"Wer nur eine glückliche Kindheit hatte, aus dem wird nix."
Wege zum Einkommensmillionär
Deutschlands bekannteste Beraterin trinkt Coke Light, checkt den Blackberry, nimmt eine Weintraube, kritzelt auf einen Block und redet - alles gleichzeitig. Wäre sie ein Fortbewegungsmittel, dann ein Düsenjet, besser noch: zwei Düsenjets. "Ich liebe die Intensität, schlafe notfalls nur vier Stunden." Von Mitarbeitern erwartet sie eine ähnliche Schlagzahl; da muss die Präsentation auch mal nachts um vier in die Senator-Lounge nach Peking geschickt werden.
Dass man aus seinen Begabungen durch Fleiß und Hochleistung etwas machen muss, war Credo in Mei-Pochtlers Familie. Als Teenager wurde die Handballerin zur Juniorsportlerin des Jahres in Italien gewählt, sie übersprang zwei Klassen, gab nebenbei Nachhilfe. BWL-Studium, Promotion in Rom, MBA am Insead - da war sie 25. Mit 31 Partnerin bei BCG, die jüngste ever.
"Ich wollte ein Umfeld, in dem nur Leistung zählt. In einem Konzern hätte man mich - Frau, sehr jung - wohl nicht sofort ernst genommen." Dass das Gehalt ihre Performance direkt spiegelt, war ihr wichtig - auch wenn sie sich bei Bonuszahlungen schon mal falsch eingeschätzt fühlte. "Erst hab ich protestiert, mich dann aber gefragt: Was kann ich besser machen?" Heute ist sie als BCG-Markenguru anerkannt, 2006 holte sie Weltchef Hans-Paul Bürkner ins weltweite Leitungsgremium der Firma.
Anderssein
Und das, obwohl "mir das Kreative mehr Spaß macht als das Analytische". Durch Number-Crunching und Excel-Charts zu Beginn ihrer Beraterkarriere musste sie sich durchbeißen - irgendwann hatte sie Mitarbeiter, die die kleinteilige Zahlenarbeit für sie erledigten. Genau die richtige Strategie, meint Coach Echter: "Die eigenen Schwächen ausbügeln zu wollen ist wenig effektiv. Erfolg hat, wer seine Stärken ausbaut und sich Aufgaben sucht, die für ihn ein Heimspiel sind."
Ihre Stärke, sagt Mei-Pochtler, sei das Anderssein, das Querdenken. Im Nadelstreifenkostüm, grüne Augen, rosa Lippen, das blonde Haar hochgesteckt, Perlenohrringe und überlange Halskette, wirkt die Italienerin, die während des Studiums gemodelt hat, tatsächlich wie der Paradiesvogel unter den grauen Beratersperlingen. "Ich begnüge mich nie mit der ersten Antwort, bürste gern gegen den Strich." Manche treibt sie in den Wahnsinn mit ihrer Ungeduld und dem zuweilen robusten Desinteresse an bereits Beschlossenem ("Die Vergangenheit ist eine Zwangsjacke"). Die Kunden allerdings mögen das Impulsive; es heißt, Tchibo und LVMH hätten ihr Vorstandsposten angeboten. Sie lehnte ab - zu geringe Freiheitsgrade. Es wäre Marschmusik gewesen statt Free Jazz bei BCG.