Unternehmenskultur

Konzerne tun sich mit Startups schwer

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Die Zusammenarbeit zwischen Konzernen und Startups scheitert nicht nur an den zwei unterschiedlichen Unternehmensformen. Accenture gibt vier Ratschläge.
  • Collaboration von Startups und Konzernen birgt ein Potenzial von 1,5 Billionen US-Dollar
  • 82 Prozent der befragten Manager erklären, ihr Unternehmen unterstütze Entrepreneurship, was aber nur 46 Prozent der Mitarbeiter bestätigen
  • Firmeninterne Inkubatoren wecken den Unternehmergeist der Belegschaft

Der Tanker und das Speedboat sind ein bildhafter Vergleich für Konzern und Startup. Größe contra Agilität. Die Berater von Accenture bedienen sich in ihrer Studie "David - Goliath: Culture Gaps" eines ähnlichen Bildes. Sie wollen den Blick aber nicht nur auf die unterschiedlichen Unternehmensformen lenken, sondern auch auf interne Hemmnisse der etablierten Unternehmen.

82 Prozent der Entscheider erklären, dass ihre Firma Entrepreneurship unterstützt - aber nur 46 Prozent der Mitarbeiter.
82 Prozent der Entscheider erklären, dass ihre Firma Entrepreneurship unterstützt - aber nur 46 Prozent der Mitarbeiter.
Foto: Accenture

Die Consultants rechnen aus, dass die Zusammenarbeit von Konzernen und Startups weltweit rund anderthalb Billionen US-Dollar erwirtschaften könnte. Positive Beispiele sehen sie in der Pharmabranche - große Player arbeiten mit kleinen BioTech-Spezialisten zusammen - und in der Finanzbranche. Hier versprechen sich Banken durch Startups beispielsweise Zugang zur Blockchain.

Auf Basis der Angaben von rund 700 Entscheidern aus sieben Ländern kristallisiert Accenture die Mentalitätsunterschiede zwischen Konzernen und Startups heraus. Für die Studie wurden explizit Manager aus solchen Firmen befragt.

Zunächst betont Accenture die Gemeinsamkeiten. Demnach fokussieren sich beide Unternehmensformen auf Entrepreneurship, Innovationsfähigkeit und Kundenzentriertheit.

Führungskräfte und Mitarbeiter beurteilen Unternehmenskultur verschieden

Doch ein genauerer Blick in die Konzerne zeigt, dass die Belegschaft auf Sachbearbeiterebene (Staffers) die Unternehmenskultur deutlich anders einschätzt als die Führungskräfte (Leaders). Die größte Diskrepanz zeigt sich beim Thema Entrepreneurship. 82 Prozent der Leader unterschreiben den Satz, ihre Firma unterstütze Entrepreneurship - aber nur 46 Prozent der Mitarbeiter.

Knapp drei Viertel der Entscheider (73 Prozent) geben an, die Belegschaft könne bei in Strategiefragen mitreden. Das bestätigen aber nur 39 Prozent der Mitarbeiter. Außerdem attestieren 70 Prozent der Entscheider ihrem Unternehmen flexible Strukturen und wenig Bürokratie. Dem stimmen nur 40 Prozent der Mitarbeiter zu.

Accenture folgert daraus, dass die Unternehmen an sich selbst arbeiten müssen. Die Consultants nennen vier Punkte:

1. Die Gemeinsamkeiten erkennen: Bevor sie Unterschiede zum Startup überwinden können, sollten die Entscheider großer Konzerne die Gemeinsamkeiten identifizieren.

2. Die eigene Belegschaft kennenlernen: Will ein Unternehmen die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter kennenlernen, bietet sich zum Beispiel ein eigener Inkubator an. Jeder Mitarbeiter kann dort seine Ideen vorstellen.

3. Den Change organisieren: Wer Kreativität und Risikobereitschaft als positive Eigenschaften von Startups für den eigenen Konzern übernehmen will, muss Aufgaben und Rollen neu definieren. Das muss möglichst transparent ablaufen. Externe Coaches können helfen.

4. Nachhaltig vorgehen und die Veränderungen messen: Accenture warnt vor zu kurzfristigen Erwartungen. Kultureller Change ist eine langfristige Aufgabe. Entscheider müssen Indices dafür entwickeln und den Fortschritt beobachten.

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