Innovation Accelerator

Wie Startups den Welthunger besiegen wollen



Simon Lohmann ist Freier Autor bei macwelt.de.
In München arbeiten rund zwei Dutzend Mitarbeiter im WFP Innovation Accelerator.
In München arbeiten rund zwei Dutzend Mitarbeiter im WFP Innovation Accelerator.
Foto: WFP Innovation Accelerator

Schaue man sich allerdings die Entwicklung der vergangenen 25 Jahre an und schreibe sie linear fort, ohne weitere Faktoren mit zu berücksichtigen, so sei die Erreichung dieses Ziels bis 2030 äußerst schwierig, meint Kowatsch: "Ist es möglich, eine Welt ohne Hunger zu erreichen? Absolut. Und ich glaube auch, dass das gerade durch solche Innovationen, die wir mit unterstützen, möglich sein wird. Man kann relativ einfach feststellen, ob unsere Tätigkeiten tatsächlich sinnvoll sind. Natürlich ist Hunger ein sehr großes Problem, aber gleichzeitig wissen wir auch, dass es lösbar ist."

Im August 2015 startete der Innovation Accelerator mit ursprünglich fünf Mitarbeitern. Einen Standortwechsel später sind es heute bereits 23 Mitarbeiter: Die eine Hälfte habe einen Hintergrund als Startup-Gründer in der Privatwirtschaft, die andere konnte bereits Innovationen in Entwicklungsländern, wie im Libanon, Irak, Südsudan, El Salvador oder Kambodscha, umsetzen.

Dass bereits sehr einfache Ideen den Menschen in Notsituationen helfen können, zeigt beispielsweise ein Projekt in Uganda. Dort ist es keine Seltenheit, dass Kleinbauern bis zu 50 Prozent ihrer Ernte verlieren. Grund dafür sind oftmals unzureichende Lager- und Verarbeitungsmethoden.

Der Innovation Accelerator unterstützte ein Projekt, bei dem luftdichte Metall- und Plastik-Silos genau dies verhindern sollten. Die Silos wurden direkt in Uganda hergestellt, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Anschließend wurden die Silos an die lokalen Kleinbauern verkauft, die bereits nach der ersten Ernte wieder im Plus waren. "Solange sie die Silos haben, können die Kleinbauern ihr Haushaltseinkommen verdreifachen", so Kowatsch.

Auch wenn es sich hierbei um Low-Tech-Lösungen handle, zeige allein dieses Beispiel, dass - sofern entsprechende Innovationen gefunden und unterstützt werden - der Hunger beendet werden kann.

Mit selbstfahrenden LKWs in Krisengebiete

Es gibt natürlich auch Projekte, bei denen IT eine viel bedeutendere Rolle spielt. So sind Kriegsgebiete für Hilfsorganisationen mit einem besonders hohen Risiko verbunden. Aber auch durch Naturkatastrophen verursachte Wegblockaden erschweren die Arbeit zunehmend. Laut Kowatsch gebe es verschiedene Möglichkeiten, wie man mit derartigen Situationen umgehe. Da Essensabwürfe aus Flugzeugen vergleichsweise teuer und über Stadtgebieten nicht möglich sind, ging aus einem Thought-Leadership-Programm die Idee von selbstfahrenden Lastkraftwagen in Krisenregionen hervor.

Wenn zum Beispiel Kampfhandlungen gestoppt haben und die Straßen noch vermint sind, muss man warten, bis die Straßen geräumt wurden. "Wir werden sicherlich keinen LKW mit einem Fahrer durch solches Gebiet fahren lassen, bis wir nicht genau wissen, dass keine Gefahr mehr besteht", erklärte Kowatsch. Bei selbstfahrenden LKWs könnte das aber schon wieder anders aussehen: "Vielleicht gibt es in manchen Notsituationen auch Spender, denen das Risiko wert ist, dass auf dem Weg zu den bedürftigen Menschen ein LKW in die Luft fliegen könnte."

Kooperation mit dem DLR

Neben der Suche nach potenziellen Industriepartnern hat der Innovation Accelerator gemeinsam mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) ein Projekt gestartet. Laut DLR sei es möglich, für solche humanitäre Zwecke autonome LKWs zu bauen, selbst wenn in solchen Gebieten größere Herausforderungen gemeistert werden müssen: "In Krisenregionen gibt es meist kein zuverlässiges Internet und mobiles Datensystem. Oder aber vom einen auf den anderen Tag ist plötzlich eine Straße nicht mehr da."

Die LKW-Fahrer des WFP werden im Alltag mit verschiedenen Gefahrensituationen konfrontiert.
Die LKW-Fahrer des WFP werden im Alltag mit verschiedenen Gefahrensituationen konfrontiert.
Foto: WFP / Hukomat Khan

Um die Voraussetzungen für selbstfahrende LKWs auszuloten, hat der Innovation Accelerator zusammen mit dem DLR eine Testfahrt in Uganda organisiert. Kleinkameras, wie die von GoPro, sollen dabei die notwendigen Daten liefern. Man müsse sowas im Vorhinein erstmal testen, um zu sehen, ob die Idee überhaupt funktionieren kann.

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