Langstrumpf-Syndrom

Wie sich IT-Leiter in die eigene Tasche lügen

Moritz Iversen ist freier Journalist in München.
Bob Lewis ist Management- und IT-Berater bei einem großen globalen IT-Dienstleistungsunternehmen. Die in dieser Kolumne geäußerten Ideen und Meinungen sind ausschließlich seine eigenen.
Objektivität in eigener Sache steht nicht in der Stellenbeschreibung von CIOs. Auch 2022 gibt es wieder viele Chancen, sich selbst etwas vorzumachen.
Auch für IT-Manager gilt die alte Weisheit: Es ist viel einfacher, sich selbst zu belügen, als jemand anderen. In diesem Artikel finden Sie einige besonders beliebte Selbsttäuschungen.
Auch für IT-Manager gilt die alte Weisheit: Es ist viel einfacher, sich selbst zu belügen, als jemand anderen. In diesem Artikel finden Sie einige besonders beliebte Selbsttäuschungen.
Foto: GaudiLab - shutterstock.com

Ein wichtiges Mitglied Ihres Führungsteams gibt Ihnen keine ehrlichen Informationen. Das ist beunruhigend, weil Sie bei der Formulierung von IT-Strategien und -Plänen vor allem aufrichtige, ungeschminkte und genaue Ansichten brauchen. Leider können Sie dem schlimmsten Betrüger in Ihrem Team nicht entkommen. Sie ahnen, von wem ich spreche: Es ist die Person, der Sie am meisten vertrauen und die Ihnen am ehesten sagt, was Sie hören wollen - statt zu sagen, was Sie hören müssen.

Aber keine Sorge. Im Gegensatz zu allen anderen Betrügern in Ihrem Führungsteam müssen Sie nicht zu drastischen Maßnahmen greifen, um Ihre Selbsttäuschungen in den Griff zu bekommen. Sie müssen nur die Scheuklappen abnehmen, die unerwünschte Informationen von Ihrem Kopf fernhalten. Um Ihnen den Einstieg zu erleichtern, habe ich eine Liste von Aussagen zusammengestellt, die sich viele IT-Verantwortliche über das Jahr 2022 einreden werden.

Mitarbeiter wollen zurück ins Büro

Früher dachten wir, dass die Mitarbeiter das Gefühl der Geselligkeit und Zugehörigkeit schätzen, das sich aus Freundschaften ergibt, die sie am Arbeitsplatz geschlossen haben. Ein Trugschluss, denn es sieht so aus, als ob die zwischenmenschlichen Beziehungen der Mitarbeiter nice to have waren, solange sie sowieso ins Büro kommen mussten.

Das bedeutet aber nicht, dass die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, die Mitarbeiter zurück in die Büros treiben wird. Einige tun das sicherlich, aber die meisten sind bestenfalls ambivalent. Solange sie im Büro sind, halten sie es für angenehmer, Kontakte zu knüpfen, als sich in ihre Kabinen zurückzuziehen, um ihre Tastaturen und Mäuse zu drücken. Aber unterm Strich wiegt der Vorteil der Geselligkeit nicht einmal die Frustrationen des Pendelns auf.

Wir unterstützen Remote Work voll und ganz

Angesichts der Pandemie denken Sie wahrscheinlich, dass Sie die Sache mit der Fernarbeit im Griff haben. Sie haben sich das hybride Unternehmen zu eigen gemacht und konnten bisher die Mitarbeiter im Home-Office und das Management der Mitarbeiter im Home-Office dahingehend einstellen, was sie tatsächlich erledigen können. Reden Sie sich ruhig ein, dass alles in Ordnung ist, auch wenn Sie wahrscheinlich nicht einmal die Zuverlässigkeit und Leistung der privaten Internetanbieter Ihrer Mitarbeiter überwachen. Sicher, Sie können sich damit hinausreden, dass technische Probleme der ISPs nicht ihre Schuld sind, aber stellen Sie sich schon mal darauf ein, dass jeder die IT-Abteilung dafür verantwortlich machen wird.

Das größere Problem: Sicherlich haben Sie Teams, Slack oder ein anderes Tool für die Zusammenarbeit eingeführt. Garantiert haben Sie dafür gesorgt, dass die Benutzer in die Bedienung der Tools eingewiesen wurden, dann das Projektteam beglückwünscht und schließlich dem Führungsteam minutiös von Ihrem Erfolg berichtet. Aber wie bei jeder anderen Implementierung ist die Einführung nicht abgeschlossen, wenn die Mitarbeiter gelernt haben, die neuen Tools zu bedienen - sondern erst dann, wenn Anwender gelernt haben, wie sie ihre Aufgaben mit den neuen Tools erledigen können.

Sind also Online- und hybride Meetings nicht so natürlich und effektiv wie ein reales Meeting der gleichen Personen in einem Konferenzraum mit großen Whiteboards, gibt es Nachholbedarf. Die "Experience" muss virtuell genauso nahtlos und intuitiv sein wie in der Realität. Und wenn Meetings hybridisiert werden, mit einigen Teilnehmern im Büro und anderen in diesen kleinen Quadraten auf den Bildschirmen, werden die Probleme nur noch größer.

Zur Startseite