Kommender Web-Standard

Wie HTML5 die Internet-Nutzung verändert

02.07.2010

Browser Plug-Ins sind noch nicht tot

Trotz all der neuen HTML5-Funktionen sollten Nutzer nicht denken, dass Plug-Ins über Nacht aus dem Internet verschwinden werden. Das Web hat eine lange Geschichte der Format- und Technologiekriege hinter sich, sodass häufig auch noch längere Zeit nachdem sich eine Technologie durchgesetzt hat, immer wieder ältere oder ungewohnte Formate benutzt werden. Es wird wahrscheinlich noch Jahre dauern, bis ein rein-HTML5-fähiger Browser verfügbar sein wird, der den gleichen Funktionsumfang abdeckt, den heutige aus vielen Programm-Flicken bestehende Browser abdecken.

Beispielsweise experimentieren Vimeo und YouTube schon heute mit den HTML-Video-Tags. Doch Multimedia-Inhalte einzubinden ist nicht so einfach wie es sich anhört. Die Entscheidungen des W3C legen im HTML5-Standard nicht fest, welcher Media-Codec verwendet wird. Dadurch können Entwickler nicht garantieren, dass ihre Multimedia-Inhalte auf jedem Client-Gerät abgespielt werden können. Apple, Google und MicrosoftMicrosoft versuchen das H.264-Videoformat als Standard festzulegen, doch Open-Source Browser wie Firefox und Konqueror sind nicht in der Lage (oder aus ideologischen Gründen nicht bereit) die Lizenzen für die notwendigen Patente dieses Formats zu erwerben. Da dieser Streit noch nicht gelöst ist, müssen die Autoren, die ein breites Publikum bedienen möchten, gezwungenermaßen immer noch Flash nutzen. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Nicht jede schon vorhandene Applikation wird für HTML5 erneut geschrieben. Beispielsweise ist die Gears API von Google nicht mit der HTML5-Applikations-Cache API identisch. Auch Google gibt zu, dass es momentan keinen einfachen und generell gültigen Weg gibt, die Gears-Applikationen inklusive der Datenbank einfach auf den HTML5-Standard zu überführen. Solange es keinen Lösungsweg für dieses beispielhafte Problem gibt, werden einige Nutzer auch trotz eines HTML5-Browsers gezwungen sein Gears zu installieren um ältere Applikationen auszuführen.

Letztendlich wird vor allem der Browser-Marktanteil darüber entscheiden was die Entwickler alles aus HTML5 herausholen können. Der zurzeit noch häufig genutzte Internet Explorer 6 scheint der "nie sterbende" Browser zu sein, sodass sich Entwickler noch einige Zeit mit den Macken des IE 6 herumschlagen müssen. Auch ältere Versionen von Firefox, Opera und Safari haben noch einen großen Nutzeranteil und unterstützen kein HTML5. Solange diese Browserversionen nicht von den PCs verschwinden, bleibt den Webentwicklern nur die Möglichkeit zwei Versionen ihrer Seiten zu erstellen. Eine sauber programmierte HTML5-Version und eine andere ältere Seitenversion, die mit Hilfe verschiedener Tricks noch einen halbwegs akzeptablen Webauftritt für ältere Browser ermöglicht.

Was eine gute Starthilfe für HTML5 sein wird ist die Tatsache, dass Apples iPhone und iPad Flash nicht unterstützen, aber höchstwahrscheinlich gut mit HTML5 arbeiten werden. Auch Googles Chrome und die Google-Smartphones werden ebenfalls HTML5 unterstützen. Große Webseiten sind traditionell meist etwas konservativ, wenn es um Web-Standards geht. Selbst wenn HTML5 schon von einigen Herstellern breite Unterstützung finden wird, kann es immer noch Jahre dauern, bis auch die großen Webseiten-Publisher den Schritt wagen, ihre Seiten auf den neusten Stand zu bringen.

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