits sind beispielsweise spezielle Gesundheitstage, Yoga, Massagen und Wellnessangebote. Auch Ernährungsberatung oder Entspannungsseminare und Workshops zur Stressbewältigung und inneren Ruhe sorgen für eine gesunde Balance zwischen Geist und Körper – ganz besonders in Stressphasen.
Das Gesamtpaket muss stimmen
Die Vorstellungen und Wünsche variieren sicherlich. Ü50-Mitarbeiter sind womöglich etwas klassischer und traditioneller unterwegs als Millennials oder die Generation Z. Was Arbeitgeber glauben, dass Arbeitnehmer wollen, deckt sich nur in den seltensten Fällen. Eigentlich fast nie. Interessante Alternative: Die Modelle "Flexible Benefits" beziehungsweise das "Cafeteria-System", sprich Arbeitnehmer stellen sich ihr eigenes Benefit-Setup aus dem Angebot des Benefit-Portfolios oder eines Bonus-Katalogs individuell nach eigenem Gusto zusammen.
Was Arbeitgeber bei aller Kreativität und Zusatzleistungen jedoch nicht unterschätzen sollten: Die finanzielle Sicherheit ist in der Causa "Arbeitgeber" immer noch ein entscheidendes Auswahlkriterium. Denn Altersvorsorge (zum Beispiel Betriebsrente, Lebenszeitkonto) und Zusatzversicherungen (Arbeitsunfähigkeit-, Unfall-, Lebensversicherung etc.), die Förderung und Ausbildung der eigenen Kinder, Beratungsleistungen (Steuer-, Sozial-, Rechts- und Finanzberatung) oder finanzielle Beihilfen in Form von Betriebsdarlehen etc., scheinen zeitlose Benefits zu sein.