Digitalisierung in Unternehmen
Wie Transformation scheitert
Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
DigitalisierungDigitalisierung ist schwer in Mode. Inzwischen findet man kaum ein Unternehmen, das nicht irgendeine Kombination aus Cloud, Analytics, Künstlicher Intelligenz und Machine LearningMachine Learning nutzt, um seinen Kunden bessere Services anbieten zu können oder um Prozesse zu vereinheitlichen. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Alles zu Machine Learning auf CIO.de
Die bittere Wahrheit wenn es um die digitale Transformation geht: Viele dieser Initiativen scheitern sofort oder gehen schrittweise in die Hose. Eine Umfrage von Wipro Digital unter 400 US-Entscheidern zeigt, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer der Überzeugung ist, dass ihr Unternehmen die Digitalisierung nur schleppend vorantreibt. Einer von fünf Executives klassifizierte die digitale Transformation in der Umfrage gar als "Zeitverschwendung".
Damit es bei Ihnen nicht soweit kommt, zeigen wir Ihnen zwölf Problembereiche, an denen die Digitalisierungsbemühungen vieler Unternehmen zu scheitern drohen.
1. Verwirrung statt Konsens
Das Fehlen einer klaren Transformationsstrategie wurde von 35 Prozent der befragten Führungskräfte als Schlüssel-Hürde zur Erreichung des vollen Digitalpotenzials eines Unternehmens angeführt.
Aus Sicht des CIO ist die Digitalisierung ein Weg die Effizienz von Prozessen zu verbessern, während der CMO sie vor allem als Werkzeug zur Kundenbindung betrachtet. Echte digitale Transformation erfordert jedoch beide Seiten der Medaille.
Janice Miller, ihres Zeichens Director of Leadership Programs bei Harvard Business Publishing weiß, was zu tun ist: "Sie müssen Ihre Vision unnachgiebig kommunizieren, unbedingt an ihren Zielen festhalten und die Mitarbeiter von ihrem Vorhaben überzeugen."
2. CEO-Support, Fehlanzeige
Wenn CEOs weder eine schlüssige Strategie verfolgen, noch fähig sind, die Belegschaft zu einen, verfällt die angestrebte digitale Transformation in einen Krisenstatus - davon zeigt sich Rajan Kohli, Global Head von Wipro Digital überzeugt.
Eine Studie von McKinsey legt außerdem nahe, dass einige CEOs von übertriebener Vorsicht und der Angst vor dem Unbekannten heimgesucht werden. Oder wie es McKinsey ausdrückt: "In der heutigen Geschäftswelt sind tiefgreifende Veränderungen in etwa so, als würde man die Stühle auf dem Deck der Titanic neu anordnen."
Der Schlüssel zur erfolgreichen Unternehmens-Digitalisierung liegt in der Schaffung einer neuen, einzigartigen Kundenerfahrung. Um das umsetzen zu können, müssen alle Unternehmensbereiche an einem Strang ziehen. Der CEO muss dabei die Zügel in die Hand nehmen.
- Digitale Transformation
Wie sieht die digitale Transformation in der Praxis aus und welche Auswirkungen hat sie auf Führungs- und Unternehmenskultur? Um diese Frage kreist der zweite Teil einer groß angelegten Studie der Hochschule St. Gallen (HSG). Deren Institut für Wirtschaftsinformatik hat dabei mit T-Systems Multimedia Solutions und dem Bundesverband Digitale Wirtschaft zusammengearbeitet. Die Ergebnisse sind unter dem Titel „Rollen, Prozesse und Führung in der digitalen Transformation“ dokumentiert. - Vier Wege
Die HSG skizziert vier Möglichkeiten: Entweder benennen Unternehmen einen CDO oder eine Digital Unit. Alternative ist ein Stab, der abseits vom Tagesgeschäft und außerhalb der Linienorganisation arbeitet, oder ein Unternehmen, das digitalisiert genug ist, um die Verantwortung nicht zentral verorten zu müssen. Das ist bisher allerdings ein Ideal. - Neues Job-Profil
Einer der Befragten sagte, die Unternehmen bräuchten einen Manager mit speziellem Job-Profil, der IT- und Strategiekompetenz kombiniere. Oft seien das allerdings "teure Leute, die man sich nicht leistet". - Adidas-Gebäude "Pitch"
Der Sportartikelhersteller Adidas hat ein neues Gebäude namens "Pitch" hochgezogen. 300 Mitarbeiter testen aus, wie Menschen in Zukunft arbeiten wollen. - Arbeiten im "Pitch"
Adidas hat den "Pitch" nach neuen, luftigen Arbeitsplatzkonzepten ausgerichtet, die die Kollaboration erleichtern sollen. - Essen im "Pitch"
Im "Pitch" muss dank großer Küche niemand hungern.
3. Fokussierungsschwächen
Ohne einen lenkenden CEO kein Fokus. Und am Ende auch keine Transformation. Nach den Erkenntnissen von McKinsey verfolgen zwar sehr viele Firmen den Ansatz, mit möglichst vielen verschiedenen Dingen zu experimentieren. Das könne allerdings den Management-Fokus stark verwässern und am Ende dafür sorgen, dass vielversprechende Ideen beerdigt werden, weil die Ressourcen für einen erfolgreichen Scale-Up fehlen, so die Analysten.
4. Change-Widerstände
In einem Unternehmen, dessen Entscheider stark Komfort-verwöhnt sind, kann ein Wandel besonders schwierig zu bewerkstelligen sein. Rajan Kohli weiß warum: "Die Menschen bauen auf ihrem Wissen ihre Karriere und ihr Machtgefüge auf. Das auch nur in Teilen aufzugeben, fällt vielen besonders schwer."
In der Tat zeigt eine Studie von Harvey Nash und KPMG, dass der Widerstand gegen den Wandel als größtes Hindernis für eine erfolgreiche digitale Transformation gesehen wird. Von den befragten 4500 CIOs sehen das 43 Prozent so.
Auch wenn es darum geht, den Change-Widerständen entgegenzutreten, sieht Kohli den CEO in der Pflicht. Dessen Aufgabe sei es, die Belegschaft zu einen und auf die Strategie, beziehungsweise Vision, einzuschwören.
5. Kein Sinn, Zweck oder Plan
Ob Ergebnisse, die zu wünschen übrig lassen oder Druck durch Vorstände und die Konkurrenz: Die meisten Unternehmen wissen ganz genau, warum sie sich dem digitalen Wandel stellen müssen. Das Problem ist laut Rajan Kohli dabei nur, dass viele gar nicht wissen was genau sie verändern und wie sie das anstellen sollen: "Unentschlossenheiten dieser Art können zum Stillstand - oder schlimmer - falschen Entscheidungen führen."
Eine der wesentlichen Herausforderungen für Unternehmen bei der Digitalisierung ist es, die Transformationsstrategie mit kurz- und langfristigen finanziellen Zielen in Einklang zu bringen. Das betrifft insbesondere börsennotierte Unternehmen.
"Entscheidungen die auf kurze Sicht getroffen werden, sind auf lange Sicht unter Umständen nicht die besten", gibt Kohli zu bedenken.
6. Geschwindigkeitsabfall
Wer die Digitalisierung im Schneckentempo angeht, tut sich keinen Gefallen. Unter den Teilnehmern der bereits genannten Wipro-Studie gaben nur vier Prozent an, ihre geplanten digitalen Investments im Zeitraum von einem Jahr umgesetzt zu haben. Die Mehrheit der Teilnehmer rechnet damit, dass sich die Investitionsfrüchte ihres Unternehmens erst in den nächsten zwei bis drei Jahren ernten lassen.
"Die Geschwindigkeit des Wandels ist atemberaubend", mahnt Janice Miller: "Sie müssen strategisch auf Zack sein und dürfen nicht zwei Jahre brauchen, um alle Mann an Bord zu holen. Die Entstehung neuer Ideen ist maßgeblich an die Veränderung der Unternehmenskultur geknüpft. Dazu gehört auch die Schaffung eines psychologischen Sicherheitsnetzes: Fehler müssen Teil der Planung sein."