Abgang mit Stil
Der Knigge für den Jobwechsel
Ob beim Rendezvous, Vorstellungsgespräch oder am ersten Arbeitstag, man zeigt sich von der besten Seite. Dass auch die letzten Tage im Job die weitere Karriere beeinflussen können, ist vielen nicht bewusst. Schlechte Abgänge in deutschen Unternehmen sind eher die Regel, die scheidenden Mitarbeiter sind überfordert, die Personalabteilungen fühlen sich nicht zuständig. Dabei ist die Abschiedskultur in einem Unternehmen ein guter Barometer für die Unternehmenskultur als ganzes. Auch Jobwechsler selbst sind gut beraten, auf einen stilvollen Abgang zu achten.
Tipp 1: Bitte nicht krankfeiern
Wenn die letzte Zeit vor einer Kündigung turbulent war, liegt die Versuchung nahe, alle Neune gerade sein zu lassen. Selbst wenn Sie wütend, enttäuscht oder traurig sind: Widerstehen Sie der Versuchung, krankzufeiern und vielleicht parallel die Arbeit beim neuen Arbeitgeber aufzunehmen. Derlei Praxis wird immer öfter aufgedeckt, wobei in Extremfällen neben Schadensersatzforderungen sogar strafrechtliche Sanktionen drohen können. Ausnahme: Sie befinden sich in einer akuten Mobbing-Situation - dann hilft der Arzt mit einer Krankschreibung.
Lassen Sie auch nicht die Arbeit absichtlich schleifen. Viele Betroffene unterschätzen hier die Machtverhältnisse. Nach wie vor sitzt der Arbeitgeber am längeren Hebel und schnell wird aus einer fristgerechten eine fristlose Kündigung. Kommunizieren Sie daher auch auf keinen Fall Negatives nach außen. Es ist zwar immer besser, das Ausscheiden gegenüber Kunden oder Auftraggebern selbst bekannt zu geben, aber dies muss positiv erfolgen - und in Abstimmung mit dem Arbeitgeber.
Tipp 2: Arbeiten Sie für Ihren Ruf
Ab sofort arbeiten Sie für Ihren Ruf. Und der wirkt noch nach, wenn Sie bereits gegangen sind. Sorgen Sie dafür, dass nicht Unmut und Streit der letzten Tage oder Wochen Ihre gesamte Leistung "überstrahlt". Abgesehen davon: Es ist es auch für Sie selbst wichtig, den alten Job mit Anstand zu Ende zu bringen. Denn nur, wer einen Lebensabschnitt wirklich abschließt, kann auch einen anderen neu beginnen. Das gilt ganz besonders, wenn der Abschied unfreiwillig erfolgte, spielt aber letztlich bei jedem Ausscheiden eine Rolle. Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang vom sogenannten Zeigarnik-Effekt: Der Mensch fühlt sich demnach unwohl, wenn er etwas noch nicht abgeschlossen hat.
- Mehr Mobilität?
Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein. - Keine Katastrophe
Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe. - Der Flurfunk
Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst. - Absichern?
Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint. - Haltung bewahren
Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung. - Außen vor
Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten. - Präsenz zeigen
Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten. - Externe Unterstützung
Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist. - Profilieren Sie sich
Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten. - Eine gute Bewerbung
... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen. - Eigenwerbung stinkt?
Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater. - Bereit sein
Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis. - Ups, zu spät ...
Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen. - Viele Wege führen zum neuen Job
Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online, persönlich. - Hilfreich: ein langer Atem
Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde. - Falsche Kompromisse?
Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen. - Im Guten trennen
Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung. - Es ist soweit
Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker. - Neu ankommen
Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu. - Los gehts!
Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!