"Wer nur eine glückliche Kindheit hatte, aus dem wird nix."

Wege zum Einkommensmillionär

04.09.2010
Von Klaus Werle

"Ich habe zwei Adern: die Fantasie und das Technokratische", sagt Woebcken. Ganz früher wollte er Posaunist werden, wovon er wieder Abstand nahm, nachdem er im Stabsmusikkorps der Bundeswehr Howard Carpendale hätte begleiten müssen. Bei Apollo hatte er bereits siebenstellig verdient, jetzt wollte er sein eigenes Ding: 2004 kaufte er mit Geschäftspartner Christoph Fisser für einen Euro die Filmstudios Babelsberg. Womit der Mann, der als Abschlussarbeit am musischen Gymnasium einen Zeichentrickfilm über ein Cowboy-Duell abgeliefert hatte, nicht nur seine Berufung fand und beide Talente vereinigen konnte, sondern auch ein bisschen Dusel hatte.

2007 wurde die Filmförderung so geändert, dass Deutschland jetzt auch als Drehort rentabel ist. Nun kann sich Woebcken in seinem abgeschabten roten Glitzersessel, einen Steinwurf entfernt vom Requisitenfundus mit dem realsozialistischen Look & Feel der alten NVA-Uniformen, entspannt eine Marlboro anzünden und über Erfolge sprechen: "Valkyrie" mit Tom Cruise wurde gerade gedreht, dazu andere Großprojekte wie "Speed Racer" oder "The International". Das Studio boomt. Schuldenfrei, elf Millionen Euro flüssig. Ach ja, und Roland Emmerich will ihn in zwei Wochen treffen. Er habe Hollywood satt, heißt es.

Woebcken, den Freunde als "hochintelligent, aber faul" beschreiben, der blauäugig ist und Schlaks und Schnellredner, bringt die richtige Mischung aus Kreativität und Kaufmannskönnen mit. Seine größte Stärke? "Ich bin ein Stehaufmännchen." Der Strömungsmaschinen-Flop, der Crash der New Economy - alles lästig, klar, aber keine echten Hindernisse auf dem Weg zum großen Ziel: "Ich wollte immer Gestaltungsfreiheit, das ist viel wichtiger als Geld."

"Ich brauche nicht mehr als 15.000 Euro im Monat."

In diesem Jahr könnte er eine Million an Dividende einstreichen - aber er steckt den größten Teil wieder in die Firma. In Berlin wohnt Woebcken mit Kompagnon Fisser in einer Art Nobel-WG, die Villa in Grünwald bei München, wo er mit Frau und zwei Kindern lebt, ist gemietet; als DienstwagenDienstwagen stehen ein Range Rover und ein weißer Porsche Targa 4S vor der Tür, privat hat er ein Motorrad und einen alten Bentley, an dem er gern herumschraubt, dazu ein Motorboot nahe Saint-Tropez, das mal 60.000 Euro gekostet hat, mittlerweile aber nur noch 100 Euro Liegegebühren im Monat kostet, seine Rolex GMT hat er mal gebraucht gekauft. "Ich brauche nicht mehr als 15.000 Euro im Monat." Alles zu Dienstwagen auf CIO.de

Bescheidenheit in Alltagsdingen kennt also durchaus unterschiedliche Dimensionen. Und doch gilt: "Um wirklich erfolgreich zu sein, braucht man innere Freiheit und ein Anliegen, das nichts mit Geld zu tun hat", wie Personalberater Rottok sagt. Es klingt paradox, aber die sicherste Methode, keine Million zu verdienen, scheint zu sein, es unbedingt zu wollen. "Viel wichtiger ist es, sich inhaltliche Ziele zu setzen."

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