Bewerbung
Wenn CIOs auf Jobsuche gehen
"Der Druck war in den letzten Jahren immer hoch"
Ist das Berufsbild Führungskraft überhaupt attraktiv? Wir fragten die Münchner Karriereberaterin Madeleine Leitner.
Lohnt es sich für Führungskräfte, Stellenanzeigen zu lesen?
Madeleine Leitner: Gelegentlich werden auch Toppositionen ausgeschrieben. Oft besetzen Unternehmen solche Stellen aber anders, zum Beispiel über Personalberater. Sie gehen davon aus, dass erfolgreiche Führungskräfte in der Regel keine Zeit haben, sich intensiv mit dem Stellenmarkt zu beschäftigen und dann noch Bewerbungen zu schreiben.
Ist Chef sein überhaupt attraktiv?
Leitner: Der Druck, unter dem Führungskräfte stehen, war in den letzten Jahren immer hoch, die Erwartungen, unter denen sie berufen werden, sind oft unrealistisch. Außerdem wurden nach und nach alle Reservepuffer eingespart. Dazu kam die Positiv-Denk-Psychologie nach dem Motto: Höher, schöner, weiter - man muss nur anders denken, dann geht noch mehr. Ein Ergebnis ist eine Welle bekennender Burnout-Opfer.
- Mr. International
Patrick Naef, CIO bei Emirates Airlines, wurde 2011 gleich mehrfach preisgekrönt für seine Arbeit. Vermutlich der wichtigste Preis: der Gewinn des Global Exchange Awards beim 'CIO des Jahres'. Wo da noch Zeit zum Erholen bleibt? - Abtauchen
... heißt die Devise, im wahrsten Sinne des Wortes! - Gutes Selbst-Management ist alles
Matthias Moritz, CIO bei BayerHealthcare und Zweitplatzierter beim Wettbewerb 'CIO des Jahres 2011' kann von einer 40-Stunden-Woche mit geregelten Arbeitszeiten nur träumen. Dennoch... - Work-Life-Integration
.... schafft es Moritz, als Bassist mit seiner Band aufzutreten, hier beim Event 'CIO of the decade 2011'. Familienleben findet trotzdem statt, seine Frau ist als Sängerin dabei. - Osteuropäische Exotik
Steinel-CIO René Heinz ist für seinen Arbeitgeber häufig in Moldawien unterwegs. Sein Job: das dortige Werk des Elektrotechnik-Unternehmens samt neuem SAP-ERP-System in den globalen Verbund einbinden. Ein spannender Job... - Freiheit auf zwei Rädern
...von dem sich der CIO bevorzugt auf dem Motorrad erholt. Ein Hobby, das nicht nur CIOs fasziniert. - Kosten transparent machen
Ralf Weißbeck, Deutsche Post DHL-CIO im Bereich IT Services ist immer auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich der Kosten- und Preistransparenz. - Mach mal Urlaub!
Von diesem nicht ganz einfachen Job erholt sich Weißbeck mitsamt seiner Familie am liebsten in der Toskana. - Der Banker
Lars Ludwig, CIO beim Bankhaus Donner & Reuschel hat in den letzten Jahren eine anstrengende Fusion hinter sich gebracht. Um die Übersicht nicht zu verlieren... - Übersicht bewahren
... geht der studierte Musiker gerne Gleitschirmfliegen. "Es macht riesig Spaß, die Welt auf diese Weise von oben zu sehen.", meint Ludwig. - Vielfalt unterstützen
Ralf Nyenhuis hat dieses Jahr als CIO der Firma Markenfilm eine komplizierte Migration mit verschiedensten Client-Versionen durchgezogen. Zur Erholung - 'Heart Rock Café'
... tobt sich Nyenhuis als Sänger mit seiner Rockcoverband aus. - Präzise in Beruf...
Jan Falck-Ytter arbeitet als CIO für Bader Leather, einem Unternehmen, das Autositzbezüge aus Leder herstellt. Dabei kommt es auf äußerste Präsizion an,... - ... und Freizeit
... die der IT-Chef auch bei seinem Hobby Fechten an den Tag legt. - Vom Sport in das Gesundheitswesen
Roeser Medical-CIO Ingo Roeser erweitert heutzutage seine IT-Strukturen genauso souverän, wie er früher im Fußball unterwegs war. - Auf Schalke
Da hat es Thomas immerhin bis fast in die Jugendnationalmannschaft geschafft. Er spielt auch heute noch und ist bekennender Schalke-Fan. - Zuhören, Teil I
Bodo Deutschmann ist CIO bei Eissmann Automotive, einem Zulieferer der Automobilindustrie. Ursprünglich nur als Interimsmanager engagiert, überzeugte Deutschmann durch Zuhören können und Ideenreichtum so sehr, daß ihn das Unternehmen nicht mehr gehen ließ. - Zuhören, Teil II
In seiner Freizeit ist Deutschmann begeisterter Konzert-Gänger. Wo er wohl das Zuhören interessanter findet? - Aufdrehen
Andreas Igler ist IT-Chef bei der Warner Music Group und hat dort ein neues Portal für das Service-Level-Management samt übergreifender neuer Standards eingeführt. - Abschalten
In seiner Freizeit ist Igler viel mit dem Rennrad unterwegs, eine gute Möglichkeit, einen klaren Kopf zu bewahren. - Klare Linie
Thorsten Pawelczyk ist IT-Chef bei SieMatic, einem Möbelhersteller, der vielen durch seine Edel-Küchen bekannt sein dürfte. Deren Herstellung unterstützt die IT-Abteilung durch eigens entwickelte Softwarelösungen. - Entspannung pur
Yoga ist für Pawelczyk ein bewährtes Mittel, wenn er so richtig abschalten will. - Teamplayer
Clemens Blauert arbeitet in der Sozialwirtschaft, er ist IT-Leiter beim Evangelischem Johannesstift. Dort sind eindeutig seine Teamplayer-Fähigkeiten gefragt, denn die Sozialbranche zeichnet sich nicht durch übermässige Technikaffinität aus. - Ein langer Atem
... und ein Händchen für's Team kommt Blauert auch in seiner Freizeit zugute: Er spielt Trompete im ältesten Laien-Blasorchester Berlins. - Verantwortung übernehmen
Deloitte-CIO Dietmar Schlößer hat in seinem Unternehmen ein neues Informationssicherheits-Management-System eingeführt, kein ganz einfacher Job in seiner Branche. - Kopf lüften
Schlößer geht in seiner Freizeit gerne rudern, eine großartige Möglichkeit , um draußen unterwegs zu sein und den Kopf zu lüften.
Ist dieser Verschleiß nicht zu teuer?
Leitner: Firmen fragen jetzt öfter, wie sie ihre Mitarbeiter gesund halten können, und die junge Generation lässt sich nicht mehr so verheizen. Ein Sinneswandel ist also nicht ausgeschlossen.
Trotz des Jugendwahns?
Leitner: Die IT gilt als schnell brennende Szene, in der man relativ früh zum alten Eisen zählt. Trotzdem kenne ich dort sehr erfahrene Führungskräfte, die auf der Suche sind und mir glaubhaft versichern, sie seien gefragt.
Wem empfehlen Sie, sich selbständig zu machen?
Leitner: In Deutschland haben viele Menschen Angst vor der Selbständigkeit. Sie hat aber auch viele Vorteile, vor allem für Leute, die in Organisationen anecken oder die nicht gerne politisch agieren. Nicht jeder Selbständige muss sich zum Rockefeller entwickeln, sondern er kann auch in Projekten tätig sein oder als freier Mitarbeiter. Grundsätzlich empfehle ich jedem Stellensuchenden seit vielen Jahren, eine selbständige Variante im Hinterkopf zu behalten, da man heute nie weiß, wie es weitergeht.