Talentmanagement

Wie junge Fachkräfte kommen und bleiben

Stefanie Krauss ist Inhaberin von Tech Mediation, einem Unternehmen, das Organisationen dabei unterstützt, die virtuelle Zusammenarbeit durch digitale Konfliktlösung und Teamentwicklung zu meistern .
Junge Talente sind rar, gefragt - und das wissen sie auch. So werden Unternehmen zu Fachkräftemagneten.
Arbeitgeber müssen hart daran arbeiten, um nach der langen Corona-Pandemie wieder den richtigen Teamspirit unter den Mitarbeitern zu bekommen - trotz den Forderungen nach Homeoffice.
Arbeitgeber müssen hart daran arbeiten, um nach der langen Corona-Pandemie wieder den richtigen Teamspirit unter den Mitarbeitern zu bekommen - trotz den Forderungen nach Homeoffice.
Foto: Rawpixel.com - shutterstock.com

Die Digital Natives konfrontieren die Arbeitgeber mit neuen Anforderungen. Forderungen, die einige Unternehmen für schwer umsetzbar halten, andere als unrealistische Ansprüche wenig arbeitswilliger Generationen abtun. Wer sie hingegen ernst nimmt, kann sich einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil verschaffen und sich als attraktiver Arbeitgeber der Zukunft positionieren.

Flexibilität und soziale Bindung als Pluspunkte

Die Digital Natives bringen Bewegung in den Arbeitsmarkt. Sie wollen mehr als ein überdurchschnittliches Gehalt, einen klangvollen Jobtitel oder die Anstellung beim attraktivsten Arbeitgeber der Region. Was sie wollen, ist Flexibilität und echte zwischenmenschliche Beziehungen. Kompromisse kennen sie dabei nicht. Das bestätigt auch eine Studie des Softwareentwicklers Citrix in Zusammenarbeit mit Coleman Parks Research und Oxford Analytica. Demnach sagen mehr als zwei Drittel der weltweit befragten Studienteilnehmer, dass sie durch Telearbeit zwar die Bedeutung sozialer Interaktion im Arbeitskontext erkannt haben, aber dennoch nicht ins Büro zurückkehren möchten.

Unternehmen stecken somit in der Zwickmühle: soziale Nähe inmitten virtueller Distanz - ein scheinbarer Widerspruch. Man ist versucht, den jungen Generationen zuzurufen: "Ihr könnt nicht alles haben. Entscheidet euch. Entweder flexibel virtuell zusammenarbeiten oder im Büro einen starken Teamgeist erleben.” Da die Digital Natives aber die Zukunft der Unternehmen sind und man es sich mit der Zukunft nicht verscherzen will, suchen Unternehmen nach Lösungen. Eine in der IT-Branche häufig anzutreffende Lösung ist ein Kompromiss zwischen mobiler Arbeit und Präsenzpflicht. Das ist gut gemeint, aber selten gut gemacht.

Kompromisse sind keine Lösung

Die richtige Dosierung zwischen Tele- und Büroarbeit zu finden, die alle zufriedenstellt, ist zweifellos eine äußerst ambitionierte Aufgabe. Eine zu hohe Dosis an Telearbeit birgt die Gefahr, dass sich die Mitarbeiter emotional vom Team distanzieren und das Fluktuationsrisiko steigt. Denn wer sich nicht gebunden fühlt, denkt schneller darüber nach, sich einen neuen Job zu suchen. Die Digitalisierung gießt hier zusätzlich Öl ins Feuer, denn durch die wachsende Zahl virtueller Arbeitsmodelle in der IT ist der nächste Job oft nur einen entschlossenen Mausklick entfernt.

Eine zu hohe Anwesenheitsquote hingegen wird von den jüngeren Generationen oftmals als Zeichen von mangelndem Vertrauen und Rückständigkeit interpretiert. In einer international aufgestellten IT ist diese Maßnahme nicht mehr zeitgemäß, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern. Anwesenheitspflichten setzen voraus, dass alle Mitglieder eines Teams an einem Standort tätig sind. Dies ist in global ausgerichteten Organisationen, in denen häufig auch zahlreiche externe Kollegen eingebunden sind, selten der Fall.

Selbst unter den günstigsten Bedingungen, wenn alle Teammitglieder an einem Standort arbeiten, stellt sich die Frage, wie viel Zeit sie tatsächlich miteinander verbringen können. Nicht selten sitzen die Mitglieder eines Teams stundenlang nebeneinander, ohne viele Worte zu wechseln, weil alle in einem Meeting-Marathon stecken oder unter Zeitdruck noch konzentriert Aufgaben erledigen müssen. Da bleibt kaum Raum für lockeren Small Talk, geschweige denn dafür das Feuer eines unerschütterlichen Wir-Gefühls zu entfachen, das selbst dann noch brennt, wenn die Teammitglieder wieder virtuell zusammenarbeiten. Doch dieses Feuer brauchen Unternehmen, um junge FachkräfteFachkräfte anzuziehen. Alles zu Fachkräftemangel auf CIO.de

Virtuellen Teamgeist entzünden

Triste, leblose virtuelle Meetings, in denen immer die gleichen Personen diskutieren und die Masse im Schatten ausgeschalteter Kameras verschwindet, sind jedem vertraut. Dieser Standard zieht sich wie ein roter Faden durch die virtuelle Zusammenarbeit. Wo sich Unternehmen jedoch von der Konkurrenz abheben können, ist, wenn sie das Gefühl vergangener Zeiten, des einst lebendigen Büroalltags, im virtuellen Raum wieder aufleben lassen - jene Momente, in denen fröhliches Lachen die Räume erfüllte, man gemeinsam in die Schlacht zog und Siege feierte.

Unternehmen, denen es gelingt, inmitten der isolierten digitalen Welt eine solch lebendige Arbeitsatmosphäre zu schaffen, üben eine magnetische Anziehungskraft auf junge Talente aus. Selbst erfahrene Kollegen überlegen es sich dann sehr genau, ob sie ein solches Umfeld verlassen.

Ein gelebter Teamgeist entsteht jedoch nicht von selbst. Es bedarf gezielter Maßnahmen, damit der Funke überspringt. Hier kommt die digitale Teamentwicklung ins Spiel - die bewährte Methode der mediativen Teamentwicklung kann auch im virtuellen Raum das Feuer entfachen.

Digitale Teamentwicklung: Das Konzept

Mediative Teamentwicklung kombiniert bewährte Methoden der klassischen Teamentwicklung mit strategischer Konfliktlösung (Mediation) zu einem wirkungsvollen Ansatz, der die Entwicklung von Konfliktkompetenz und anderen für die virtuelle Zusammenarbeit wichtigen Teamfähigkeiten in den Mittelpunkt stellt. Das Team legt dabei die Prioritäten fest, identifiziert die häufigsten Stolpersteine und überwindet sie mithilfe des Mediators. So erreicht das Team Schritt für Schritt die nächste Leistungsstufe.

Der mediative Ansatz unterscheidet sich damit von der klassischen Teamentwicklung vor allem durch ein wesentlich selbstbestimmteres Vorgehen. Auf diese Art und Weise kann sichergestellt werden, dass die Themen, die dem Team immer wieder auf die Füße fallen, auch in dem entsprechenden Umfang bearbeitet werden. Denn wer sollte besser wissen, um welche Themen es sich dabei handelt, als das Team selbst?

Teamentwicklung ist klar abzugrenzen von Teambuilding, einer polarisierenden Veranstaltung, die bei einigen kurzfristig positive Erinnerungen hinterlässt, während andere erleichtert sind, dass beispielsweise der Ausflug in den Hochseilgarten, die für manche kindlich anmutenden Spiele oder Vertrauensübungen vorbei sind. Tatsache ist, dass Teambuilding oft nicht die beste Maßnahme ist, um reife Teams voranzubringen. Solche Teams haben meist viele Baustellen. Zu viele, um sie mit Teambuilding in der Tiefe zu beseitigen. Mediative Teamentwicklung kann genau das leisten - auch im virtuellen Raum.

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