Analysten-Kolumne
Wertorientiertes IT-Management - ein Plädoyer
Dirk Möbus ist Principal bei Roland Berger und verantwortlich für die Practice Group Information Management. Er berät Kunden aus unterschiedlichen Branchen zu den Themen IT-Strategie, IT-Transformation, IT-Post Merger Integration sowie der Steuerung komplexer Umsetzungsprojekte mit dem Schwerpunkt auf digitalen Technologien. Er ist Absolvent der Frankfurt School of Finance and Management und hat in früheren beruflichen Stationen unter anderem für die Commerzbank, CSC sowie die Thales-Gruppe gearbeitet.
Entscheidend für den Erfolg ist auch, die Anforderungen an die IT genau zu kennen und das Service-Niveau an den tatsächlichen Bedarf der Fachabteilungen anzupassen. Dabei schaffen einheitliche Standards und gebündelte Paketangebote die erforderliche Transparenz, um benötigte IT-Leistungen zu ermitteln. Außerdem lassen sich IT-Projekte durch eine optimierte Software-Entwicklung oft deutlich beschleunigen.
Doch Vorsicht: Wenn die IT-Kosten sehr hoch sind, deutet dies nicht zwangsläufig auf Ineffizienz hin. So schultern Unternehmen beispielsweise in Deutschland, Großbritannien oder Frankreich vergleichsweise hohe IT-Kosten. Berücksichtigt man aber die IT- und Prozesskosten in der Fachabteilung, sind die Gesamtkosten der Unternehmen durchaus wettbewerbsfähig. Ein intensiver Einsatz von IT kostet zwar mehr, kann aber dauerhaft Prozesskosten reduzieren. Effizienz ist hier also beim Einsatz von IT nicht gleichbedeutend mit Effektivität.
Um IT effektiver einzusetzen, muss zunächst ihr Einfluss auf den Unternehmenswert transparent gemacht werden. Hier sind Werttreiberbäume hilfreich, um die ökonomische Logik des Geschäfts im Modell abzubilden und den Wertbeitrag in einzelne operative Werttreiber zu zerlegen. Sensitivätsanalysen zeigen die Auswirkung der Werttreiber auf den Wertbeitrag und wie diese durch IT beeinflusst werden können. So lässt sich ermitteln, in welchen Funktionen oder Prozessen die IT den größten Nutzen bringen kann.
Anschließend identifiziert man die wesentlichen IT-Anwendungen oder IT-Services und ordnet sie mit ihren Kosten den Werttreibern zu. Nun lässt sich beurteilen, ob das IT-Budget effektiv eingesetzt wird und an den "richtigen" Hebeln ansetzt.
Management des Projekt-Portfolios
Wertorientiertes Projekt-Portfolio-Management beginnt bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit. Budget und personelle Ressourcen sollten auf Projekte und Investitionen mit hohem Wertbeitrag konzentriert werden. Vorhaben mit geringem oder negativem Wertbeitrag sollten dagegen nur dann umgesetzt werden, wenn sie aus technischen oder regulatorischen Gründen notwendig sind.
Der Wertbeitrag kann mit Kriterien wie dem Net Present Value (NPV) beziffert werden. Dieses Verfahren berücksichtigt alle relevanten Aspekte. Insbesondere statische Verfahren der Investitionsrechnung greifen oft zu kurz: Sie vernachlässigen wesentliche Faktoren wie zum Beispiel den Zeitwert des Erlöspotenzials oder die Kapitalkosten und können so zu grundlegend anderen Aussagen führen.