Bewerbung
Wenn CIOs auf Jobsuche gehen
Für alles offen
Ulrich Kistner hält Interims-Management für strategisch wertvoll und hofft, dass es in Deutschland irgendwann so systematisch betrieben wird wie in einigen anderen europäischen Ländern: "Wenn es zum Beispiel heißt: Wir haben 100 Leute in der IT, andere kommen mit 50 aus, dann wird ein Interims-Manager geholt, um alle Prozesse knallhart auf den Prüfstand zu stellen. Ein fest angestellter CIO würde sich dabei überall die Finger verbrennen. Wenn aber nach dem Interims-Manager und seinen unpopulären Entscheidungen der neue feste CIO kommt, sagen alle: Gott sei Dank, dass Sie da sind." Mit Fragen wie "Was halten Sie von unserem IT-Chef, sollen wir ihn ersetzen?", müsse ein Interims-Manager rechnen, deshalb eigneten sich nur sehr erfahrene und gestandene IT-Verantwortliche für diese Rolle.
Kistner hat lange als Interims-Manager und selbständiger Berater gearbeitet, aber auch angestellt als Geschäftsführer IT und als CIO, Letzteres bis Ende 2011 beim Dübelhersteller Fischer. Solche Wechsel gehören für ihn zum Berufsbild: Auftraggeber werden immer wieder versuchen, einen erfolgreichen Interims-Manager fest ins Unternehmen zu holen. Dass der Umworbene, wenn er sich hat breitschlagen lassen, auch fest im Sattel sitzt, ist aber alles andere als sicher.
Auf besonders attraktive Positionen wird ein CIO laut Kistner selten von anderen CIOs empfohlen, die Kollegen bewerben sich dort lieber selber. Entlassene CIOs kommen jedoch häufig bei Kunden und Lieferanten unter, zu denen sie fair gewesen sind: "Man sieht sich oft zweimal im Leben."
Was aber, wenn im Bewerbungsgespräch nach einem dunklen Punkt gefragt wird? Ulrich Kistner empfiehlt, dann eine nicht nur plausible, sondern auch wahre Antwort parat zu haben: "Ehrlichkeit, Ehrlichkeit. Es kommt sowieso raus."