Steuerungssysteme
Wie Computer den Verkehr der Zukunft regeln
Die Zukunft startete am 14. Juni 2008. Nürnberg schreibt Verkehrsgeschichte, sprach Wolfgang Tiefensee bei der Jungfernfahrt der U3 Richtung Maxfeld. Der damalige Bundesverkehrsminister war eben aus einer U-Bahn gestiegen, in der hinter der Frontscheibe Fahrgäste standen aber kein Fahrer. Ein Computer hatte den Zug gesteuert.
In den kommenden Jahrzehnten erreichen unsere Verkehrssysteme eine Komplexität, die kein Mensch mehr überblickt. Nur ein Mehr an Rechnern kann den Kollaps vermeiden. Denn die Menschheit wächst rasant. Die UNO schätzt, dass die Zahl der Menschen bis 2050 um zwei auf neun Milliarden ansteigt. Und die werden kaum noch auf dem Land leben: Einer der größten weltweiten Trends ist die zunehmende Urbanisierung, sagt Christopher Borroni-Bird, Projektleiter bei General Motors (GM) in Detroit. Mehr Menschen, das bedeutet: mehr Güter, mehr Tourismus.
Der Flugverkehr wird sich in den nächsten 15 bis 20 Jahren verdoppeln, sagt Helmut Többen, Manager bei Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Und Rainer Müller, technischer Vorstand der Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg, prognostiziert: "Wir brauchen Lösungen, die angesichts knapper Ressourcen für viele Menschen Mobilität preisgünstig ermöglichen."
Mehr Menschen in den Städten, das bedeutet auch: Mehr Passagiere in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Züge der Zukunft müssen also in kürzerem Abstand fahren. Eine noch höhere Frequenz, das schafft allerdings nur ein Rechner. Wie in Nürnberg. Dort kommuniziert der Computer im Zug zu jedem Zeitpunkt mit der Strecke, kann daher zu jeder Sekunde auf Änderungen im Verkehr reagieren – und benötigt daher im Idealfall nur einen Abstand von 100 Sekunden zum Vorderzug. Bei konventionellen Strecken fährt ein menschlicher Fahrer bis zum nächsten Signal - um dann vielleicht zu merken, dass er bremsen muss. Sicherheitsabstand daher hier mindestens: 200 Sekunden.